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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Johannes der Täufer. Wenn er wieder bei Sinnen ist, packt ihn die Reue über dieses kirchen­schänderische Verhalten. Wird er erwischt, exkommuniziert man ihn, er beichtet, bereut, wird wieder aufgenommen – unterliegt wieder dem Zwang. Ein Teufelskreis, aus dem es keine Erlösung gibt. Davon hört jemand, vermutlich eine der Huren, die er besucht, und sie verweist ihn an einen Priester. Zum Beispiel diesen Tilmanus. Der verspricht ihm Erlösung gegen bestimmte Leistungen. Welche, das wissen wir noch nicht so genau. Aber diese Erlösung findet im Konvent der verschleierten Damen statt, und wie wir vermuten, verbirgt sich dahinter eine sehr, sehr verschwiegene Gesellschaft. Wie uns auch mein Vetter Stephan erzählt hat, müssen jene, die diese Erlösung suchen und wohl auch erhalten, darüber schweigen. Schwätzen sie, erklärt sie irgendjemand, sicher ein Priester, zu Ketzern und setzt die Züchtiger auf sie an.«
    »Ziemlich einleuchtend.«
    »Auch Stephan wurde von seinem Gewissen gequält und suchte Erlösung. Dummerweise aber auch bei seinem Kaplan, dem er wahrscheinlich gebeichtet hat. Ebenso sucht der alte Schlebusch nach Erlösung von seinen unzüchtigen Sünden bei jenem Konvent. Aber der scheint besser den Mund halten zu können.«
    »Kurzum, es passiert in diesem Konvent etwas, das, wenn es an die Öffentlichkeit dringt, den Verdacht auf Ketzertum lenkt«, meinte Upladhin.
    »So habe ich das noch nicht gesehen, Hauptmann.«
    Hagan wirkte überrascht.
    Piet aber nickte.
    »Es ist die Begründung der Priester, um die Meuchelmörder loszuschicken, aber es könnte noch etwas anderes daran sein. Wer hat denn den größten Nutzen an der Erlösung von den Sünden, Hagan?«
    »Uh – sicher. Der Klerus.«
    »Das Machtgebäude der Kirche. Etwas verbirgt sich dort in diesem Konvent, das an dem Machtgefüge etwas verändern kann.«
    »Und dass es gerade jetzt anfängt, seine Wirkung zu entfalten, dürfte kein Wunder sein«, vervollständigte Inocenta. »Es gibt keinen Papst mehr.«
    »Es gibt noch einen, aber der hat nix zu kammellen«, ergänzte Upladhin.
    »Fassen wir zusammen: Es gibt Übereinstimmungen bei Söldnern, Priestern und Huren in Köln und Konstanz sowie einen Zusammenhang zwischen dem Auftauchen der Leichentuchreliquien und Berichten von dessen Wunder­wirken aus Köln in Richtung Konstanz. Hier wird über die Verbreitung von Legenden und die Auslegung von biblischen Geschichten Einfluss auf die gläubigen Massen genommen.«
    »Gunnar von Erpelenz muss ein mächtiges Pfand in der Hand halten«, schloss Hagan. »Wo ist Dietrich, Hauptmann?«
    »In Ibbenbüren, bei seiner Tante Elisabeth von Tecklenburg.«
    »Mhm.«
    »Geschäfte, Hagan. Und Politik. Der Graf hat eine heiratsfähige Tochter. Darum denke ich, dass er zumindest derzeit nichts mit dieser Reliquiengeschichte zu tun hat.« Und dann grinste er verschmitzt. »Auch andere Kleinigkeiten weisen darauf hin. So gibt es einen regen Kurieraustausch zwischen Poppelsdorf und Konstanz.«
    »Woher wisst Ihr all solche Dinge, Herr von Upladhin?«, entfuhr es Laure.
    »Weil ich mich in einigen anrüchigen Tavernen herumgetrieben habe, seit dieser junge Haudegen bei mir aufgetaucht ist und mich um Unterstützung gebeten hat. Schenken, Frau Laure, die absolut nichts mit Eurem schönen Gasthaus gemein haben. Aber ich habe noch immer ein gutes Gehör, und Männer, auch abgebrühte Kämpen, schwätzen gerne. Meistens brüsten sie sich mit Taten, die sie gerne begangen hätten.«
    »Kuriere«, sagte Piet. »Kuriere!«
    »Seid Ihr gut zu Pferd?«
    »Es ist mir gelungen, auch das zu meistern, Hauptmann.«
    »Seht zu, dass Ihr einen erwischt. Ich kann Euch die Tavernen nennen, in denen sie sich aufhalten.«
    »Drei Pferde. Dazu unsere Gaukeleien.«
    »Taschendiebereien?«
    »Sagen wir – kleine Tricks und Zauberkunststücke. Inocenta?«
    »Aber gerne doch!«
    »Aber sie werden sich doch nicht mit ihren Botschaften in Poppelsdorf aufhalten«, wandte Laure ein. Hin und wieder machten Kuriere unterschiedlichster Herren auch in ihrem Gasthaus Halt.
    »Nein, aber in Koblenz könnt Ihr sie erwischen. Daher braucht Ihr Pferde. Ich stelle sie Euch zur Verfügung.«
    »Wir sollten dennoch Poppelsdorf einen Besuch abstatten«, meinte Piet. »Lage und Personen erkunden.«
    »Dann begleitet mich und nehmt anschließend die Pferde mit.«
    »Ihr seid sehr großzügig, Hauptmann.«
    »Ich hab ja sonst nichts zu tun.« Und dann grinste Upladhin. »Kann einem Abenteuer noch

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