Die gefährliche Zeugin verschwindet
uns einig. Die Polizei kann ihm
nicht zusetzen. Aber wir können ihm vielleicht die Wahrheit entlocken — wie
auch immer. Denn dann kriegen wir raus, wer der Messertyp ist — und die Gefahr
für Gaby ist behoben.“
„Sehr schön!“, meinte Karl.
„Aber wie willst du das anstellen? Willst du ihm die Bettpfanne wegnehmen oder
auf den Kopf hauen?“
„Das entscheiden wir vor Ort.“
Tim grinste. „Ich finde, wir sind berechtigt, ihm einen Besuch abzustatten. Immerhin
hat Gaby den ganzen Horror mit angesehen — und wird noch lange davon träumen.“
„Hoffentlich nicht“, wünschte
sie. „Sonst schreie ich im Schlaf und Oskar erschrickt.“
„Also machen wir einen
Krankenbesuch?“, forschte Klößchen.
Tim nickte.
„Und was ist“, überlegte Karl,
„wenn Kalenskys Krankenzimmer von der Polizei bewacht wird? Weil sich so ein
Mordanschlag auch im Krankenhaus wiederholen kann — wie man’s ja aus
amerikanischen Kriminalfilmen kennt.“
„Das glaube ich eher nicht“,
meinte Tim. „Hierzulande sorgen die Stationsschwestern für den Schutz der
Patienten. Falls aber doch ein Polizist wacht — hätten wir trotzdem freien
Zutritt. Denn alle Polizisten kennen Gaby. Und zum Teil auch uns Jungs.“
Kommissar Glockner und seine
Kollegen kamen zurück. Gaby erklärte ihrem Papi, dass TKKG nicht mitfahren,
sondern noch in der Gegend bleiben würden — um dann später den Bus oder die
U-Bahn zu nehmen.
Mit gespieltem Misstrauen sah
Glockner den Nachwuchs an.
„Habt ihr was vor?“
„Aber, Papi!“, lächelte Gaby.
„Haben wir doch immer.“
„Nichts Verbotenes“, beeilte
sich Tim zu versichern, „auch nichts Gefährliches.“
„Doch sagen wollt ihr’s mir
nicht“, stellte Glockner fest und stieg auch schon — ohne eine Antwort
abzuwarten — in seinen BMW.
Toll!, dachte Tim. Und wahnsinnig
fair. Er entbindet uns der Antwort. Dass wir Kalensky besuchen, kann nicht
unbedingt im Sinne der Polizei sein und müsste erklärt werden.
Der Streifenwagen mit den
beiden Uniformierten und der BMW fuhren ab. TKKG winkten hinterher, aber es war
nicht auszumachen, ob das registriert wurde.
„Einen Krankenbesuch macht man
nicht mit leeren Händen“, sagte Klößchen. „Am besten, wir kaufen Blumen — oder
wir pflücken einen schönen Strauß in den Gärten, an denen wir vorbeikommen.“
„Für die Gärten ist es noch zu
hell“, meinte Karl. „Und die Blumengeschäfte haben schon geschlossen. Aber du
hast sicherlich noch eine Tafel Schoko, die du gern hergibst - als Geschenk.“
„Nur über meine Leiche“,
grinste Klößchen. „Und wenn ich’s mir richtig überlege, können wir auf ein Geschenk
verzichten. Schließlich kommen wir ja nicht in freundlicher Absicht.“
In diesem Moment bemerkte Tim
die Inline-Skaterin. Aus der Richtung, in die TKKG wollten, rauschte sie heran,
ein etwa 15-jähriges Mädchen. Sie hatte dunkles Haar, trug es als zwei
seitliche Pferdeschwänze. Unterhalb der Bermuda-Shorts hatte sie Knieschützer
angelegt, auch die Ellbogen waren gepolstert. Auf dem Rücken hatte sie einen
City-Rucksack, der prall gefüllt war. Ein Baguette ( Stangenweißbrot )
ragte heraus und eine gewaltige grüne Gurke. Ein interessierter Blick galt
TKKG, dann stoppte das Mädchen gekonnt vor dem Bungalow-Grundstück, das links
neben Irmas Adresse lag und stakte durch die Pforte zum Haus, wobei sie ein am
Band hängendes Schlüsselbund aus dem Halsausschnitt des T-Shirts zog.
Sie wollte aufschließen.
„He! Hallo!“, rief Tim.
Sie drehte sich um.
„Können wir dich einen Moment
sprechen?“, fragte Tim - und trat an den Zaun.
„Klar doch. Worum geht’s?“
„Ich bin Tim. Das sind Gaby,
Karl und Klößchen. Gehe ich richtig in der Annahme, dass du einkaufen warst?“
„Soll das ein Quiz werden?“
„Nein, aber es ist wichtig.“
„Also gut, ich war einkaufen.“
„Warst du lange weg?“
„Nö. Wieso?“
„Vielleicht hast du was
beobachtet, das uns interessiert. Das muss sich hier abgespielt haben vor etwa
einer Stunde.“
„Da war ich noch zu Hause. Und
was hat sich abgespielt?“
„In dem Haus dort“, sagte Tim
und wies zu dem modernen Gebilde, „wohnt seit kurzem eine junge Frau. Sie...“
„Du meinst Irma Heinze“,
unterbrach sie ihn. „Sie ist bei der Polizei.“
„Richtig. Du kennst sie?“
„Klar. Sie war hier bei meinen
Eltern und hat sich als neue Nachbarin vorgestellt. Meine Ernährer fanden das
super und halten sie für wohlerzogen. Sie ist ja
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