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Die gefährliche Zeugin verschwindet

Die gefährliche Zeugin verschwindet

Titel: Die gefährliche Zeugin verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vielleicht kennen Sie mich auch als
Tarzan. Das war früher mein Spitzname.“
    Für einen Moment war nur
Verblüffung in der Leitung. Dann sprach ein Typ mit ‘ner Stimme, die sich für
Kriegserklärungen eignet.
    „Bist du ein Bulle?“
    „Wie bitte? Meinen Sie mein
Sternzeichen?“
    Glockner stand dicht neben Tim,
der den Hörer so drehte, dass der Kommissar mithören konnte. Sein Nicken
drückte aus: Wie ich gedacht habe. Sie sind’s.
    „Ob du ein Bulle bist,
Tarzan?!“, dröhnte der Anrufer.
    „Sagen Sie lieber Tim. Das ist
aktueller. Nein, ich bin kein Polizist, falls Sie das meinen. Aber die Polizei
war hier. Und hat festgestellt, dass Irma entführt wurde. Was ein schweres
Verbrechen ist. Wissen Sie was darüber?“
    „Sind die Bullen noch da?“
    Gabys Vater deckte die Hand
über die Sprechmuschel und flüsterte.
    Tim sagte: „Nein. Aber ich
halte hier die Stellung und bin dankbar für jede Information.“
    „Die Bullen wollen also, dass
wir im Präsidium anrufen. Damit sie per Fangschaltung checken können, wo wir
sind. Diese Mühe können sie sich sparen. Ich benutze Irmas Handy und du kannst
dem Obermotz ausrichten, dass wir die hübsche Kollegin ganz und gar in unserer
Gewalt haben. Klar?“
    „Verstehe.“
    „Sie wird nur überleben, wenn
die Fahndung nach uns sofort eingestellt wird.“
    „Eine Bedingung. Aha! Werde ich
ausrichten.“
    „Sag dem Obermotz, dass wir uns
in zwei oder drei Tagen abermals melden. Vielleicht auch später. Solange
passiert der Heinze nichts. Also, kein Fracksausen wegen Funkstille! Klar? Wir
teilen dann mit, wie der Deal laufen wird, was wir fordern, in welcher Weise
die Bullen Männchen machen müssen. Hast du mich verstanden, Tarzan?“
    „Tim hat alles mitgekriegt und
wird’s übermitteln.“ Damit war die Verbindung unterbrochen. Tim horchte noch.
Aber der Pistolero hatte sich ausgeklinkt.
    „Gut gemacht, Tim!“, lobte
Gabys Vater. „Das war hilfreich. Und die richtige Taktik. Die dürfen nicht das
Gefühl kriegen, dass wir auf den Knien liegen — aus Angst um Irma.“ Er
informierte die anderen, die aus Tims Erwiderungen nicht viel hatten entnehmen
können.
    „Eine magere Information“,
meinte Spechti. „Der Mann teilt nur mit, dass sie Irma haben und dass es dauern
kann, bis ihr Plan ausgebrütet ist und sie die Bedingungen auf den Tisch legen.
Wie verhalten wir uns?“
    „Eine offizielle Fahndung“,
erwiderte Glockner, „kommt nicht in Betracht. Das würde Irma gefährden.
Außerdem haben wir keine neuen Erkenntnisse. Nach den Pistoleros wird seit zwei
Jahren gesucht und wie die aussehen, wissen wir jetzt so wenig wie vorher. Es sei
denn, jemand aus der Nachbarschaft hat die beiden Männer gesehen, die bei Irma
waren und kann sie beschreiben. Darum kümmern wir uns. Ansonsten müssen wir
abwarten.“
    Tim hatte den Hörer aufgelegt
und knetete einen der zahlreichen Muskeln an seiner linken Schulter. Das hilft
nicht unbedingt beim Nachdenken, aber es lenkt auch nicht ab. Tim jagte einem
Gedanken nach, einer Empfindung, einem instinktiven Aha! — doch die Flash-Idee
war immer ein Stück voraus. Er konnte sie nicht fassen. Irgendwas hatte aufgeblitzt
in seinen grauen Zellen. Irgendwas an der — in der Tat mageren — Information
war besonders. Hm? Wird mir schon noch einfallen, dachte er. Und wiederholte in
Gedanken, was der Pistolero gerüsselt hatte. Aber auch jetzt wurde das Licht
nicht heller. Die Erkenntnis blieb aus.
    Gaby war so bedrückt, als
breche sie gleich in Tränen aus. Irmas Geschick ging ihr nahe. Auch Glockner
und Kollegen hatten jeglicher Heiterkeit abgeschworen, als sie in der
Nachbarschaft ausschwärmten, um eventuelle Zeugen zu finden. Der Erfolg war
null. In den nächstgelegenen Häusern war niemand zu Hause. In den entfernteren
hatte keiner was mitgekriegt.
    Tim und seine Freunde lungerten
bei den Wagen herum. Der TKKG-Häuptling hatte Gaby tröstend in den Arm
genommen, war aber nicht ganz bei der Sache, sondern immer noch mit seiner
Flash-Idee beschäftigt. Dann schob er das beiseite und konzentrierte sich auf
die Situation.
    „Mein Vorschlag“, erklärte er
leise, „ist der: Wir fahren nicht zurück zum Präsidium, sondern nutzen das
restliche Tageslicht für eigene Aktion. Das Gott-hilf-mir-Krankenhaus ist
nämlich ganz in der Nähe. Dort erholt sich Victor Kalensky vom Unfall-K. O. und
dem Schrecken des Mordanschlags. Dass der Mann lügt mit seiner Behauptung, sich
nichts erklären zu können — darüber sind wir

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