Die Gefährtin Des Lichts erbin2
Kugel zwischen meinen Händen wieder formte. Sie schwebte direkt über Sonnenscheins Herz. Endlich wusste ich, was diese Kugel war: die sichtbare Manifestation meines Willens. Meine Macht — aus meinen göttlichen Vorfahren destilliert — erhielt jetzt Form, Energie und Kraß. Mit ihr konnte ich alles erschaffen, wenn ich nur fest genug daran glaubte. Eine gemalte Welt. Eine Erinnerung an daheim. Ein blutiges Loch.
Durch meinen Willen gelangte sie in Sonnenscheins Körper. Sie ging durch sein Fleisch hindurch, ohne Schaden anzurichten, und ruhte zwischen den gleichmäßigen, starken Schlägen seines Herzens.
Ich sah zu Dateh auf. Dabei veränderte sich etwas in mir. Was es war, weiß ich nicht. Plötzlich zischte Dateh alarmiert, wich zurück und starrte meine Augen an, als ob sie sich in Sterne verwandelt hätten. Vielleicht war genau das der Fall.
Ich wählte den Glauben.
»Itempas«, sagte ich. Aus dem Nichts zuckte ein Blitz.
Sein Einschlag betäubte sowohl Dateh als auch mich. Ich wurde zurückgeworfen und schlug gegen Datehs Barriere. Die Wucht des Aufpralls presste mir die Luft aus den Lungen. Ich fiel benommen zu Boden, lachte aber, weil mir das sehr vertraut war und ich nicht länger Angst hatte. Ich glaubte schließlich. Ich wusste, es war vorbei. Dateh musste diese Lektion erst noch lernen.
Eine neue Sonne loderte mitten in Datehs Leere. Sie war so hell, dass man nicht direkt hinschauen konnte. Ihre Hitze war sogar dort, wo ich lag, entsetzlich. Meine Haut zog sich zusammen, und das Atmen fiel schwer. Diese Sonne war von einer Korona aus reinem, weißem Licht umgeben. Dennoch strahlte diese Korona nicht einfach in alle Richtungen ab. Linien und Kurven versengten meine Augen, bevor ich den Blick abwandte. Ringe formten sich in anderen Ringen, Linien verbanden sich, Kreise gingen ineinander über, Gotteswörter formten sich, marschierten davon und lösten sich in Luft auf. Allein die schiere Komplexität hätte gereicht, um mich sprachlos zu machen, aber jeder dieser Ringe drehte sich in schwindelerregender Geschwindigkeit mit kreiselnden Mustern um eine menschliche Gestalt.
Ich erhaschte eine Reihe schneller Einblicke durch das Gleißen hindurch und erkannte einen Strahlenkranz aus Haaren, die Kleidung eines Kriegers in blassen Schattierungen und ein schlankes Schwert aus weißem Metall, das von einer Hand aus perfekter Schwärze gehalten wurde. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, aber es war unmöglich, seine Augen nicht zu sehen. Sie öffneten sich, während ich hinsah. Sie durchbohrten das unerbittliche Weiß mit Farben, die ich bisher nur aus Gedichten kannte: Feueropal. Umhang des Sonnenuntergangs. Samt und Verlangen.
Unwillkürlich musste ich an einen Tag vor langer Zeit denken, an dem ich einen Mann in der Abfalltonne gefunden hatte. Er hatte damals dieselben Augen, aber jetzt waren sie so viel schöner; sie schimmerten in der Gewissheit, dass es nichts Vergleichbares gab.
»Itempas«, sagte ich noch einmal, diesmal ergeben.
Diese Augen wandten sich mir zu. Es machte mir nichts aus, dass ich kein Erkennen in ihnen sah. Er sah mich und wusste, dass ich eins seiner Kinder war, aber mehr auch nicht. Ein Wesen so weit jenseits der Menschen brauchte keine Verbundenheit mit ihnen. Es reichte mir, dass Er sah und dass Sein Blick warm war.
Vor Ihm kauerte die Dateh-Kreatur. Sie war von demselben mächtigen Stoß wie ich umgeworfen worden. Ich beobachtete, wie sie sich ungeschickt auf ihre vielen Füße stellte. Ihre menschliche Maske war zerschmettert.
»Was zur Hölle bist du?«, verlangte die Kreatur zu wissen.
»Ein Schöpfer«, sagte der Lord des Lichts. Er hob sein Schwert aus weißem Stahl. Ich sah Hunderte Gotteswörter in filigranen Mustern auf der gesamten Länge der Schwertklinge tanzen. »Und ein Zerstörer.«
Seine Stimme ließ die Finsternis der Leere erzittern. Ich lachte erneut und war voll unbeschreiblicher Freude. Plötzlich keimte reibender, schrecklicher Schmerz in meinen Augen auf. Ich klammerte mich an meine Freude und kämpfte dagegen an. Ich wollte nicht wegschauen. Mein Gott stand vor mir. Kein Maro- neh hatte Ihn seit den frühesten Anfängen der Welt erblickt. Ich würde mich von etwas Profanem wie physischer Schwäche nicht davon abhalten lassen.
Die Dateh-Kreatur schrie mit einem halben Dutzend Stimmen und entfesselte eine schmutzige, magische Welle. Die Luft wurde braun und faulig. Itempas schlug sie beiseite. Die Bewegung kostete Ihn weniger Anstrengung als
Weitere Kostenlose Bücher