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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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seiner feuchten Haut. Dadurch sah er merkwürdig jung aus. Er schaute ernst.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte er.
    Die Frage verwirrte mich kurz. Dann aber erinnerte ich mich.
    Ich saß mit dem Rücken an die Wand des Beckens gelehnt. Dennoch spürte ich kaum das Pochen meiner alten Blutergüsse. Ich wandte das Gesicht von ihm ab. Meine Augen schmerzten immer noch, also schloss ich sie. Allerdings half das nicht viel. Wie ich mich fühlte? Wie eine Mörderin, wie sonst?
    Madding seufzte. »Ich fürchte, es wird nichts nützen, dir das zu sagen — aber was geschehen ist, war nicht deine Schuld.«
    Natürlich nützte es nichts. Außerdem stimmte es nicht.
    »Sterbliche haben Magie nie besonders gut steuern können, Oree. Ihr seid nicht dafür geschaffen. Und du wusstest nicht, was deine Magie anrichten kann. Du wolltest diese Männer nicht töten.«
    »Sie sind trotzdem tot«, sagte ich. »Was ich wollte, ändert daran nichts.«
    »Auch wieder wahr.« Er bewegte sich und steckte auch den anderen Fuß ins Wasser. »Allerdings wollten sie dich wahrscheinlich töten.«
    Ich lachte leise. Mein Lachen hallte von der bewegten Wasseroberfläche wider und klang wie das einer Verrückten. »Versuch es gar nicht erst, Mad. Bitte.«
    Er schwieg eine Weile und überließ mich meinem Selbstmitleid. Dann beschloss er, dass es genug war, ließ sich in das hüfthohe Wasser gleiten und kam zu mir herüber. Er zog mich an sich. Das war genau das, was ich brauchte. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust, erschlaffte in seinen Armen und weinte. Er streichelte meinen Rücken und murmelte tröstliche Dinge in seiner Sprache. Dann trug er mich hinaus aus dem Raum mit den Schwimmbecken, eine geschwungene Treppe hinauf und legte mich in dem zusammengeworfenen Kissenhaufen ab, der als sein Bett diente. Dort schlief ich ein. Mir war es egal, ob ich wieder erwachte.
    Natürlich wachte ich irgendwann wieder auf. Stimmen, die leise in meiner Nähe sprachen, störten mich. Ich öffnete meine Augen und schaute mich um. Überrascht sah ich ein merkwürdig aussehendes, weibliches Gottkind auf dem Kissenstapel neben mir sitzen. Sie war sehr blass und hatte kurze schwarze Haare, die wie eine Kappe ihr angenehmes, herzförmiges Gesicht umrahmten. Zwei Dinge fielen mir sofort auf. Zunächst einmal sah sie durchschnittlich genug aus, um als Menschenfrau durchzugehen. Also war sie ein Gottkind, das regelmäßig mit Sterblichen zu tun hatte. Zum Zweiten saß sie aus irgendeinem Grund im Schatten, obwohl sich nichts in der Nähe befand, das einen Schatten auf sie werfen konnte. Außerdem hätte ich gar nicht in der Lage sein dürfen, den Schatten zu sehen.
    Sie sprach mit Madding und brach ab, weil ich mich aufsetzte. »Hallo«, sagte ich, nickte ihr zu und rieb mir das Gesicht. Ich kannte all seine Leute. Sie gehörte nicht dazu.
    Sie nickte lächelnd zurück. »Also du bist Mads Mörderin.«
    Ich versteifte mich. Madding schaute finster. »Nemmer.«
    »Ich wollte nicht beleidigend sein«, sagte sie, zuckte mit den Schultern und lächelte immer noch. »Ich mag Mörder.«
    Ich warf Madding einen Blick zu und fragte mich, ob es wohl in Ordnung war, seiner Angehörigen zu sagen, sie möge zur unendlichen Hölle fahren. Er war nicht angespannt, was mir signalisierte, dass dieses Gottkind weder eine Gefahr noch ein Feind war. Besonders glücklich war er aber auch nicht. Er bemerkte meinen Blick und seufzte. »Nemmer ist gekommen, um mich zu warnen, Oree. Sie leitet eine Organisation hier in der Stadt...«
    »Eher eine Gilde unabhängiger Fachleute«, warf Nemmer ein.
    Madding warf ihr einen Blick reinen brüderlichen Zorns zu und konzentrierte sich dann wieder auf mich. »Oree ... der Orden des Itempas hat sich gerade mit ihr in Verbindung gesetzt. Sie haben um ihre Dienste gebeten. Ihre Dienste, nicht die eines ihrer Leute.«
    Ich hob ein großes Kissen auf und zog es an mich. Damit wollte ich nicht meine Blöße verdecken, sondern mein unbehagliches Schaudern. Madding bemerkte es und ging zu seinem Kleiderschrank, um mir etwas herauszuholen. Zu Nemmer sagte ich: »Nicht, dass ich viel darüber wüsste, aber ich dachte immer, der Orden wendet sich an die Vereinigung der Arameri-Assassi- nen, wenn er an dergleichen Bedarf hat.«
    »Das stimmt«, sagte Nemmer, »solange die Arameri damit einverstanden sind, was sie tun, oder daran ein Interesse haben. Aber es gibt viele Kleinigkeiten, die der Aufmerksamkeit der Arameri nicht würdig sind. Diese Angelegenheiten

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