Die Gebrüder Kip
Augenblicke an, daß sie es jetzt mit einem tatkräftigen, entschlossenen Kapitän zu tun hatten, mit einem Seemanne, der keinen Widerstand gegen seine Befehle dulden würde. Hawkins aber konnte sich nur beglückwünschen wegen des Entschlusses, den er im Interesse des »James-Cook« gefaßt hatte.
Ob nun Vin Mod, Len Cannon und dessen Kameraden wohl auf die Ausführung ihrer Pläne verzichteten, oder ob sie nicht noch vor dem Eintreffen in Tasmanien einen Gewaltstreich versuchen würden… wer konnte das wissen?
Auf der Fahrt vom 20. bis zum 27. Dezember ereignete sich nichts Bemerkenswertes. Die Brigg hatte sich schon der Küste Australiens stark genähert. Unter dem Schutze des hohen Landes wurde sie durch einen recht handlichen Wind begünstigt. Eine gut gelungene Beobachtung ergab, daß sie sich seitwärts von Sydney ein wenig über dem dreiundvierzigsten Grade südlicher Breite befand. Am Nachmittage des 30. segelte sie dann schon am Eingange der Baßstraße hin, die Tasmanien vom australischen Festland scheidet.
Dauerten die günstigen Witterungsverhältnisse weiter an, so mußte der »James-Cook« – zur großen Enttäuschung für Flig Balt, Vin Mod und vorzüglich für Len Cannon und die anderen in Dunedin Angeworbenen – binnen drei bis vier Tagen in Sicht von Hobart-Town eintreffen.
Es liegt auf der Hand, daß die Aufregung des Bootsmannes und seiner Spießgesellen dadurch auf den Gipfel getrieben wurde. Mehr und mehr drängte es sie zu einer Meuterei, nicht zu einer versteckten Auflehnung, die durch Überraschung und im Dunkeln ihr Ziel anstrebte, sondern – natürlich noch vor der Ankunft im Hafen – zu einer offenen Empörung, bei der sie alles wagten, um glücklichen Falles alles zu gewinnen.
Karl Kip entging es nicht, daß unter einem Teile der Mannschaft eine Gärung herrschte; er hoffte dieser aber ebenso Herr zu werden, wie er aus dem Sturme in der Gegend der Salomonsinseln als Sieger hervorgegangen war.
Ohne von Hawkins, Nat Gibson und seinem Bruder zu reden, konnte Karl Kip ja übrigens auf die treuen und ergebenen drei Matrosen Hobbes. Wickley und Burnes auf jeden Fall rechnen.
Über Vin Mod, der die anderen wohl zu hetzen, sich dann aber vorsichtig zurückzuziehen pflegte, blieb der neue Kapitän zunächst noch etwas im Unklaren. Bezüglich Len Cannons, Kyles, Sextons, Bryces und des Kochs Koa stand seine Ansicht dagegen schon längst fest.
Für Karl Kip war es also eigentlich keine Überraschung, als die Meuterei an Bord des »James-Cook« am Abend des 30. wirklich zum Ausbruche kam. Flig Balt, der die anderen aneiferte, wollte sich den Eingang zum Deckhause erzwingen, um daraus die Waffen zu rauben. Dann gedachten die Meuterer sich zunächst auf die Gebrüder Kip zu stürzen und nachdem sie sich dieser entledigt hätten, Hawkins, Nat Gibson und die drei Matrosen mit Gewalt widerstandsunfähig zu machen… damit wären sie endlich die Herren des Schiffes geworden.
Die Haltung und Entschlossenheit Karl Kips vereitelten diesen Plan aber von vornherein. Er stürzte sich unter die Aufrührer, packte den auf ihn zustürmenden Len Cannon an der Kehle und hielt ihm seinen Revolver entgegen. Noch eine Bewegung, und es wäre um den Schurken geschehen gewesen.
Gleichzeitig bemächtigten sich Nat Gibson, Hawkins, Hobbes, Wickley und Burnes der anderen Burschen, während Pieter Kip, der mit Flig Balt handgemein geworden war, diesem das große Messer entriß, womit er sich bewaffnet hatte.
Der Kampf dauerte kaum eine Minute. Wie konnten auch sechs Mann – Vin Mod hatte sich klüglich zurückgehalten – mit sieben Männern fertig werden, die sie nicht einmal zu überraschen vermocht hatten!
Karl Kip befand sich in der Lage berechtigter Notwehr. Er hätte dem Bootsmanne ungestraft den Schädel zerschmettern können, und hätte es wohl auch getan, wenn nicht Hawkins noch dazwischen getreten wäre. Dieser fiel ihm aber in den Arm, weil er Flig Balt lieber dem ordentlichen Gerichte überliefert sehen wollte, sobald die Brigg in den Hafen von Hobart-Town eingelaufen wäre.
Flig Balt wurde deshalb in den Frachtraum eingesperrt und hier mit noch zwei anderen, die sich am gewalttätigsten gezeigt hatten – mit Len Cannon und Kyle – in Eisen gelegt.
Bai von Sydney.
Die Sicherheit der Brigg war damit bis zur Beendigung der Fahrt gewährleistet.
Die Reise sollte überhaupt nur noch sechzig Stunden dauern, und Karl Kip konnte die Arme der drei Gefesselten voraussichtlich entbehren. Die
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