Die Gefährtin Des Lichts erbin2
das, was ihn ausmachte: das Kühle, Flüssige, Blau-grüne. Seine Ecken und Kanten. Seinen Ehrgeiz. Alles, was er vor zwei Nächten zurückgehalten hatte. Ich hörte wieder einmal die Glöckchen, als er in mich hinein- und durch mich hindurchfloss. Als er sich von mir löste, umklammerte ich ihn und zog ihn wieder zu mir hin. Für einen langen, spannungsgeladenen Moment legte er seine Stirn an meine und zitterte. Auch er wusste, was er hätte tun sollen. Dann hob er mich auf und trug mich zurück zu dem Kissenstapel.
Wir hatten uns schon oft geliebt. Es war niemals perfekt — da ich eine Sterbliche war, konnte es das auch nicht sein —, aber es war immer schön. Am besten war es, wenn Madding, so wie jetzt, wirklich Sehnsucht danach hatte. Dann verlor er die Kontrolle. Er vergaß, dass ich sterblich war und dass er sich zurückhalten musste. Damit meine ich nicht seine Kraft, obwohl auch sie eine Rolle spielte. Ich meine, dass er mich manchmal zu gewissen Orten mitnahm und mich Dinge sehen ließ. Sterbliche dürfen diese Dinge nicht sehen. Wenn er sich vergaß, dann bekam ich einige davon vor Augen geführt.
Mir gefiel es, dass er die Kontrolle verlor, obwohl es gefährlich war. Ich mochte es, ihm so viel Vergnügen zu bereiten. Er war eins der jüngeren Gottkinder. Dennoch hatte er im Gegensatz zu meinen Jahrzehnten bereits Jahrtausende durchlebt. Deshalb machte ich mir manchmal Sorgen, ich könnte nicht genug für ihn sein. In Nächten wie dieser jedoch, wenn er weinte, stöhnte, sich gegen mich stemmte und dann, wenn der Moment erreicht war, wie ein blauer Diamant schimmerte, dann wusste ich, dass die Angst unnötig war. Er hätte mich nicht geliebt, wenn ich nicht genug gewesen wäre.
Anschließend lagen wir schläfrig in der kühlen Nachtluft. Um uns herum herrschte Stille. Ich hörte, wie sich im Haus in verschiedenen Stockwerken jemand bewegte: sterbliche Bedienstete, einige von Maddings Leuten, vielleicht ein besonders geschätzter Kunde, der das seltene Privileg genoss, die Waren direkt an der Quelle beziehen zu dürfen. Es gab keine Türen in Maddings Haus, denn Gottkinder fühlten sich durch sie gestört. Also hatte uns wahrscheinlich das ganze Haus gehört. Es war uns beiden egal.
»Habe ich dir wehgetan?« Seine übliche Frage.
»Natürlich nicht.« Meine übliche Antwort. Dennoch seufzte er jedes Mal erleichtert, wenn ich es sagte. Ich lag bequem auf meinem Bauch und war noch nicht müde. »Habe ich dir wehgetan?«
Normalerweise lachte er. Diesmal schwieg er aber, was mich an unseren Streit erinnerte. Daraufhin schwieg ich ebenfalls.
»Du musst Schatten verlassen«, sagte er schließlich.
Ich sagte nichts, weil es nichts zu sagen gab. Er verließ das Reich der Sterblichen nicht, weil das meinen Tod zur Folge hätte. Wenn ich Schatten verließ, konnte das auch meinen Tod zur Folge haben, aber die Chancen waren geringer. Alles hing davon ab, wie viel Previt Rimarn an mir lag. Außerhalb der Stadt hatte Madding weniger Macht, mich zu beschützen. Die Lady hatte verfügt, dass kein Gottkind die Stadt verlassen durfte. Sie befürchtete, dass diese sonst weltweites Chaos verursachten. Allerdings hatte der Orden des Itempas in jeder größeren Stadt eine Weiße Halle und tausende von Priestern und Messdienern weltweit. Es würde mir schwerfallen, mich vor ihnen zu verstecken, wenn Rimarn wirklich hinter mir her war.
Madding allerdings war bereit, darauf zu wetten, dass es Rimarn egal war. Ich war einfache Beute, aber eigentlich nicht die Beute, die er wollte.
»Ich habe außerhalb der Stadt einige Verbindungen«, sagte Madding. »Ich werde dafür sorgen, dass sie für dich Vorbereitungen treffen. Ein Haus in einer kleinen Stadt irgendwo, eine Wache oder zwei. Es wird dir gutgehen, dafür werde ich sorgen.«
»Was ist mit meinen Sachen hier?«
Seine Augen blickten kurz ins Leere. »Ich habe einen meiner Brüder geschickt, der sich heute Nacht darum kümmert. Wir werden deine Habseligkeiten für den Moment hier aufbewahren und dann mit Magie zu deinem Haus schicken. Deine Nachbarn werden nicht einmal mitbekommen, dass du ausgezogen bist.«
So sauber und schnell verlief die Zerstörung meines Lebens.
Ich legte den Kopf auf meine verschränkten Arme und versuchte, nicht nachzudenken. Nach einer Weile setzte Madding sich auf. Er beugte sich seitlich von den Kissen weg, öffnete einen kleinen, im Boden eingelassenen Schrank und wühlte darin herum. Ich konnte nicht sehen, was er herausnahm, aber ich
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