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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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konnte sie ja auch nicht vergessen, was sie dem mutigen Eingreifen Karl Kips schuldete. So gelang es der dankbaren Dame infolge ihrer wiederholten Vorsprache bei dem Gouverneur von Tasmanien, dessen Zustimmung zu erwirken, daß die beiden Brüder eine besondere Schlafzelle erhielten.
    Ehe sie dahin übersiedelten, wollten Karl und Pieter Kip O’Brien und Macarthy noch einmal für die ihnen erwiesenen guten Dienste danken.
    Die Irländer verhielten sich dem gegenüber auffallend kühl. Sie hatten ja wohl nur ihre Pflicht getan, als sie die beiden Brüder gegen die wilden Sträflinge verteidigten, und als die Holländer ihnen die Hände entgegenstreckten, als sie sich verabschieden wollten, da schlugen die Irländer nicht in diese ein.
    Bald darauf befanden sich die Brüder allein.
    »Ich weiß zwar nicht, rief Karl Kip schmerzlichen Tones, weswegen diese Leute verurteilt sind, einer Mordtat wegen aber gewiß nicht, denn sie weigerten sich, die Hände zweier Mörder – wie wir – zu berühren!«
    Da übermannte ihn wieder ein heiliger Zorn.
    »Wir… wir… Mörder!… Und nichts… nichts, um zu beweisen, daß wir es nicht sind!
    – Gib die Hoffnung nicht auf, mein armer Karl, antwortete Pieter, eines Tages wird auch uns noch Gerechtigkeit werden!«
    Im März 1887 vollendete sich das erste Jahr, seit die beiden Brüder nach Port-Arthur eingeliefert worden waren. Was hätten sie in dieser Zeit mehr erlangen können, als die Milderung der sonst so harten Vorschriften der Strafanstalt, die ihnen zuteil geworden war? So viel Vertrauen Pieter Kip aber auch auf die Zukunft hatte, voraussichtlich blieben sie doch ihr Leben lang die unglücklichen Opfer eines Justizirrtums.
    Und doch waren sie keineswegs so verlassen, wie sie wohl glaubten. Draußen hatten sie, wenn nicht Freunde, wenigstens aber Gönner, die an ihrer traurigen Lage ein lebhaftes Interesse nahmen. Nat Gibson weigerte sich, durch seinen Kummer verblendet, zuzugeben, daß irgendwelche Mutmaßungen zu ihren Gunsten sprächen, Hawkins aber ließ in seinen Bemühungen, in die traurige Sache Licht zu bringen, niemals nach. Er unterhielt einen lebhaften Briefwechsel mit Herrn Zieger in Port-Praslin und mit Herrn Hamburg in Kerawara. Er beschwor sie, ihre Nachforschungen fortzusetzen und sie ebenso über Neuirland wie über Neubritannien auszudehnen. Gelang ihnen dabei nicht der Nachweis, daß das Verbrechen von Eingebornen begangen war, gab es da nicht andere, die das getan haben konnten: Arbeiter von den Faktoreien oder Matrosen von einem oder dem anderen der Schiffe, die damals in den Häfen des Archipels lagen?
    Auf diesen Weg verweisend, kam Hawkins dann der Gedanke, ob man die Mörder nicht unter der Mannschaft des »James-Cook« selbst zu suchen habe, wie das Karl und Pieter Kip ebenfalls vermuteten. Dem Len Cannon und seinen Kameraden – vielleicht auch anderen – war eine solche Untat gar wohl zuzutrauen. Manchmal fiel ihm da auch der Name Flig Balt ein… immerhin waren das nur ganz unsichere Mutmaßungen, die sich weder durch die Aussagen der Zeugen stützten, noch durch die bei den Verhandlungen zutage getretenen greifbaren Beweise begründet wurden.
    Hawkins beabsichtigte dann noch selbst, nach Port-Arthur zu fahren. Er empfand etwas wie einen unwiderstehlichen Drang, seine Schützlinge wiederzusehen, eine Art instinktives Vorgefühl, das ihn nach der Strafanstalt trieb.
    Man wird sich leicht das ungeheuere Erstaunen und die unbeschreibliche Erregung vorstellen können, die sich der Gebrüder Kip bemächtigten, als sie am Morgen des 19. März nach dem Bureau des Kapitän-Kommandanten gerufen wurden und hier den Reeder erblickten.
    Diesem ging es nicht weniger nahe, die Schiffbrüchigen von der »Wilhelmina« jetzt in der Sträflingstracht wiederzusehen. In der Erregung des ersten Augenblicks wollte Karl Kip seinem Wohltäter entgegenstürmen, sein Bruder aber hielt ihn davon zurück. Und da Hawkins, der sich eine begreifliche Reserve auferlegte, nicht näher an sie herantrat, blieben sie still und stumm stehen in der Erwartung, daß man schon ein Wort an sie richten werde.
    Skirtle hielt sich scheinbar gleichgültig beiseite. Er wollte es Hawkins überlassen, der Zusammenkunft den Stempel zu verleihen, den er für den richtigen hielt, und auch die Tonart des Gespräches nach Belieben anzuschlagen.
    »Meine Herren«… begann der Reeder.
     

    Als die Holländer ihnen die Hände entgegenstreckten, schlugen die Irländer nicht ein. (S.

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