Die Gefährtin Des Lichts erbin2
würde er dasselbe mit mir tun. Ich wäre in ihm gefangen und meine Seele für immer versklavt.
»Nein!« Ich rannte zu der Wand der Blase und schlug mit meinen Händen auf ihre kalte, schimmernde Oberfläche ein. Ich konnte vor Entsetzen nicht denken. Mein Atem ging stoßweise. Ich wollte nichts dringender, als endlich zu entkommen.
Plötzlich wurden meine Hände unsichtbar. Dann flackerte zwischen meinen Händen etwas Neues auf.
Ich hielt entsetzt und voller Panik inne. Das neue Ding drehte sich vor mir und flackerte schwach. Es handelte sich um eine Kugel aus silbernem Licht. Ich starrte sie an und bemerkte ein Gesicht auf ihrer Oberfläche. Ich blinzelte, und das Gesicht blinzelte zurück. Das war ich. Ich begriff, dass das Bild mein Spiegelbild war. Das war wieder etwas, von dem ich gehört, das ich aber noch nie gesehen hatte. Mein Ebenbild war durch die Form der Kugel verzerrt, aber ich konnte hohe Wangenknochen, weiße Zähne und volle Lippen, die zum Schluchzen geöffnet waren, erkennen.
Am deutlichsten aber sah ich meine Augen.
Sie waren nicht, wie ich sie erwartet hatte. Meine Iris hätten dunkle Scheiben aus verzerrtem Grau sein müssen; stattdessen sah ich Glanz: kleine, zwinkernde, flackernde Lichter. Meine verformten Hornhäute hatten sich zurückgezogen, wie eine Blume geöffnet und enthüllten etwas noch Seltsameres in ihrem Inneren.
Was ...?
Hinter mir ertönten ein Schrei und das Geräusch eines Schlags. Als ich mich umdrehte, zischte etwas wie ein Komet durch mein Sichtfeld. Aber dieser Komet schrie, während er fiel, und zog Feuer wie Blut hinter sich her.
Sonnenschein.
Dateh stieß ein rasselndes Zischen aus und hob zwei seiner gestohlenen Arme. Licht, das widerlich gesprenkelt war, tropfte von seinen Händen wie Öl und bespritzte den Boden des Reichs der Leere. Dort, wo es auftraf, zischte es.
Die kleine Blase zwischen meinen Händen verblasste und verschwand.
Ich vergaß Flucht und seltsame Magie und rannte dorthin, wo Sonnenschein lag. Er schien nicht mehr sehr hell und bewegte sich nicht. Ich drehte ihn auf den Rücken und erkannte, dass er noch lebte. Wenigstens atmete er, wenn auch stoßweise. Von der Schulter bis zur Hüfte zog sich ein Streifen Dunkelheit, der einen obszönen Gegensatz zu Sonnenscheins Licht bildete. Ich berührte ihn mit zitternder Hand, aber es handelte sich weder um eine Wunde noch um Magie.
Dann dämmerte es mir: Im Dämonenblut befand sich etwas, das die Magie der Lebenskraft der Götter zunichtemachte. Dateh hatte einen Weg gefunden, diese Kraft zu kanalisieren. Vielleicht war dies aber auch einfach die Krönung dessen, zu dem er geworden war. Er verwandelte Sonnenschein Stück für Stück zurück in einen normalen, sterblichen Mann. Sobald er das vollbracht hatte, würde er ihn in Stücke reißen.
»Lady Oree«, hauchte das Ding, das einmal Dateh gewesen war. Ich konnte ihn nicht länger als Menschen betrachten. Seine Stimme schien aus vielen Stimmen zu bestehen: Ich hörte weibliche Töne, andere Männer, ältere, jüngere. Es schnaufte, als es auf mich zutrampelte. Vielleicht hatte es auch mehrere Lungen entwickelt, oder was immer Gottkinder in ihren Körpern erschufen, um das Atmen nachzuahmen.
Es sagte: »Wir sind die Letzten unserer Art, du und ich. Es war falsch, falsch, falsch von mir, dich zu bedrohen.« Es zögerte und schüttelte seinen massiven Kopf, als ob es ihn freimachen wollte. »Aber ich brauche deine Macht. Schließ dich mir an, benutze sie für mich, und ich werde dir kein Leid zufügen.« Es machte noch einen Schritt auf mich zu, dabei schlurften sechs Füße gleichzeitig.
Ich wagte es nicht, dem Dateh-Dings zu vertrauen. Auch, wenn ich seinem Plan zustimmte, war sein Verstand so bizarr, wie seine Gestalt. Es würde mich möglicherweise einfach aus einer Laune heraus trotzdem töten. Es würde auch Sonnenschein skrupellos töten, dessen war ich sicher. Dieser Tod wäre dauerhaft und nicht rückgängig zu machen. Was wurde aus dem Universum, wenn einer der Drei starb? Interessierte das diesen götterverschlingenden Irren überhaupt?
Ohne nachzudenken klammerte ich mich an Sonnenschein, der mein Schutzwall gegen die Angst war. Er bewegte sich unter meinen Händen, war nur halb bei Bewusstsein und konnte mich keinesfalls beschützen. Sogar sein Licht begann zu verblassen. Aber er war nicht tot. Vielleicht konnte er sich erholen, wenn ich ein bisschen Zeit gewann.
»M-mich dir anschließen?«, fragte ich.
Datehs Gestalt
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