Die Gedichte
jetzt laß es genug!«
»Und gibst du mir auch von dem Gold?«
»Das weißt du!« – »Nein, du Schelm,
just auf der Stelle, sieh, ich wollt,
du füllst mir deinen Helm!«
»Es sei!« – »Wie’s durch die Finger bebt,
der Glanz gefällt mir gut! –
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… Schau, was dir da am Finger klebt,
kam das vom Golde? – Blut!« – …
– – – – – – – – – – – – – – – – – – –
9. SZENE
»Du kniest am Markstein, Alter, sprich! –
Das ist kein Heilgenbild!«
»Kein Bild? – Ich bet. – Es faßte mich
das Schicksal gar so wild. «
»Hast du kein Haus, hast du kein Land,
das deiner Hände braucht?«
»Das Land zerstampft, das Haus verbrannt,
sieh hin – gewiß – es raucht. «
»Was bauts nicht wieder auf dein Sohn
und hilft dir aus der Not?«
»Mein Sohn zog in den Krieg davon,
jetzt ist er sicher tot. « –
»Was streicht dir deines Haares Schnee
der Tochter Hand nicht, weich?« –
»Der bracht ein Troßbub Schand und Weh,
da sprang sie in den Teich. « –
»So sieh mir ins Gesicht! – Und brach
das Herz dir auch vor Graus … «
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
»Ich kann nicht, Herr, ein Kriegsknecht stach
mir beide Augen aus. «
10. FEUERLILIE
Winters, als die Äste krachten,
keine Bäche konnten frieren,
weil die Fluten Blutes ihren
Pulsschlag immer neu entfachten.
Als die Zeit kam, da die Blume
aufwacht und der Vogel flötet,
sprang die Lilie selbst gerötet
aus der todgedüngten Krume.
11. BEIM FRIEDLAND
Heimgekehrt von Schlacht und Schlag
freut sich Obrist und Gemeiner;
denn jetzt hält der Wallensteiner
wieder seinen Hof zu Prag.
Just ließ frei den Turn er ziehn;
das war so von seinen Trümpfen
einer. – Drauf ward Nasenrümpfen
Mode … dort bei Hof zu Wien.
Laßt sie zetern. Friedlands Heer
muß nicht darben und nicht dürsten, –
und aus Knechten macht er Fürsten,
unser Herzog. – Wer kann mehr?
12. FRIEDEN
Prag gebar die Mißgestalt
dieses Krieges, der voll Tücke
hauste. – Auf der Karlsbrücke
starb er, dreißig Jahre alt.
Endlich riß das Eisenstück
nur dem Acker eine Schramme,
und vom Kirchturm schlug die Flamme
in den trauten Herd zurück.
BEI DEN URSULINEN
Geh mittags zu den Ursulinen,
wenn man den Armen Speise trug,
da siehst du, wie in müde Mienen
die Not schrieb ihren Namenszug.
Da siehst du Stirnen, die schon frühe
des Schmerzes Eisenreif umschloß,
und Wangen, die der Dunst der Brühe
mit falscher Röte übergoß.
Du hörst, wie leisem Dankesworte
sich Fluch bald, bald Gebet gesellt:
so brandet an der Klosterpforte
das ganze Elend dieser Welt.
AUS DER KINDERZEIT
Sommertage auf der ›Golka‹ …
Ich, ein Kind noch. – Leise her,
aus dem Gasthaus klingt die Polka,
und die Luft ist sonnenschwer.
Sonntag ists. – Es liest Helene
lieb mir vor. – Im Lichtgeglänz
ziehn die Wolken, wie die Schwäne
aus dem Märchen Andersens.
Schwarze Fichten stehn wie Wächter
bei der Wiesen buntem Schatz;
von der Straße dringt Gelächter
bis zu unserm Laubenplatz.
An die Mauer lockt uns beide
mancher laute Jubelschrei:
drunten geht im Feierkleide
Paar um Paar zum Tanz vorbei.
Bunt und selig, Bursch und Holka,
Glück und Sonne im Gesicht! –
Sommertage auf der ›Golka‹, –
und die Luft war voller Licht …
RABBI LÖW
〈1〉
»Weiser Rabbi, hoher Liva, hilf uns aus dem Bann der Not:
heut gibt uns Jehova Kinder, morgen raubt sie uns der Tod.
Schon faßt Beth Chaim nicht die Scharen, und kaum hat der Leichenwart
eins bestattet, nahen andre Tote; Rabbi, das ist hart. «
Und der Rabbi: »Geht und schickt mir einen Bocher rasch herein. « –
So geschiehts: »Wagst du nach Beth Chaim diese Nacht dich ganz allein?«
»Du befiehlst es, weiser Meister!« – »Gut, so hör, um Mitternacht
tanzen all die Kindergeister auf den grauen Steinen sacht.
Birg dich dorten im Gebete, und wenn Furcht dein Herz beklemmt.
streif sie ab: Du raubst dem nächsten Kinde kühn sein Leichenhemd.
Raubst es, – bringst es her im Fluge, her zu mir! Begreifst du wohl?«
»Wie du heißest tun mich, Meister, tu ich!« klingt die Antwort hohl.
〈2〉
Mitternacht und Mondgegleiße, –
… und es stürzt der totenblasse
Bocher bebend durch die Gasse,
in der Hand das Hemd, das weiße.
Da jetzt … sind das seine Schritte?
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