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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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verleihen, um wie viel stärker wäre Herzblut dann wohl? Möglicherweise stark genug, um einer blinden Maroneh-Frau — bekannt als Liebhaberin des Gottkindes, das sie verdächtigen — genug Kraft zu verleihen, drei Ordensbewahrer zu töten.«
    Mir fiel die Kinnlade herunter. »Das ist doch verrückt! Kein Gottkind tötet ein anderes ohne Grund!«
    Nemmer zog die Augenbrauen hoch. »Ja, und jeder, der uns kennt, versteht das«, sagte sie. In ihrer Stimme schwang ein Hauch von Anerkennung mit. »Diejenigen von uns, die in Schatten wohnen, haben Spaß daran, mit dem Reichtum der Sterblichen zu spielen. Wir sind aber nicht darauf angewiesen. Und wir töten ganz bestimmt nicht dafür. Das hat der Orden noch nicht verstanden, sonst hätten sie nicht versucht, mich anzuheuern. Außerdem würden sie Madding nicht verdächtigen — zumindest nicht aus diesem Grund. Aber sie folgen Brights Motto: Wer die Ordnung der Gesellschaft stört, muss beseitigt werden; egal, ob er die Störung verursacht hat oder nicht.« Sie rollte mit den Augen. »Man sollte doch glauben, dass sie nach zweitausend Jahren genug davon haben, Itempas wie die Papageien nachzuplappern, und anfangen, selbstständig zu denken.«
    Ich zog die Beine an und umschlang sie mit meinen Armen. Die Stirn legte ich auf die Knie. Der Albtraum wuchs sich immer weiter aus. Ganz gleich, was ich tat, er wurde von Tag zu Tag schlimmer. »Sie haben Madding meinetwegen in Verdacht«, murmelte ich. »Das ist es doch, was Ihr mir sagen wollt.«
    »Nein«, blaffte Madding. Ich hörte, dass er immer noch auf und ab lief. Er sprach schroff vor unterdrückter Wut. »Sie verdächtigen mich wegen deines verdammten Hausgastes.«
    Schlagartig wurde mir klar, dass er recht hatte. Previt Rimarn mochte vielleicht meine Magie bemerkt haben, aber für sich genommen bedeutete sie wenig. Viele Sterbliche verfügten über Magie. Aus ihnen wurden unter anderem Schreiber wie Rimarn. Allein das Anwenden dieser Magie war illegal. Ohne meine Gemälde hätte Rimarn auch keinen Beweis dafür gehabt, dass ich dergleichen getan hatte. Wenn er mich an jenem Tag vernommen hätte, und wenn ich meine fünf Sinne zusammengehalten hätte, wäre ihm klar geworden, dass ich gar nicht Rolies Mörderin sein konnte.
    Aber dann hatte Sonnenschein sich eingemischt. Obwohl Lil die Leichen in Südwurzel verspeist hatte, wusste Rimarn, dass vier Männer in diese Gasse hineingegangen waren und nur einer halbwegs unverletzt wieder herausgekommen war. Die Götter wussten, wie viele Zeugen es in Südwurzel gab, die für ein oder zwei Münzen redeten. Außerdem hatte Rimarn den glühend heißen Stoß, mit dem Sonnenschein seine Leute getötet hatte, wahrscheinlich sogar noch am anderen Ende der Stadt gespürt. Rimarn sah Magie zwar nicht auf dieselbe Art wie ich, aber er hatte offensichtlich seine eigene Methode, sie aufzuspüren. Führte man sich diese Tatsache vor Augen und das, was ich den Ordensbewahrern mit meinem Kreidegemälde angetan hatte, so drängte sich die Schlussfolgerung förmlich auf: ein Gottkind war tot, ein anderes profitierte von diesem Todesfall und die Sterblichen, die ihm am nächsten standen, legten plötzlich seltsame magische Fähigkeiten an den Tag. Nichts davon hatte Beweiskraft, aber sie gehörten dem Orden von Itempas an. Wenn es keine Beweise gab, reichte Unordnung völlig aus.
    »Nun, ich habe meinen Teil gesagt.« Nemmer stand auf und reckte sich. Dabei entdeckte ich, was durch ihre Haltung bisher verborgen geblieben war: Sie bestand nur aus drahtigen Muskeln und akrobatischer Anmut. Sie sah viel zu durchschnittlich aus, um eine Spionin und Assassine zu sein, aber wenn sie sich bewegte, wurde es deutlich. »Pass auf dich auf, kleiner Bruder.«
    »Wartet«, platzte ich heraus. Das trug mir von beiden einen überraschten Blick ein. »Was wirst du dem Orden sagen?«
    »Das, was ich ihnen bereits gesagt habe«, stellte sie nachdrücklich fest. »Sie sollten besser nie wieder versuchen, ein Gottkind zu töten. Sie hatten gehofft, ihren Lord damit zu beeindrucken, wenn sie sich selbst um die Angelegenheit kümmern. Eins haben sie aber nicht verstanden: Sie haben es jetzt nicht mehr mit Itempas zu tun. Wir wissen nicht, was diese neue Dämmerung bringt. Niemand, der bei Verstand ist, will das herausfinden.
    Und der Mahlstrom steh ihnen bei, wenn sie den Zorn der Finsternis entfachen.«
    »Ich ...« Verwirrt brach ich ab. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Die Dämmerung kannte ich, das

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