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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hatten losreißen können, sollten eben weiter zurückgeschleppt werden, als zwei Männer den Aufsehern den Weg versperrten.
    Karl Kip und seinem Bruder, die sich auf die Häscher stürzten, gelang es, die Gefangenen wieder zu befreien.
    Immer krachten noch weitere Schüsse und auf beiden Seiten wurden mehrere Kämpfer ernstlich verwundet. Auf der schmalen Landspitze konnte der Kampf mit Vorteil für die Amerikaner freilich nicht lange fortgeführt werden. Mußten ihn der Offizier und die Matrosen von der »Illinois« aufgeben, so konnten sie die Flüchtlinge nicht mitnehmen, und wer weiß, ob sie nicht ihr edelmütiges Wagestück zu Gunsten der Irländer im Gefängnisse von Hobart-Town gar noch mit dem Verluste der eigenen Freiheit bezahlen mußten.
    Waren die Schüsse, die Rufe und das Gebell bis nach der Lichtung hin hörbar gewesen, so wurden sie glücklicherweise auch draußen auf dem Meere vernommen. An Bord der »Illinois« erkannte man, daß ein hitziges Gefecht zwischen den Matrosen und den Leuten aus der Strafanstalt entbrannt sei, ein Gefecht, das ein kräftiges Eingreifen von seiten des Schiffes verlangte.
    Der Kommandant fuhr deshalb bis auf zwei Kabellängen an den Kampfplatz heran und ließ dann schnellstens ein zweites Boot mit einem Dutzend Matrosen aufs Meer setzen.
    Binnen wenigen Augenblicken landete die Verstärkung an der Landspitze, und damit änderte sich sofort die Sachlage. Die Aufseher, die jetzt nicht mehr in der Überzahl waren, mußten die Gefangenen loslassen und sich unter Mitnahme ihrer Verwundeten zurückziehen. Der Offizier und die Matrosen hatten nur noch mit den drei Flüchtlingen die Boote zu besteigen, nachdem noch einige Schüsse zwischen den beiden Parteien gewechselt waren.
    Da näherten sich noch Karl und Pieter Kip schnell O’Brien und sagten:
    »Gerettet… ihr seid gerettet!
    – Und ihr ebenfalls!« rief der Irländer.
    Ehe sie recht wußten, was mit ihnen geschah, wurden die beiden Brüder auf ein Zeichen O’Briens von Matrosen in eines der Boote gehoben, die nach der »Illinois« zurückfuhren.
    Der Dampfer wendete sich sofort nach dem Eingange der Storm-Bai, umschiffte das Kap Pillar, und als es völlig Nacht war, schaukelte er schon weit draußen auf dem Großen Ozean.
Vierzehntes Kapitel.
Die Folgen des Vorfalls.
    Schon seit einigen Monaten besprach man in Hobart-Town wieder die Angelegenheit der Gebrüder Kip mit lebhaftem Interesse. Zu einem Umschlage der öffentlichen Meinung, zu dem Gedanken, daß Karl und Pieter Kip die Mörder des Kapitäns Gibson doch nicht wären, war es freilich noch nicht gekommen. Nein, die große Menge sprach sich noch keineswegs zu Gunsten der Opfer eines traurigen Justizirrtums aus. Man wußte jedoch, daß Herr Hawkins an deren Unschuld glaubte, und ebenso war es bekannt, daß er seine Bemühungen zur Aufklärung des Sachverhalts fortsetzte und Se. Exzellenz Sir Edward Carrigan dafür – und zwar mit Erfolg – zu gewinnen sachte.
    »Ja… wenn Herr Hawkins nun doch recht hätte?« hörte man wohl den und jenen sagen.
    Die große Mehrheit – es verdient das betont zu werden – hegte jedoch keinen Zweifel an der Schuld der Gebrüder Kip, und die ganze Angelegenheit wäre wohl schon längst der Vergessenheit anheimgefallen, wenn der Reeder sich nicht so unablässig bemüht hätte, eine Wiederaufnahme der Verhandlungen herbeizuführen.
    Es ist wohl leicht begreiflich, daß der Besuch, den Hawkins in Port-Arthur abgestattet hatte, seine Überzeugung nur noch weiter bekräftigen mußte. Sein Gespräch mit dem Kapitän-Kommandanten, das Verhalten der beiden Brüder in der Strafanstalt, die mutige Tat, der sie einige Erleichterung ihres Loses verdankten, ihre würdige Haltung, als er verschiedene Fragen an sie richtete, der ihnen gemeinsame Gedanke, die wirklichen Urheber des Verbrechens unter der Mannschaft des »James-Cook« zu suchen, der Verdacht, den das auffällige Benehmen Flig Balts und Vin Mods erregen mußte, und endlich die warme Erkenntlichkeit, die ihm Karl und Pieter Kip bewiesen, als er ihnen einen neuen Schimmer der Hoffnung eröffnete, alles das konnte ja seinen guten Glauben nur bestärken. Wie hätte er auch seine früheren Beziehungen zu den Holländern vergessen können, von deren Auffindung auf der Insel York, ihrem Eingreifen bei dem Uberfalle der Papuas an, bis zu der Zeit, wo Karl Kip den »James-Cook« vor dem Untergange und aus den Händen Flig Balts gerettet hatte?
    Nein, Hawkins hielt an seiner Überzeugung

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