Die Gebrüder Kip
Salomonsinseln überall. Man braucht sich nur der Reisen Carterets, Hunters und des Amerikaners Morrel zu erinnern, der hier nahe daran war, sein Schiff, die ›Australie‹, zu verlieren. Eine von den Inseln heißt deshalb auch Ile des Massacres (Insel der Schlächtereien), und viele von den anderen verdienten wahrlich denselben Namen.
– Nun, meine Herren Holländer, nahm Hawkins jetzt das Wort, Ihre Aufgabe ist es, diese Eingebornen zu zivilisieren. Ihre Flagge weht ja über den benachbarten Ländern… sie beschützt den Archipel der Molukken, und man wird es Holland immer Dank wissen, dort die Handelsschiffahrt gesichert zu haben.
– O, erwiderte Karl, die Regierung von Batavia hält dieses Ziel auch schon immer im Auge. Es vergeht gewiß kein Jahr, ohne daß ein Schiff nach der Bai von Triton, an der Nordküste Neuguineas, gesendet würde, wo wir ja eine Kolonie begründet haben.
– Und wo die Niederlande versuchen werden, noch andere zu gründen, setzte Pieter Kip hinzu. Das liegt ja in unserem eigenen Interesse, vorzüglich seit Deutschland die Inselgruppen im Norden von Neuguinea in Besitz genommen hat.
– Ja freilich, alle Seemächte hätten Veranlassung, Sie darin zu unterstützen, bemerkte Nat Gibson. Die meisten haben ja in diesem Teile des Großen Ozeans Fuß gefaßt, dafür sprechen doch schon die geographischen Bezeichnungen, wie Neukaledonien, Neuseeland, die Neuen Hebriden, Neuhannover, Neubritannien und Neuirland, ohne von Australien zu reden, das ja anfänglich Neuholland hieß und das gänzlich in Besitz Englands übergegangen ist.«
Dieser Hinweis war ja ganz richtig. Flaggen aller Farben wehen über diesem Kolonialgebiete, wo die Zivilisation eigentlich schnellere Fortschritte gemacht haben sollte.
Ebenso richtig ist freilich, daß das genannte Gebiet bisher noch zu wenig von den Seemächten im Auge behalten worden ist. Zwischen den Salomonsinseln, den Hebriden, Papuasien und den nördlicheren Inselgruppen ist die Schiffahrt noch immer von ernsten Gefahren bedroht.
Es kann unter solchen Umständen nicht wundernehmen, daß der »James-Cook« mit einem kleinen kupfernen Geschütz ausgerüstet war, das fünfzehnpfündige Kugeln sechshundert Meter weit schleuderte, und daß am Gewehrständer im Deckhause ein halbes Dutzend Flinten und Revolver hingen. Damit konnte man schon einige verdächtige Piroguen, die sich etwa heranzuschleichen suchten, erfolgreich abwehren.
Die Papuas oder Papus, eigentlich Negritos, bilden ein Zwischenglied zwischen Malaien und Negern. Sie zerfallen wieder zu den Alfakis, die in den Bergen wohnen, und den eigentlichen Papuas, den Bewohnern des Küstenlandes. Diese Eingebornen, die weder Ackerbau noch Viehzucht treiben, bilden wieder vereinzelt dastehende Stämme unter dem Befehl bejahrter Häuptlinge, die als »Kapitane« bezeichnet werden. Alle bewohnen recht elende Hütten und sind nur höchst notdürftig mit Tierfellen oder Schürzen aus Rindengewebe bekleidet. Übrigens macht auf Neuguinea und den Louisiaden die Lebensführung keine Schwierigkeiten. Nahrungsmittel gibt es in Hülle und Fülle: Schildkröten, Fische, Taros, Yamswurzeln und eßbare Muscheln finden sich hier in ebenso großer Menge wie Zuckerrohr, Bananen, Kokosnüsse, Sago und Palmenkohl. In den prächtigen Wäldern des Innern mit ihrem reichen Bestand an Muskatbäumen, Fächerpalmen, Bambus-und Ebenholzbäumen, tummeln sich Wildschweine, Känguruhs, Kalaotauben und eßbare Holztauben, außerdem als Vertreter der Vogelwelt Kakadus, Papageien, Kukals, Loris, Gimpel, Turteltauben, Gucas, Nikobars, Taucherenten und Leierschwänze. Dazu kommen endlich noch die schönsten Paradiesvögel, acht verschiedene, herrliche Arten, von dem großen Smaragdvogel an bis zur sogenannten königlichen Manucoda, die auf den Märkten Ostasiens alle hoch im Preise stehen. Hieraus erklärt es sich ja, daß ein Reisender diese Weltgegend das Dorado Ozeaniens nennen konnte, dem es weder an kostbaren Holzarten, noch an Gold und wertvollen Perlen fehlt.
Es kam nicht in Frage, daß der »James-Cook« die Hauptpunkte Neuguineas besuchen sollte, wie den Hafen von Dori, den Mac Cluergolf, die Geelwinkbai, die Humboldt-oder die Tritonbai. An der letztgenannten haben die Holländer einige Faktoreien angelegt. Die Brigg sollte vielmehr ohne Aufenthalt das Kap Rodney, an der östlichsten Spitze der großen Insel, umsegeln und sofort, zur Vermeidung der zahllosen Risse der Umgebung, aufs offene Meer hinaussteuern.
Das geschah
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