Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
amerikanischen Matrosen und den Aufsehern an der Saint-Jamesspitze waren die beiden Brüder, als sie den drei Flüchtlingen zu Hilfe eilten, schon erkannt worden. Freilich waren sie wider ihren Willen in das Boot geschafft worden, doch wen hätte man zu dem Glauben bewegen können, daß sie bei dieser Flucht nicht im Einverständnisse mit den Feniers gehandelt hätten? Nein, alles das war vorher verabredet.
    So lautete auch der Bericht der Aufseher, als diese in die Strafanstalt zurückkehrten, wo die Abwesenheit Karl und Pieter Kips schon bekannt war. Das mußte auch der Kapitän-Kommandant annehmen, als ihm das Entkommen der Fünf gemeldet wurde, worauf er in seinem, noch denselben Tag an Se. Exzellenz Sir Edward Carrigan abgesendeten Berichte besonders hinwies.
    Die Wirkung, die diese Nachricht in Hobart-Town und in ganz Tasmanien hervorbrachte, brauchen wir wohl nicht erst auszumalen. Hawkins erfuhr davon als einer der ersten durch den Gouverneur selbst, der ihn hatte nach seiner Amtswohnung rufen lassen. Die von Port-Arthur eingegangene und ihm hier vorgelegte Depesche entfiel seinen zitternden Händen. Er konnte nicht glauben, was er gelesen hatte, er starrte nur Se. Exzellenz an, und wiederholt stammelte er mit gebrochener Stimme:
    »Sie sind entflohen… sind entflohen!
    – Jawohl, antwortete Sir Edward Carrigan, und es unterliegt keinem Zweifel, daß sie mit den beiden politischen Verbrechern und deren Genossen im Einverständnis gehandelt haben.
     

    Hawkins hatte den Gastwirt mit Fragen bestürmt. (S. 391.)
     
    – Sie… sie, rief Hawkins in furchtbarer Aufregung, ja, ich begreife es… begreife, daß sie ihre Freiheit wiedergewinnen wollten. Ich begreife, daß Freunde ihnen zu Hilfe gekommen sind… daß ihr Entweichen von langer Hand vorbereitet war… ich… ich billige es sogar…
    – Was sagen Sie da, Herr Hawkins?… Vergessen Sie denn ganz, daß es sich hier um Feinde Englands handelt?
    – Das ist wahr… freilich wahr; in Ihrer Gegenwart, Herr Gouverneur, hätte ich in dieser Weise nicht sprechen sollen. Und doch, jene Feniers hatten als politische Verbrecher keine Gnade zu erwarten. Sie waren für ihre Lebenszeit in Port-Arthur eingekerkert, während Karl und Pieter Kip… Nein, ich kann es nicht glauben, daß sie sich an dieser Flucht beteiligt haben!… Wer weiß, ob hier nicht eine irrtümliche Nachricht vorliegt.
    – Nein, das nicht, entgegnete der Gouverneur, die Tatsache ist unzweifelhaft…
    – Karl und Pieter Kip, fuhr Hawkins fort, kannten aber doch die Schritte, die für eine Wiederaufnahme ihres Prozesses getan wurden… sie wußten, daß Eure Exzellenz sich für sie interessierten, daß ich ihre Sache zur meinigen gemacht hatte…
    – Gewiß, lieber Hawkins; doch sie werden geglaubt haben, daß alles erfolglos bleiben werde, und als sich ihnen da eine Fluchtgelegenheit bot…
    – Dann müßte man aber voraussetzen, wendete Hawkins ein, daß jene Feniers – also auch diese – sie nicht für gemeine Verbrecher hielten, denn sie würden sich ebensowenig herbeigelassen haben, ihnen hilfreiche Hand zu bieten, wie der amerikanische Kapitän, auf seinem Schiffe Mörder aufzunehmen.
    – Ich kann mir die ganze Sache nicht recht erklären, meinte Se. Exzellenz, vielleicht kommt später mehr Licht hinein. Das eine steht jedoch fest, daß die Gebrüder Kip aus Port-Arthur entflohen sind, und Sie, lieber Hawkins, werden alle Bemühungen zu Gunsten der Leute einstellen können.
    – O… ganz im Gegenteil!
    – Wie? Auch nach dieser Flucht glauben Sie noch an deren Unschuld?
    – Noch ebenso wie früher, Herr Gouverneur, versicherte Hawkins im Tone unerschütterlichster Überzeugung. O, ich versehe mich dessen wohl: man wird mich einen Toren schelten, daß ich mich auch vor den augenscheinlichsten Beweisen nicht ergäbe, daß diese Flucht ein Eingeständnis ihres Schuldbewußtseins sei, daß sie auf keinen Erfolg einer Revision rechneten, weil sie sich schuldig fühlten, und daß sie es deshalb vorgezogen haben, zu entfliehen, als sich eine Gelegenheit dazu darbot…
    – Ja wirklich, erklärte der Gouverneur, es dürfte schwierig sein, das Verhalten Ihrer Schützlinge anders auszulegen.
    – Und doch… nein, nein! fuhr Hawkins fort, jene Flucht ist noch kein Eingeständnis. Über der ganzen Sache schwebt, dabei bleib’ ich, noch ein Dunkel, das die Zukunft wohl aufhellen wird. Ich bin weit eher der Meinung… ja, ich glaube, daß Karl und Pieter Kip wider ihren Willen mit

Weitere Kostenlose Bücher