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Die Geburt Europas im Mittelalter

Die Geburt Europas im Mittelalter

Titel: Die Geburt Europas im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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die inneren Unruhen in Rom, geschürtdurch die Rivalität der großen Adelsfamilien und eine Unterschicht, die sich jederzeit von Rädelsführern einspannen ließ.
    Eine ungewöhnliche Episode erlebte Rom unter Cola di Rienzo, einem Mann bescheidener Herkunft, der aber sehr gebildet war, ein Liebhaber der antiken Literatur, kurz, eine Art erleuchteter Tribun. Als begnadeter Redner, der antike Zitate mit prophetischer Träumerei verband, fand er die Unterstützung begeisterter Massen, mit deren Hilfe er 1347 das Kapitol, den Sitz der Stadtverwaltung, in seine Gewalt brachte. Die Feindschaft der großen römischen Familien und des Papstes, der Truppen unter dem Kommando von Kardinal Albornoz nach Rom entsandte, zwang Cola di Rienzo, ins Exil zu gehen. Bei seiner Rückkehr nach Rom einige Jahre später versuchte er vergeblich, seine Macht wiederherzustellen, bis er 1354 ermordet wurde. Dennoch hat diese Episode die Zeitgenossen nicht nur in Rom, sondern in der ganzen Christenheit stark beeindruckt und dazu beigetragen, die geistige Offenheit für eine Renaissance des antiken lateinischen Denkens zu schaffen.
    Die Rückkehr Gregors XI. nach Rom stellte in der Kirche keinen Frieden her, sondern löste im Gegenteil eine neue, viel tiefere Krise aus. Der unverhoffte Tod dieses Papstes führte zu einem Konklave, das in tumultuarische Wirren ausartete. Da der neue, unter diesen Umständen gewählte Papst Urban VI. sogleich stark angefeindet wurde, erklärte die Mehrheit der Kardinäle seine Wahl für ungültig und wählte stattdessen Clemens VII. Aber Urban blieb im Amt, so dass es hinfort zwei Päpste gab, den Italiener Urban VI. in Rom und den Genfer Clemens VII. in Avignon. Jeder der beiden fand Unterstützung bei einem Teil der Christenheit, die somit in zwei Obödienzen zerfiel. Zur Obödienz von Avignon bekannten sich Frankreich, Kastilien, Aragón und Schottland, während Italien, England, der deutsche Kaiser und die Königreiche der östlichen und nördlichen Randgebiete Europas der römischen Obödienz angehörten. Beide Päpste hatten ihre eigenen Kardinäle, die beim Tod des einen und des anderen partielle Konklaven bildeten. Auf Urban VI. folgten Bonifatius IX. (1389–1404), Innozenz VII. (1404–1406) und Gregor XII. (1406–1415). Auf Clemens folgte 1394 Benedikt XIII. Bemerkenswert ist, dasssich die Landeskirchen – genau wie später im 16. Jahrhundert während der Reformation – den Entscheidungen ihrer Könige und politischen Obrigkeiten anschlossen. Zahlreiche Christen, geistliche wie weltliche, waren über die Situation schockiert und zutiefst verstört. Ab 1395 schlug Frankreich eine Lösung auf dem Weg des gleichzeitigen Rücktritts beider Päpste vor, die so genannte
via cessionis
. Benedikt XIII. weigerte sich. Im Jahr 1409 kam es schließlich dazu, dass ein aus Kardinälen beider Lager bestehendes Konzil beide Päpste absetzte und an ihrer Stelle Alexander V. ernannte. Ihm folgte schon 1410 Johannes XXIII., den die Tradition jedoch nicht anerkennt und der nicht in die offizielle Liste der Päpste aufgenommen wurde. Aber Benedikt XIII. und Gregor XII. hielten weiter an ihren Positionen fest, so dass es nun nicht nur zwei, sondern drei rivalisierende Päpste gleichzeitig gab. Johannes XXIII. wurde aus Rom vertrieben und 1415 auf dem Konzil von Konstanz abgesetzt. Gregor XII. trat zurück, der mittlerweile vollständig isolierte Benedikt XIII. wurde erneut abgesetzt. Am 11. November 1417 wählte das Konzil schließlich wieder einen einheitlichen, allgemein anerkannten Papst, Martin V. Das Schisma lebte weniger ernst von 1439 bis 1449 für kurze Zeit noch einmal auf, bis das Konzil von Ferrara-Florenz und Papst Eugen IV. ihm definitiv ein Ende setzten. In letzter Minute bemühten sie sich, doch noch eine Versöhnung zwischen der römisch-lateinischen und der griechisch-orthodoxen Kirche zu erreichen. Das Scheitern dieses Versuchs wurde 1453 durch den Einmarsch der Türken in Konstantinopel besiegelt.
    Das Abendländische Schisma war eine schwere Prüfung für das christliche Europa, dessen Einheit für viele Jahre zerbrach. Auch wenn in dieser Zeit die emotionale Bindung an die römische Kirche deutlich wurde, war deren einigende Macht stark erschüttert. Die Landeskirchen gingen auf Distanz zu Rom, und die Monarchien bereiteten sich darauf vor, bilaterale Abkommen mit dem Papsttum zu schließen. Das Europa der Konkordate kündigte sich an.
Die neuen Häretiker: Wyclifiten und

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