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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seine Gefährten und er es vorher nicht hatten sehen können, lag daran, daß gerade zwischen dem Fuße des Steilufers und dem kleinen Fahrzeuge mehrere Klippen aufragten.
     

    Gleichzeitig tauchten ein Dutzend bewaffnete Aufseher und Polizeisoldaten auf. (S. 384.)
     
    Dagegen war durch das Boot die Aufmerksamkeit der oben am Felsrande hinschreitenden Verfolger erweckt worden, denn diese bemerkten, daß es erst längs der Küste hinsteuerte und dann durch den Klippengürtel zu gleiten suchte. Natürlich vermuteten sie, daß es nur hierher komme, um die Irländer aufzunehmen. Ein Blick auf das Meer hinaus zeigte ihnen auch, daß dort, der Bai gegenüber, ein unter diesen Umständen Verdacht erweckender Dampfer lag.
    Das hatten auch zwei andere Sträflinge bemerkt, die, erst an der Waldlichtung beschäftigt, ebenfalls nach dem Rande des Steilufers gekommen waren.
    Diese beiden waren Karl und Pieter Kip.
    Von welch quälender Angst die beiden Brüder den ganzen Tag gefoltert worden waren, kann man sich wohl leicht vorstellen. Sie wußten ja recht gut, daß das amerikanische Schiff gestern des stürmischen Wetters wegen sich der Halbinsel nicht hatte nähern können, und sagten sich auch, daß die drei Flüchtlinge sich nahe der Saint-Jamesspitze die vergangene Nacht und heute den ganzen Tag in irgendeiner Felsenhöhle versteckt haben würden. Wie hatten sie sich aber die nötige Nahrung verschaffen können?
    Der Sturm hatte sich freilich schon seit fünfzehn Stunden gelegt und die Bai war wieder gefahrlos zu befahren. Was nun am gestrigen Abend nicht möglich gewesen war, das konnte unter dem Schutze der Dunkelheit vielleicht heute Abend versucht werden.
    Wie gewöhnlich hatten die Gebrüder Kip die Strafanstalt schon seit dem frühen Morgen verlassen und sich nach ihrer Arbeit am Walde begeben. Und als sie dabei in die Nähe des Steilufers kamen, suchten sie voller Besorgnis im Westen längs der Küste nach Rauchwolken, die die Annäherung eines Dampfers verrieten.
    Der Tag verstrich aber, und erst zehn Minuten vor der Zeit, wo der Rückweg angetreten werden sollte, ertönten von der Uferseite her die Unglück verkündenden Rufe.
    »Sie sind entdeckt… die Ärmsten!« stieß Karl Kip hervor.
    Sofort liefen zehn bis zwölf Mann, die die Obhut über ihre Rotten einigen Kameraden überließen, nach dem Uferrande hin, und die Gebrüder Kip konnten ihnen unbemerkt folgen.
    Am Rande angelangt, warfen sie sich platt zur Erde und lugten unter sich hinaus.
    Richtig, da kam ein Boot längs der Küste auf die Saint-Jamesspitze zu.
    »Es wird zu spät sein! sagte Karl Kip.
    – Ja, die Armen werden wieder gefangen werden, setzte sein Bruder hinzu.
    – Und wir können ihnen keine Hilfe bringen!«
    Kaum waren diese Worte gefallen, als Karl Kip seines Bruders Arm ergriff.
    »Komm, folge mir!« raunte er ihm zu.
    Eine Minute später kletterten beide den Pfad an der Ufermauer hinunter und schlichen sich über das Vorland hin.
    Das Boot von der »Illinois« bog eben um die Felsenblöcke vor der Bucht ein. Obwohl die amerikanischen Matrosen die Aufseher hatten herzulaufen sehen, dachten sie und ihr Offizier doch gar nicht daran, anzuhalten, da sie voraussetzten, daß sich die Flüchtlinge hier schon seit dem vorigen Tage aufhielten. Auf die Gefahr hin, bei der Dunkelheit gegen einen Felsblock zu rennen, ruderten sie nur noch kräftiger, um die Spitze womöglich eher als die Verfolger zu erreichen.
    Als das Boot aber anlegte, war es schon zu spät: O’Brien, Macarthy und Farnham waren bereits nach dem Steilufer zu weggeschleppt worden.
    »Nun vorwärts… vorwärts!« rief der Offizier.
    Mit Seitengewehren und Revolvern bewaffnet, sprangen die Matrosen ihm nach aufs Land und stürmten darüber hin, die Gefangenen zu befreien.
    Da entspann sich ein hitziger Kampf. Die Amerikaner waren nur ihrer acht: der Offizier, der Steuermann und sechs Ruderer. Selbst Farnham, Macarthy und O’Brien mitgerechnet, ergab das nur elf gegen einige zwanzig Aufseher und andere, die auf den Lärm hin ihren Kameraden auf dem Vorlande nachgeeilt waren. Außerdem waren die Doggen als nicht minder gefährliche Gegner zu betrachten.
    Auf die Hunde gaben die Matrosen auch die ersten Revolverschüsse ab. Schnell blitzte es aus den Läufen auf. Von mehreren Kugeln getroffen, wurden zwei von den Tieren getötet und die anderen entflohen unter gräßlichem Geheul.
    In der Dunkelheit drangen die Gegner wütend auf einander ein. Macarthy und Farnham, die sich nicht

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