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Die gefährliche Zeugin verschwindet

Die gefährliche Zeugin verschwindet

Titel: Die gefährliche Zeugin verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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auch nett. Übrigens heiße ich
Chaline.“
    Sie blickte gespannt — auch zu
Gaby, Karl und Klößchen, ob ihr Name Wirkung hinterließ. Zwar warf sich niemand
vor Begeisterung auf den Bauch, aber alle Mienen zeigten Beifall.
    „Hast du vorhin“, fragte Tim,
„vielleicht zufällig gesehen, dass Irma Heinze zu Hause war — allerdings nicht
allein, sondern in Begleitung zweier Männer, vermutlich, oder auch nur eines
Mannes?“
    „Es waren zwei“, antwortete
Chaline. „Ich dachte mir, die sind sicherlich auch bei der Polizei. Allerdings
— wenn man mich mal verhaftet, dann lieber von Frau Heinze, wenn ich bitten
darf und nicht von den... Typen.“
    Für einen Moment hielt Tim die
Luft an. Wahnsinn!, dachte er. Endlich eine Spur. Hinter ihm pustete Gaby gegen
ihre Ponyfransen. Er hörte es.
    „Du hast also die Männer
gesehen?“
    Chaline nickte. „Als die drei
reingingen. Sie sind mit einem dunkelblauen VW gekommen. Oder war er schwarz?
Jedenfalls sind sie ins Haus gegangen. Ich stand in meinem Zimmer am Fenster.
Aber bemerkt haben die mich nicht, denn die Gardine war geschlossen. Eigentlich
wollte ich meinen Bettvorleger ausschütteln. Hab’s dann aber doch nicht
gemacht. Weil meine Mutter immer nervt, ich soll’s nicht zum Fenster raus
machen, sondern hinterm Haus.“
    Ein Hoch auf den Bettvorleger!,
dachte Tim — und blieb cool.
    „Chaline!“, sagte er
eindringlich mit unüberhörbar düsterem Unterton in der Stimme. „Die Sache ist
top secret (streng geheim). Wir müssen unbedingt wissen, wie die beiden
Männer aussehen. Du erinnerst dich, nicht wahr? Dass du toll beobachtest — vor
allem Menschen, das merkt man dir an.“
    „Danke für die Blumen. Waren
das... Gangster? Na gut, du darfst nichts sagen. Also, ich hab ja schon
angedeutet: Schwärmen würde ich für keinen der beiden. Der eine ist groß, aber
nicht riesig — vielleicht ‘ne Fingerbreite größer als du. So um die 180
Zentimeter. Schlank, ziemlich trainiert und etwa 30 Jahre alt. Schwarzes Haar,
kurz geschnitten. Sein Gesicht hat mich abgestoßen. Zu kantig und eckig und
ziemlich lang. Er trug eine dunkle Lederjacke. Kann aber auch Kunstleder
gewesen sein. Der andere ist kleiner und ausgemergelt — wie ein Fixer. Auch um
die dreißig. Glattes, schwarzes Haar mit ‘nem Entenstert hinten. Er trug einen
braunen Blouson und schwarze Jeans. Außerdem viel zu enge Schuhe, die überhaupt
nicht mehr modern sind. Das habe ich gleich gesehen. Meine Eltern haben nämlich
ein Schuhgeschäft. Das Schuhhaus Solenbed in der Beresky-Straße.“
    „Super!“, sagte Tim. „Eine
klasse Beschreibung.“
    Gaby trat neben ihn. Ihre Miene
wirkte aufgeschreckt. „Chaline, hatte der mit dem kantigen Gesicht —
Aufschlaghosen? Trug er einen Pulli?“
    Die Skaterin dachte kurz nach.
Dann nickte sie. „Ich glaube, ja.“
    „Ein... Messer hatte er nicht
in der Hand?“
    „Ein Messer? Nein. Jedenfalls
habe ich keins gesehen.“ Hoppla! Tim hätte beinahe durch die Zähne gepfiffen.
Offensichtlich wurde Gaby durch die Beschreibung an den Messertyp erinnert.
Aber, dachte Tim, das muss Zufall sein. Der Pistolero hätte ja sonst ein total
volles Programm. Mittags Mordanschlag am BBP-Supermarkt. Kurz darauf ein
Banküberfall mit Geiselnahme — und fortschreitender Entführung. Andererseits —
trotz grassierender Kriminalität in der Welt: So viele Ganoven gibt’s nun auch
wieder nicht. Jedenfalls nicht von diesem Format.
    Chaline sah aus, als platze sie
vor Neugier. Aber das Mädchen merkte auch, dass sie keine Hintergrund-Infos
erfahren würde — denn immerhin war die neue Nachbarin ja bei der Polizei und sicherlich
mit der Aufklärung gewaltiger Verbrechen beschäftigt. Nach ein paar
freundlichen Worten zum Abschied rollte Chaline auf ihren Inline-Skates in den
Bungalow. TKKG stiefelten in Richtung Gott-hilf-mir-Krankenhaus und hatten viel
zu besprechen.

9. Lösegeld
von der Schwester?
     
    Der so genannte
Gniprasch-Acker, das ehemalige Truppenübungs-Gelände, liegt mitten im Wald,
eine halbe Autostunde von der TKKG-Millionenstadt entfernt, erreichbar über
Landstraßen. Erreichbar wohl — aber niemand will dorthin. Früher waren hier
Panzer gerollt. Soldaten der Bundeswehr hatten Gräben ausgehoben. In etlichen
Betonbunkern aus dem Zweiten Weltkrieg hatten die Pflichtsoldaten
Klaustrophobie (Platzangst in engen Räumen) wegtrainiert. Es wurde also
Krieg gespielt. Aber das war nun vorbei — wegen des radioaktiven Zeugs und ein
paar anderer

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