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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sie schon aus dessen vorsichtig gehaltener Aussage erkannt, daß er wenigstens an ihrer Schuld noch Zweifel hegen mochte. Sie sagten sich, daß das Herz des vortrefflichen Mannes für sie noch nicht gänzlich verschlossen sein könnte. Hatte er den so bestimmt abgegebenen Zeugnissen des Bootsmannes und des Schiffsjungen Jim auch nur moralische Einwände entgegenstellen können, so hatte er damit vor der Jury, der Eingebung seines Gewissens folgend, doch in keiner Weise zurückgehalten.
    Die übrigen Zeugen hatten ja gar keine anderen Angaben machen können, als es geschehen war. Was Flig Balt anging, sahen die Brüder in dem Verhalten dieses Elenden nur die Befriedigung seines Hasses, nur eine Tat der Rache gegen den neuen Befehlshaber des »James-Cook«, gegen den Kapitän, dessen Entschlossenheit die Meuterei unterdrückt und der deren Rädelsführer in den Frachtraum geschickt hatte. Wenn sich die Papiere Harry Gibsons samt dem ihnen gehörenden Dolche in ihrer Kabine befanden, waren diese heimlich von denen, die jene gestohlen hatten, dahin gebracht worden, um sie zu verderben!… Wie hätten sie aber mutmaßen können, daß einer der Mordgesellen von Kerawara gerade der Bootsmann der Brigg wäre?
    Auch Hawkins, der immer nach neuen Spuren sachte, hatte keiner solchen Acht einiger Aussicht auf Erfolg weiter nachgehen können. Er glaubte noch immer die Urheber der Freveltat könnten nur Eingeborne von der Insel York gewesen sein, und den deutschen Behörden werde es schon noch eines Tages gelingen, sie aufzuspüren.
    Inzwischen nahte der Tag, nahte die Stunde heran, wo zwei Männer, zwei Verurteilte, zwei Brüder die schlimmste weltliche Strafe für ein Verbrechen erleiden sollten, das sie nicht begangen hatten, gar nicht hatten begehen können.
    Hawkins, der mehr und mehr an der Überzeugung festhielt, daß Karl und Pieter Kip unschuldig seien, obwohl ihn die Beibringung von Beweisen dafür unmöglich war, hatte zu deren Gunsten schon verschiedene Schritte unternommen.
    Der Reeder war mit Assy Carrigan, dem Gouverneur von Tasmanien, genau bekannt. Er hielt Se. Exzellenz für einen geradsinnigen Mann mit sicherem Urteilsvermögen. So beschloß er denn, diesen um eine Unterredung zu ersuchen, und am Morgen des 25. Februar wurde er im Gouvernementsgebäude zu diesem Zwecke empfangen.
    Der Gouverneur war sich im voraus nicht unklar über den Beweggrund, der Herrn Hawkins zu ihm führte. Gleich aller Welt war er der Verhandlung in der Angelegenheit der Gebrüder Kip mit Spannung gefolgt und ebenso wie andere von der Schuld der Verurteilten überzeugt.
    Trotzdem erstaunte Se. Exzellenz nicht besonders, als Hawkins ihm seine Anschauung auseinander gesetzt hatte.
    Da er seinen Ausführungen aber aufmerksam Gehör schenkte, legte sich Hawkins keinerlei Zurückhaltung auf. Er sprach mit solcher Wärme von den beiden Opfern eines Justizirrtums, hob in so einwandfreier Logik alle die dunkeln, unentschiedenen oder mindestens noch unaufgeklärten Punkte in der Angelegenheit hervor, daß Se. Exzellenz in seinen Anschauungen darüber doch etwas schwankend wurde.
    »Ich sehe, mein lieber Hawkins, erklärte der hohe Beamte, daß Sie während der Reise des ›James-Cook‹ Karl und Pieter Kip in höchstem Maße achten und schätzen gelernt, sowie daß diese sich dessen immer würdig erwiesen haben…
    – Ich betrachtete sie, und betrachte sie noch heute als sehr ehrenwerte Männer, Herr Gouverneur, fiel Hawkins überzeugten Tones ein. Zur Bekräftigung meiner Überzeugung kann ich Ihnen zwar keine handgreiflichen Beweise liefern, da mir solche bisher noch fehlen und leider wohl auch immer fehlen werden… doch nichts von dem, was bei den Verhandlungen vorgebracht, nichts, was von den Zeugen ausgesagt worden ist, hat in mir die Gewißheit abschwächen können, daß die beiden Unglücklichen unschuldig sind. Möge Eure Exzellenz auch nicht übersehen, daß sich jene Zeugenaussagen eigentlich auf eine einzige, auf die des Bootsmannes beschränken, und gerade diese erscheint mir jetzt mehr und mehr verdächtig. In ihm gärt der Haß; nur aus Rachsucht bezichtigt er die Gebrüder Kip eines Verbrechens dessen sie nicht schuldig sind, und das ich irgend einem Eingebornen von Kerawara zuschreibe.
    – Es gibt aber auch noch ein anderes Zeugnis als das Flig Balts, lieber Herr Hawkins.
    – Das des Schiffsjungen Jim, Herr Gouverneur, und das erkenn’ ich ganz so an, wie es abgegeben worden ist, denn dieser junge Mensch ist unfähig zu

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