Die Gefährtin Des Lichts erbin2
war ein anderer Name für die Lady. Die Finsternis - war das der Schattenlord? Und was meinte sie mit: Sie haben es nicht mehr mit Itempas zu tun?
»Sie vergeuden Zeit mit diesem Unsinn«, versetzte Madding. »Die greifen nach Strohhalmen, anstatt den Mörder unserer Schwester zu suchen! Dafür könnte ich sie alle höchstpersönlich umbringen.«
»Aber, aber«, sagte Nemmer lächelnd. »Du kennst doch die Regeln. Außerdem — in achtundzwanzig Tagen ist es sowieso bedeutungslos.« Auch das ließ mich stutzen, aber dann fielen mir die Worte der schweigsamen Göttin an dem Tag in Südwurzel ein. Ihr habt dreißig Tage.
Was geschah nach Ablauf von dreißig Tagen?
Nemmer wurde ernst. »Wie auch immer — es ist schlimmer als du denkst, kleiner Bruder. Du wirst es ohnehin sehr bald erfahren, deshalb kann ich es dir auch jetzt schon sagen: Zwei weitere unserer Geschwister werden vermisst.«
Madding erschrak. Ich ebenfalls. Nemmers Informationsquellen mussten sehr gut sein, wenn sie davon erfuhr, bevor Mads Leute oder die Gerüchteküchen der Straße es verbreiten konnten.
»Wer?«, fragte er bestürzt.
»Ina und Oboro.«
Von Letzterem hatte ich schon einmal gehört. Er war eine Art Kriegergott, der sich in den illegalen Kampfarenen der Stadt einen Namen gemacht hatte. Die Leute mochten ihn, weil er fair kämpfte und sogar ein paar Mal verloren hatte. Aber Ina kannte ich nicht.
»Tot?«, fragte ich.
»Es wurden keine Leichen gefunden. Außerdem hat keiner von uns ihren Tod gespürt. Allerdings war das auch bei Rolie nicht der Fall.« Sie schwieg und stand bewegungslos in ihrem stets vorhandenen Schatten. Plötzlich begriff ich, dass sie wütend war. Wegen ihres stetigen Lächelns und ihrer Heiterkeit war das schwer zu erkennen. Dennoch war sie genauso zornig wie Madding. Das war nur natürlich, schließlich handelte es sich um ihre Geschwister, die vermisst wurden und möglicherweise starben. An ihrer Stelle hätte ich auch so gefühlt.
Dann dämmerte es mir, wenn auch etwas spät: Ich war an ihrer Stelle. Wenn es jemand auf Gottkinder abgesehen hatte und sie umbrachte, dann war jedes Gottkind in der Stadt in Gefahr. Das schloss auch Madding mit ein. Und Sonnenschein, wenn er noch dazu zählte.
Ich stand auf, ging hinüber zu Madding, der nicht mehr auf und ab lief, und umklammerte seine Hände. Das schien ihn zu überraschen. Mit zitternder Stimme wandte ich mich an Nemmer.
»Lady Nemmer«, sagte ich, »danke, dass Ihr uns das alles mitgeteilt habt. Macht es Euch etwas aus, wenn Madding und ich jetzt allein sein möchten?«
Nemmer war verblüfft. Dann grinste sie anzüglich. »Oh, die gefällt mir, Mad. Schade, dass sie eine Sterbliche ist. Und ja, Oree Shoth, ich lasse euch beide nur zu gerne allein — unter der Bedingung, dass du mich nie wieder >Lady Nemmer< nennst.« Sie schauderte in gespieltem Entsetzen. »Dann fühle ich mich so alt.«
»Ja, La...« Ich biss mir auf die Zunge. »Ja.«
Augenzwinkernd winkte sie Madding zu und verschwand.
Sobald sie weg war, wandte ich mich an Madding. »Ich will, dass du Schatten verlässt.«
Er wippte auf seinen Fersen nach hinten und starrte mich an. »Wie bitte?«
»Hier tötet jemand Gottkinder. Im Reich der Götter bist du in Sicherheit.«
Er starrte mich einige Sekunden lang sprachlos mit weit offenem Mund an. »Ich weiß nicht, ob ich lachen oder dich aus dem Haus werfen soll. Wie kannst du so geringschätzig von mir denken, dass du glaubst, ich laufe weg, anstatt den Bastard zu suchen und umzubringen, der dafür verantwortlich ist ...«
»Dein Stolz ist mir völlig egal!« Ich quetschte seine Hände zusammen, damit er mir zuhörte. »Ich weiß, dass du kein Feigling bist. Ich weiß, dass du den Mörder deiner Schwester finden willst. Aber wenn hier jemand Gottkinder tötet und keiner der Götter weiß, wie man ihn aufhalten kann ... Mad, was ist dann falsch daran wegzulaufen? Du hast mich doch gerade dazu gedrängt, dasselbe zu tun, um dem Orden zu entkommen, oder? Du hast Ewigkeiten im Reich der Götter verbracht und hier nur ... wie viel — zehn Jahre? Warum kümmert es dich, was hier geschieht?«
»Warum sollte ich ...« Er schüttelte meine Hände ab, packte mich an den Schultern und starrte mich wütend an. »Hast du den Verstand verloren? Du stehst hier vor mir und bittest mich darum, dich hier zurückzulassen. Dann musst du allein mit dem Orden zurechtkommen, und die Götter wissen, womit sonst noch! Wenn du denkst...«
»Sie sind hinter dir
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