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Die gefährliche Zeugin verschwindet

Die gefährliche Zeugin verschwindet

Titel: Die gefährliche Zeugin verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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gefährlicher Pannen. Das riesige Gelände — gerodet, umgepflügt und
verwüstet vom nutzlosen Treiben — lag jetzt wie eine schwärende Wunde im
Waldgebiet. Überlebensstarkes Unkraut überwucherte die Wüstenei. Stacheldraht
verrostete. Blechdosen lagen herum und erstaunlich viele Bierflaschen, deren
Etikette sich abgelöst hatten.
    Die vier Bunker hatten vor mehr
als einem halben Jahrhundert sicherlich eine strategische Bedeutung gehabt.
Jetzt konnte man sie kaum von ihrer Umgebung unterscheiden. Erde und Moos
hatten sie überzogen. Erst als Irma davor stand, sah sie die Stufen, die zu der
schweren, aber kleinen Tür hinunter führten.
    Endlich keine Heftpflaster mehr
auf den Augen. Endlich Licht. Später Nachmittag, der in den Abend überging.
Bald würde Rehwild aus dem Dickicht hervortreten zum Äsen. Ein Habicht kreiste
am tiefblauen Himmel.
    Bert, der Messertyp, und Hajo,
die Stahlfeder, standen hinter ihr. Irma zögerte.
    „Da soll ich rein?“

    „Nur für kurze Zeit. Und wie
gesagt: Was du brauchst, bringen wir dir noch. Aber erst wird telefoniert.“
    Bert zog Irmas ledergebundenes
Telefonbuch aus der Brusttasche. Hajo hatte sich Irmas Handy gegriffen.
    Der Messertyp blätterte. Sein
kantiges Gesicht war wachsam, der Mund zusammengepresst.
    „Heinze, mir fällt auf: Vor dem
Namen deiner Schwester hast du eine Ziffer hingemalt und umrandet. Eine 1. Die
gleiche 1 steht vor dem Namen Norbert Becker. Was bedeutet das?“
    „Becker ist Annas
Lebensgefährte. Hoffentlich nicht mehr lange.“
    „Was hast du gegen ihn?“
    „Er würde zu euch passen. Sagt
das genug?“
    Hajo lachte wiehernd. „Raubt er
Banken aus?“
    „Natürlich nicht. Er ist...
Bauunternehmer. Ich warte nur darauf, dass die öffentlichen Gebäude — Schulen,
zum Beispiel -, die er errichtet, einstürzen. Oder giftige Dämpfe absondern.
Der Kerl ist gewissenlos. Für Geld geht er über Leichen. Leider hat Anna das
noch nicht begriffen. Im Moment ist sie vernarrt in ihn. Aber das böse Erwachen
ist nur eine Frage der Zeit.“
    „Hat er’s auf ihr Geld
abgesehen?“
    „Anna hat nicht mehr viel
Geld.“
    „Lüg nicht!“, brüllte Bert.
„Ich weiß, dass sie in Kohle schwimmt. Was versprichst du dir von deiner
Behauptung? Wenn keine Knete anrollt, sehe ich schwarz für dich.“
    „Vielleicht springt dieser
Becker dann ein“, feixte Hajo, „und löhnt anstelle seiner Süßen. Hm, Heinze,
was meinst du?“
    „Nicht das Schwarze unterm
Nagel würde der für mich opfern. Eher beendet er die Beziehung mit Anna.“
    „Tatsächlich? Scheint ja
wirklich ein mieser Typ zu sein. Für so unfreundlich hältst du uns hoffentlich
nicht. Aber wir brauchen viel Geld für unser neues Leben in weiter Ferne. Sonst
müssten wir dich ja ständig mitschleppen. Und das wäre beschwerlich für beide
Seiten.“
    „Anna wird euch geben, was sie
besitzt. Ich weiß nicht, wie viel das ist. Vielleicht genügt es euch.“
    „Mal sehen“, meinte Bert — und
diktierte Hajo die Rufnummer. Der tippte sie ins Handy ein, vertat sich aber
beim ersten Mal und musste wiederholen.
    „Du wirst kurz mit deiner
Schwester reden“, sagte Bert. „Damit sie auch glaubt, dass wir dich haben. Denn
an die Bullen wenden darf sie sich nicht: Auf gar keinen Fall! Wissen deine
Kollegen von ihr?“
    Anna schüttelte den Kopf.
    Hajo machte: „Pst!“
    Anna meldete sich.

10.
Kalensky, die Schlüsselfigur
     
    Tim und seine Freunde konnten
das Krankenhaus sehen. Es lag am Ende der Samariter-Allee, auf der Tempo 30 Vorschrift
ist — was natürlich nicht gilt für Krankenwagen im Einsatz. Die Allee ist sehr
lang. Mindestens ein Kilometer lag noch vor TKKG. Sie hatten es nicht eilig. Im
Vordergrund standen jetzt die klugen Gedanken.
    „Mal angenommen“, sagte Tim,
„der Lederjacken-Pistolero ist tatsächlich identisch (dieselbe Person )
mit deinem Messertyp, Gaby, dann wäre der Mordversuch an Kalensky also nicht
von einem Technologie-Spion in den Sirius-Werken ausgeführt worden — einem
Spion, den Kalensky entdeckt und vielleicht erpresst hat — , sondern von dem
Bankräuber, dem Pistolero.“
    „Hilft das was?“, fragte Karl.
„Vielleicht jobbt der Pistolero nicht nur als Bankräuber, sondern auch als
Spion.“
    „Das halte ich für abwegig.
Denn die meisten Ganoven sind Spezialisten. Sie machen das, was sie wirklich
können. Bankraub, Rauschgifthandel, Geldfälschung, Schutzgelderpressung,
Autodiebstahl, Einbruch. Nur bisweilen ergibt sich ein Verbrechen aus

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