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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gegend hier war übrigens sehr belebt. Küstenfahrer sieht man überall längs des Ostufers Tasmaniens und trifft nahe dem Eingange zur Baßstraße ganze Flottillen von kleinen Booten. Es wäre also leicht genug gewesen, gegen Tagelohn einige Matrosen zur Vervollständigung der Mannschaft anzuwerben, wenn Karl Kip sich gezwungen sähe, mit Strenge auch gegen die anderen Genossen Len Cannons vorzugehen, die ja wegen ihres Anteils an der unterdrückten Meuterei verdächtig genug erschienen.
    Karl Kip untersagte ihnen übrigens jeden Verkehr mit den Gefangenen. Diese verließen den Raum des »James-Cook« nur, um in das Seemannsgefängnis von Hobart-Town einzuziehen. Nur zwei Stunden des Nachmittags durften sie jetzt das Deck betreten, und dabei war es jedem strengstens verboten, auch nur ein einziges Wort mit ihnen zu wechseln. Ihre Nahrung trug ihnen Jim zu, und auf den Schiffsjungen konnte man sich bei seiner Anhänglichkeit an Hawkins und Nat Gibson auf jeden Fall verlassen.
    Vin Mod war es also, so lebhaft er es auch wünschte, ganz unmöglich, mit Flig Balt in Verbindung zu treten, ob er ihm nun das oder jenes anraten oder ihm sein Verhalten vor den Schranken des Gerichtes vorschreiben wollte. Er sah sich eben zu sorgsam überwacht. Bei dem geringsten verdächtigen Benehmen wäre er ebenfalls eingesperrt worden, und ihm kam es doch zweifellos vor allem darauf an, nach der Landung in Hobart-Town völlige Handelnsfreiheit zu haben.
    Bei günstigem Winde und ruhigem Wetter ging die Fahrt unter den erwünschtesten Umständen weiter. Karl Kip blieb es auch erspart, Ersatzmannschaften aufzunehmen, um das Schiff in den Hafen zu führen.
    Alles in allem konnte sich Hawkins nur beglückwünschen, den unwürdigen Bootsmann durch einen Kapitän wie Karl Kip abgelöst zu haben.
    Als die Brigg das Kap Pillar am südlichsten Ausläufer Tasmaniens in Sicht bekam, mußte sie gegen den Wind segeln und sogar lavieren, um zuerst diese Landspitze und dann, weiter im Westen, das Kap Raoul zu umschiffen. Von hier aus erforderte es vierundzwanzig Stunden, nach der Storm-Bai zu gelangen, die so tief in diesen Teil der tasmanischen Küste einschneidet. Die Gestaltung hoch aufsteigender Länder verändert oft die Richtung atmosphärischer Strömungen. Auch der »James-Cook« traf jetzt am Eingang zur Storm-Bai eine ziemlich frische südöstliche Brise an. Er durchschnitt die Bai von Süden nach Norden infolgedessen mit vollen Segeln, steuerte auf die Mündung des Derwentflusses zu und ging am 2. Januar Nachmittag gegen drei Uhr im Hafen von Hobart-Town glücklich vor Anker.
     
    Ende des ersten Bandes.

 

Zweiter Band.

Erstes Kapitel.
Hobart-Town.
    Tasmanien, 1642 von dem Holländer Abel Tasman entdeckt, trank 1772 das Blut des Franzosen Marion, wurde 1784 von Cook, 1793 von Entrecasteaux besucht und endlich von einem gewissen Baß, einem Arzte der australischen Kolonie, als Insel erkannt. Anfänglich führte es den Namen Van Diemensland, zu Ehren des Statthalters von Batavia, der Hauptstadt des Kolonialgebietes der Niederlande im äußersten Osten.
    Als dann englische Einwanderer 1804 seinen Hauptort Hobart-Town gründeten, ging es in den Besitz Großbritanniens über.
    Nachdem die Insel politisch zuerst Neusüdwales, einer der Provinzen des südlichen Australiens, angegliedert gewesen war – von dem es übrigens nur durch die hundertfünfzig (englische) Meilen breite Baßstraße getrennt ist – löste sich Van Diemensland später von diesem ab und hat seit dieser Zeit, wie die meisten überseeischen Besitzungen Englands, unter der Oberhoheit der Krone seine Unabhängigkeit zu wahren gewußt.
    Es bildet eine fast dreieckige Insel, die vom 43. Grade südlicher Breite und vom 147. Grade östlicher Länge von Greenwich durchschnitten wird. Die Insel ist ziemlich groß, denn sie mißt ungefähr hundertfünfundsiebzig Meilen (280 km) bei fünfzig Meilen (80 km), sie ist auch recht fruchtbar, denn man erntet hier alle Erzeugnisse der gemäßigten Zone in reicher Menge. In neun Kreise geteilt, hat sie zwei Hauptorte, Hobart-Town und Lawncestou (früher Port Dalrymple), den einen an der nördlichen, den anderen an der südlichen Küste und beide verbunden durch eine vortreffliche Landstraße, die einst von australischen Strafgefangenen erbaut worden war.
    Tatsächlich waren Deportierte die ersten Bewohner Tasmaniens, wo bald sehr umfängliche Strafanstalten entstanden, darunter die von Port-Arthur. Jetzt ist es, dank dem kolonisatorischen

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