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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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her! Wenn du fortgehst, stelle ich mich. Ich sage ihnen, dass du zurück ins Reich der Götter gegangen bist. Daraus werden sie ihre eigenen Schlüsse ziehen. Dann ...«
    »Dann töten sie dich«, sagte er. Das rüttelte mich auf, und ich schwieg. »Natürlich werden sie das, Oree. Sündenböcke stellen die Ordnung wieder her, nicht wahr? Die Menschen sind bestürzt wegen dem, was Rolie zugestoßen ist. Sterbliche mögen den Gedanken nicht, dass ihre Götter sterben. Außerdem wollen sie sehen, dass ihr Mörder seine gerechte Strafe bekommt. Der Orden wird ihnen irgendwer! präsentieren müssen, auch wenn es nicht der Mörder ist. Und wenn ich fort bin, bist du ohne jeglichen Schutz.«
    Das stimmte alles, jedes einzelne Wort. Instinktiv war ich mir dessen sicher. Ich hatte auch Angst. Aber ...
    »Ich könnte es nicht ertragen, wenn du stirbst«, sagte ich leise. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Es war eine Abwandlung dessen, was er mir vor Monaten gesagt hatte. Der Schmerz, diese Worte jetzt auszusprechen, war genauso groß wie der, sie seinerzeit zu hören. »Es ist etwas anderes zu wissen, dass ich dich verliere, wenn ich sterbe. Das ist ... nun ja, natürlich. Es ist der Lauf der Dinge. Aber ...« Ich konnte nicht anders — ich stellte mir vor, es wäre sein Körper dort in der Gasse gewesen. Sein blaugrüner Geruch verging, er wurde kälter, sein Blut besudelte meine Finger und dort, wo ich ihn hätte sehen müssen, wäre nichts. Gar nichts.
    Nein. Ich starb lieber, als das zuzulassen.
    »Dann ist es eben so«, sagte ich. »Ich habe drei Männer getötet. Es war ein Unfall, aber sie sind trotzdem tot. Sie hatten Träume, vielleicht Familien ... Du weißt doch am besten, was es heißt, etwas schuldig zu sein, Mad. Ist es nicht recht und billig, dass ich dafür bezahle? Solange du in Sicherheit bist ...«
    Er sagte ein Wort, das nach Wut, Angst und misstönenden Glocken klang. Es explodierte wie ein Spritzer von kaltem Aquamarin vor meinen Augen und brachte mich zum Schweigen. Dann ließ er mich los und entfernte sich von mir. Zu spät wurde mir klar, dass ich ihn mit meiner Bereitwilligkeit, mein Leben zu geben, verletzt hatte. Verpflichtung war seine Natur — Selbstlosigkeit stand im absoluten Widerspruch dazu.
    »Das wirst du mir nicht antun«, sagte er. Seine Stimme war vor Zorn eiskalt, aber ich hörte die Angst, die sich dahinter verbarg. »Du wirst nicht dein Leben wegwerfen, weil du das Pech hattest, in der Nähe zu sein, als diese Narren ihre tölpelhafte >Untersuchung< begannen. Oder wegen des selbstsüchtigen Bastards, der bei dir wohnt.« Er ballte die Fäuste. »Und du wirst nie, nie wieder anbieten, um meinetwillen zu sterben.«
    Ich seufzte. Ich wollte ihn nicht verletzen. Aber es gab keinen Grund für ihn, im Reich der Sterblichen zu bleiben und sich mit ihrer kleinlichen Politik zu befassen. Das musste ich ihm begreiflich machen. Besonders dann, wenn er meinetwegen blieb.
    »Du hast es doch selbst gesagt«, sagte ich. »Ich werde eines Tages sterben. Das ist nicht zu verhindern. Es spielt doch keine Rolle, ob das jetzt oder in fünfzig Jahren geschieht. Ich ...«
    »Und ob es eine Rolle spielt«, knurrte er und stürmte auf mich zu. Mit zwei großen Schritten durchmaß er das Zimmer und nahm mich erneut bei den Schultern. Dabei entstand ein Riss in der Oberfläche seiner sterblichen Gestalt. Er flackerte kurz blau. Dann schloss der Riss sich wieder. Ein Schweißfilm lag auf seinem Gesicht, und seine Hände zitterten. Er machte sich selbst krank, um seinen Standpunkt klarzumachen. »Wage es nicht, zu sagen, dass es keine Rolle spielt!«
    Ich weiß, was ich zu dem Zeitpunkt hätte sagen und tun sollen. Ich hatte das schon einmal bei ihm erlebt — dieses gewaltige, gefährliche, allumfassende Bedürfnis mich zu lieben, egal, wie viel Schmerz es bereitete. Er hatte recht; er brauchte eine Göttin als Geliebte, kein zerbrechliches sterbliches Mädchen, das sich bei der erstbesten Gelegenheit dem Tod in die Arme warf. Mich zu verlassen war das Beste, was er je getan hatte. Dennoch war es für mich die schwerste Entscheidung aller Zeiten, das auch zuzulassen.
    Also hätte ich ihn wegstoßen müssen. Ich hätte etwas Schreckliches sagen müssen, um ihm das Herz zu brechen. Das wäre das Richtige gewesen. Ich hätte stark genug sein müssen, um das zu tun.
    Aber mir hatte schon immer die nötige Stärke gefehlt.
    Madding küsste mich. Und Götter, es war herrlich. Diesmal spürte ich ihn und all

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