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Die Gefährtin des Medicus

Die Gefährtin des Medicus

Titel: Die Gefährtin des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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gesehen. Auch Frère Lazaire lugte erneut in den Schuppen und schlug ein Kreuz über dem Toten – wohl erst jetzt innewerdend, dass er ihn in der Nacht einfach im Schuppen vergessen hatte. Diese Nachlässigkeit schien ihn zu beschämen. Er verlor kein weiteres Wort, sondern sah schweigend zu, als einer der Männer wortlos auf Aurel zuging, um ihn zu fesseln.
    Rüde ging er vor, war offenbar gewillt Widerstand einzudämmen, noch ehe der sich regen konnte. ähnlich wie zuvor Josse schlug er Aurel in den Bauch, um befriedigt zuzusehen, wie er auf die Knie sank. Aureis Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen.
    »Das Mädchen«, flehte Emy, als zwei der Männer auch ihn packten, »bitte lasst das Mädchen in Ruhe!« Willig streckte er ihnen die Hände entgegen, als könnte er sie dadurch gnädiger stimmen.
    Die Männer gingen nicht darauf ein, sondern banden wortlos auch ihn. Dann zerrte einer von ihnen so abrupt an seinen Fesseln, dass Emy wankte und beinahe stürzte. Es war jener Mann, der beim Anblick von Ricards Leiche gelacht hatte – und jetzt lachte er wieder, befreiter nun, nicht ganz so schrill.
    »Wir sollen dem Comte alle vorführen, die an der Sache beteiligt sind. Also halt’s Maul!«
    Alaïs leistete keinen Widerstand, sondern senkte schnell die Augen. Weder wollte sie in das Gesicht der Mutter blicken, die nicht weit von ihr stand, noch wollte sie sehen, wie viele Dorfbewohner sich nunmehr um den Schuppen versammelt hatten – die einen ängstlich, die anderen höhnisch, manche erschrocken verstummt, wieder andere aufgeregt tuschelnd. Gewiss war auch die zahnlose Bethilie dabei, gewiss Josses Schwester Régine.
    Erst als sie dicht bei den Pferden standen, hob Alaïs den Kopf und musterte neugierig deren braune Leiber. Derlei Tiere hatte sie nicht oft gesehen. Mit dunklen Augen glotzte eines der Pferde sie an, schlug unruhig mit dem Schweif und schnaubte – vielleicht, weil es den Geruch der Toten an ihr witterte.
    Dann zogen sich die Fesseln plötzlich schmerzhaft um ihr Handgelenk. Sie hatte erwartet, man würde sie auf einen der Pferderücken hieven, doch die Männer des Comte hatten anderes im Sinn. Zu Fuß mussten die Gefangenen hinter den Reitern herlaufen, und jene drosselten das Tempo kaum. Alaïs musste regelrecht rennen, um nicht auf den Boden gerissen und dort über dorniges Gebüsch geschleift zu werden.
    Alaïs hörte das Tuscheln hinter ihrem Rücken lauter werden, aber sie drehte sich nicht um, als sie Saint – Marthe verließen. Schlimm genug war die Demütigung, derart gebunden aus der Heimat verschleppt zu werden.
    Aus dem Augenwinkel gewahrte sie, dass Aurel aus der Nase blutete. Doch Emy richtete sich nicht an ihn, sondern an sie, als er schließlich besorgt fragte: »Wird es gehen?«
    Witterte er die Angst, die trotz der Morgensonne kalt an ihr hochkroch? Weder ihm noch sich selbst wollte Alaïs ihre Furcht eingestehen, stattdessen presste sie die Lippen aufeinander und nickte stur.
    Was folgte, war ein langer, mühseliger Marsch – aber keiner von ihnen stürzte, auch Aurel nicht.

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VII. Kapitel
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    Ihnen war angekündigt worden, dass sie vor den Comte geführt werden sollten. Doch als sie endlich am Ziel eintrafen, jenem großen steinernen Haus, eine einst wehrhafte, doch mittlerweile heruntergekommene Burg, erwartete sie nicht die Amtsstube des Comte, sondern ein finsterer Kerker.
    Als die Pferde angehalten wurden, hatte Alaïs das Gefühl, ihre Zunge sei auf die doppelte Größe angeschwollen. Ihre Augen tränten von dem beißenden Sonnenlicht, ihre Füße fühlten sich an wie blutige Stümpfe. Doch keiner der Männer achtete darauf. Noch einmal zogen sie schmerzhaft an dem Strick, bevor Alaïs durch ein Tor gestoßen wurde. Modrige Kälte umgab sie, als man sie durch einen Gang zerrte und schließlich über eine Treppe in ein dunkles Loch hinabstieß. Der Gestank machte Alaïs würgen. Sie schrie auf, voller Panik, man hätte sie von den anderen getrennt und sie müsse ganz alleine an diesem Ort ausharren. Doch dann ertönte erneut ein Poltern. Wie zwei Mehlsäcke wurden die beiden Brüder in den Kerker geworfen. Während sie sich auf den Beinen hatte halten können, kamen Aurel und Emy ins Stolpern und krachten zu Boden. Der bestand aus kleinen, spitzen Steinen, die sich schmerzhaft in die ohnehin schon wunden Fußsohlen schnitten, und aus einem bräunlichen Matsch – vielleicht Stroh, das langsam verfault war, vielleicht Exkremente von früheren Gefangenen.
    Emy war der

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