Die Gefaehrtin des Jaguars
glänzten sein schwarzes Haar, die Brille, die er zum Schutz vor dem hellen Licht trug, und der schwarz-silberne Reif um seinen Hals.
Er blieb vor den Verandastufen stehen, nahm die Sonnenbrille ab und sah Spike aus sehr blauen Augen an.
„Spike, Junge, kann ich dich mal kurz sprechen?“
Der Mann fragte zwar, aber seine Körpersprache verriet Myka, dass er damit rechnete, dass Spike zustimmen würde. Spikes Körpersprache sagte ihr allerdings, dass genau das ziemlich weit unten auf der Liste der Dinge war, die er tun wollte. Ihre Arbeit mit Pferden hatte sie gelehrt, dass Tiere keine Worte brauchten, um Bände zu sprechen. Ihr wurde schlagartig klar, dass diese beiden Männer mehr Tier als Mensch waren.
Spike machte eine zustimmende Geste, und Liam kam ohne Eile die Treppe herauf. Er hielt in der Mitte der Veranda an, und sein Blick wanderte an Spike vorbei zu Myka und blieb an ihr hängen.
Der Mann mit den blauen Augen hatte schon viel gesehen und einiges durchgemacht, das konnte man in diesem Blick erkennen.
„Wer ist das?“, fragte er mit irischem Akzent.
„Sie heißt Myka“, sagte Spike, „und steht unter meinem Schutz.“
Liams Blick kehrte abrupt zu Spike zurück. „Ach, tatsächlich?“
„Oh ja.“
Liam sah Myka erneut an und atmete tief durch die Nase ein. Er runzelte die Stirn. „Es gibt kein Gefährtenversprechen.“
„Noch nicht“, antwortete Spike.
„Hm.“
Spike trat auf die Veranda heraus. Er verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich vor Liam, womit er dessen Weg ins Haus blockierte, obwohl Liam keinerlei Anstalten machte, es überhaupt betreten zu wollen. Aber Spike war so positioniert, dass Liam erst mal an ihm vorbeimusste, wenn zu Myka oder Ella wollte.
„Und dein Junges?“, fragte Liam. „Geht es ihm gut?“
„Er schläft.“
„Gut für den Jungen. Und für dich eine kleine Erholungspause, was?“ Liams Lächeln war warm und charmant und ließ Myka ahnen, dass er es sehr gezielt einsetzen konnte, wenn er das wollte. „Wir können seine Namenszeremonie diesen Sonntag machen. Würde dir das passen?“
„Was willst du, Liam?“, fragte Spike.
Liams Lächeln nahm ein paar Watt ab, aber nur ein paar. „Ich habe mich immer gefragt, was passieren würde, wenn du Vater werden würdest, eine Familie hast. Jetzt weiß ich es. Da stehst du und möchtest mich zum Teufel schicken.“ Er grinste. „Der loyalste meiner Tracker zögert nicht mehr, seine Zähne zu zeigen.“
Spike entspannte sich nicht. Er und Liam waren etwa gleich groß. Auf Spikes entblößten Muskeln glänzte der Schweiß, Liams waren zum größten Teil unter seinem Hemd verborgen. Wenn sie Straßenkater gewesen wären, hätten sie sich umkreist, hätten überlegt, ob sie den ersten Hieb wagen sollten oder ob es zu gefährlich wäre, es wirklich durchzuziehen.
Myka wollte nicht mehr warten. Sie schob sich an Spike vorbei und marschierte auf die Veranda. Als Spike sie aufhalten wollte, wich sie ihm geschickt aus.
„Warum bist du hergekommen?“, fragte sie Liam. „Es scheint eine große Sache zu sein, dass du das getan hast, statt zuerst anzurufen.“
Liams einzige Reaktion bestand darin, den Kopf zu neigen und zu Myka herunterzublicken. Hinter Spike entwich Ella ein leises angstvolles Geräusch, aber Liam machte nichts Bedrohlicheres, als sie anzustarren. Unter seinem intensiven Blick verspürte sie allerdings den Wunsch, einen Schritt zurückzutreten.
Sie erlaubte sich keine Bewegung. Pferde spielten diese Machtspielchen auch, und Myka stellte immer sicher, dass sie gewann. Das musste sie, sonst hätte sie ihren Job nicht machen können.
Spike hingegen knurrte, ein tiefes, grollendes Geräusch, das eine ernst gemeinte Warnung enthielt. Er drängte sich mit einer schnellen Bewegung an Myka vorbei, streckte seine Hand nach Liams Kehle aus.
Aber als er sie um den Hals des anderen Mannes schließen wollte, war dieser nicht mehr da.
Er stand jetzt fast zwei Meter von Spike entfernt vor der Veranda, außerhalb von Spikes Reichweite. Myka hatte nicht gesehen, dass Liam sich bewegt hatte, aber sie hatte den Lufthauch gefühlt, der durch die Bewegung entstanden war.
„Ruhig Blut, Junge“, sagte Liam ohne jegliche Angst in der Stimme. „Ich werde sie nicht anfassen. Ich respektiere das Rudel.“ Er warf Myka noch einen Blick zu, dieses Mal etwas sanfter. „Außerdem weiß ich, wie dickköpfig menschliche Frauen sein können, glaub mir.“ Sein Lächeln war zurück, und er zwinkerte Myka
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