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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Möglichstes!« antwortete der Reeder.
    Da erkannte man sofort, was ein richtiger, kaltblütiger Seemann zu leisten vermochte, und was dieser im Vergleich zu dem früheren Bootsmann wert war.
    Unter dem Befehle Karl Kips, bei seiner gebieterischen Stimme und der Klarheit der Anordnungen, die er traf, arbeitete die Mannschaft ohne Widerspruch und mit regstem Eifer. Der »James-Cook« richtete sich unter Bewahrung seiner Masten nach und nach wieder auf und unter Benützung kurzer Windstillen gelang es Karl Kip, ihn dem Wellengange gerade entgegenzustellen. Trotz ihres Ungestüms wurden die Sturzseen jetzt weniger gefährlich, da sie am Vorderteile – statt vorher am Hinterteile – des Schiffes aufbrodelten. Nun hißte man, wenn auch unter großen Schwierigkeiten, ein Sturmsegel, das den Druck des Windes auszuhalten vermochte. Unter ihrem Vormarssegel, in das Karl Kip ein Reff schlagen ließ und das scharf am Winde eingestellt wurde, hielt sich die Brigg ziemlich geradeaus, während der Matrose Burnes, ein vortrefflicher Steuermann, jedes Abweichen aus dem Kurse zu verhüten verstand.
    Als diese Veränderung vor sich ging, trat Vin Mod wütend an Flig Balt heran.
    »Mit dem Kapitän Kip an Stelle des Kapitäns Balt ist für uns alles verloren!« zischte er ihm ins Ohr.
    Schon am nächsten Tage, am 21. Dezember, ließ der Sturm wider alles Erwarten merkbar nach. Das beruhte darauf, daß der Wind etwa um fünf Viertelskompaßstriche nach Westnordwest umgelaufen war.
    Ein sehr glücklicher Umstand: die Brigg brauchte infolgedessen nicht mehr auf das Land zuzuhalten, sondern konnte nun wieder einen südlichen Kurs einschlagen.
    Das tat denn auch Karl Kip, sobald der Wind es erlaubte, während er gleichzeitig das Großmars-, ein Fock-und das Gaffelsegel setzen ließ. Bei der frischen Brise mußte der »James-Cook« dann bald wieder einholen, was er auf der Flucht nach Osten verloren hatte.
    Das Meer beruhigte sich freilich nicht so schnell, wie der Wind. Noch mehrere Stunden dauerte der schwere Wogengang an und die Brigg wurde stampfend und schlingernd in furchtbarer Weise umhergeworfen.
    Gegen zehn Uhr brach die Sonne durch die Wolken. Karl Kip nahm eine Messung ihrer Höhe vor. Unter Mitbeachtung einer Mittagsbeobachtung ergab die Berechnung dieses Bestecks, daß das Schiff sich genau auf 150 Grad 17 Minuten westlicher Länge und 13 Grad 27 Minuten südlicher Breite befand.
    Eben erschien da Herr Hawkins bei dem Holländer.
    »Nehmen Sie meinen Dank, Herr Kip,« sagte er.
    Karl Kip verneigte sich schweigend vor dem Reeder.
    »Ja, ich danke Ihnen, fuhr dieser fort, danke Ihnen in meinem Namen und in dem der ganzen Besatzung, sowie aller…
    – O, ich habe nur getan, was jeder Seemann unter den vorliegenden Umständen auch getan haben würde… Dafür hab’ ich wohl keinen besonderen Dank verdient, und ich will nun die Führung dem Kapitän wieder abgeben.
    – Nein, das nicht, erklärte Hawkins lauten und so bestimmten Tones, daß es alle hören mußten. In Übereinstimmung mit Nat Gibson bitte ich Sie, den Befehl über unser Schiff beizubehalten.«
    Karl Kip machte eine ablehnende Handbewegung, Hawkins fuhr aber fort:
    »Es zu führen, gebührt dem, der es gerettet hat!… An Ihnen, Kapitän Kip, ist es also, die Brigg nach Hobart-Town zurückzubringen!«
    Da trat noch Flig Balt zorngeröteten Gesichts auf Hawkins zu, um seinen Einspruch gegen diese Änderung vorzubringen.
    »Zum Kapitän des ›James-Cook‹ hatten Sie mich ernannt, und ich bestehe darauf, das bis zum Eintreffen im Bestimmungsorte zu bleiben!
    – Es gibt keinen anderen Kapitän, verstehen Sie, Balt, als den, den ich als Reeder und Eigentümer dieses Schiffes dazu wähle, erwiderte Hawkins, dessen Entschluß unverrückbar feststand. Ich habe mich überzeugt, daß Sie den Pflichten eines solchen nicht gewachsen sind. In Zukunft ist der Kapitän Kip Herr an Bord… der Herr nächst Gott…
    – Ich werde meine Ansprüche vor den Seebehörden in Hobart-Town anhängig machen, erwiderte Flig Balt.
    – Das steht Ihnen frei, antwortete der Reeder.
    – Ich bin regelrecht ernannt worden, und…
    – Genug, Flig Balt, schnitt ihm Karl Kip das Wort ab. Kein Wort mehr!… Auf Ihren Posten!… Und was euch betrifft, ihr Matrosen, so hoffe ich auf euere Ergebenheit und eueren Gehorsam!«
    So endigte die Befehlshaberschaft des früheren Bootsmannes, und so verschwand ihm die letzte Aussicht, sich des Schiffes zu bemächtigen. Die Matrosen merkten es vom ersten

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