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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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der Magister aus.
    »In Person.«
    Melle leckte sich Hagebuttenmark von den Fingern, sah ihren Vater an und erklärte: »Er will Frau Laure heiraten.«
    Höchst zufrieden bemerkte sie den fassungslosen Ausdruck im Gesicht ihres Vaters und schlüpfte an ihm vorbei in den Hof.
    Upladhin lachte schallend auf.
    »Was dagegen, Junge?«
    »Es ist ihre Wahl, Hauptmann. Wenn sie einen solch verknöcherten alten Kämpen zum Gatten haben will …«
    Laure stemmte die Hände an die Hüften.
    »Wohledle Herren, es ist nicht recht, mit einem schwer arbeitenden Weib Spott zu treiben.«
    Der Hauptmann Upladhin gefiel ihr. Er meinte es nicht böse, und er war erstaunlich unprätentiös.
    »Wenn sie mich nicht nimmt, Hagan, dann eil dich, bevor ein anderer sie dir wegschnappt. Eine Frau, die solche Happen zubereiten kann, findest du nicht an jeder Ecke.«
    »Eine begabte Köchin ist sie, das weiß ich. Aber um Euch von ihr durchfüttern zu lassen, seid Ihr doch nicht her­gekommen?«
    »Nein.« Dann grinste er noch einmal. »Das Kind hat die Augen deines Vaters.«
    »Ja.«
    Laure stellte fest, dass Hagan plötzlich sehr verschlossen wurde. Auch der Hauptmann wurde wieder ernst.
    »Ich habe Frau Laure schon einiges berichtet. Sie scheint über die Dinge Bescheid zu wissen.«
    »Ja, Hauptmann Upladhin«, sagte Laure und reichte Hagan auch ein Brettchen mit Käsegebäck. »Da sich viele der schreck­lichen Ereignisse hier in meinem Gasthaus ab­­gespielt haben, konnte ich kaum die Augen davor verschließen.«
    Sie beobachtete, wie Hagan in die Käsestange biss und ebenso verzückt aussah wie Upladhin zuvor. Darum fügte sie hinzu: »Wir sollten Piet und Inocenta dazuholen, denke ich.«
    »Tut das, Frau Laure, ich passe derweil auf diese Pfanne auf.«
    »Nein, das tut Ihr nicht. Herr Hagan …«
    »Nur wenn ich noch mehr davon bekomme.«
    »Es war eigentlich für die Gäste heute Abend bestimmt. Aber sei’s drum.«
    Hagan verließ die Küche, und sie füllte den Rest der Käsestäbchen auf die Zinnplatte, stellte den Topf mit dem säuer­lichen Hagebuttenmark dazu und holte weitere Becher vom Bord. Elseken machte die Runde bei den Bauern und würde erst am späten Nachmittag zurückkommen. So lange hatten sie die Küche für sich.
    Inocenta brachte einen Hocker mit, Piet rückte ein Mehlfass von der Wand, Hagan holte Laure einen Stuhl aus der Gaststube. Während die anderen sich vorstellten und ihre Erkenntnisse austauschten, naschte sie selbst von dem Gebäck und fand es wie immer lecker. An dem Gespräch nahm sie zunächst nicht teil, sondern ließ die drei Männer und die Zwergin ihr Wissen zusammenfassen, während sie überlegte, was sie am Abend den Gästen anbieten konnte.
    »Die beiden Söldner, die hier im Gasthaus verkehrten, sind früher bei den erzbischöf­lichen Truppen gewesen. Ich habe ihre Spur verfolgen können«, sagte Upladhin gerade. »Und über sie, Hagan, habe ich auch herausgefunden, was es mit Coen und Gobel auf sich hatte, die beiden Kerle, die dich in Konstanz aus dem Weg räumen wollten.«
    »Aus denselben Kreisen?«
    »Richtig. Doch seit Jahren schon nicht mehr in erz­bischöf­lichen Diensten, sondern als Zuhälter tätig. Für einen Priester.«
    »Lambertus und die Töchter der Nacht.«
    »Und das auch schon vor über sieben Jahren.«
    »Also auch schon, als sie das erste Mal versuchten, mich umzubringen.«
    »Herr Hagan …«, entfuhr es Laure.
    »Sie hatten keinen Erfolg, wie Ihr seht.«
    Sie schüttelte den Kopf, hörte jetzt aber angespannter zu.
    »Sie werden Züchtiger genannt«, fuhr Upladhin fort. »Und sie treiben die Gelder von den Huren ein, beschützen sie nötigenfalls auch schon mal, bestrafen sie aber auch, falls sie sie betrügen. Sie werden auch als ›Ketzerjäger‹ von den Priestern bezahlt.«
    »›Ketzerjäger‹? Wie hängt denn das nun wieder zusammen?«
    »Stephan«, sagte Laure, ohne zu überlegen.
    »Wer ist Stephan?«
    »Mein Vetter.« Hagan erzählte, wie er ihn vor den Verfolgern gerettet hatte. »Jurg und Hannes haben wir nach Efferen geschickt, um den Kaplan zu warnen, aber sie kamen zu spät. Es hieß, der arme Mann sei auf der Jagd von einem Fehlschuss aus einer Armbrust getroffen worden.«
    »Gott, wer jagt denn mit der Armbrust?«, fragte Laure.
    »Söldner.«
    »Heilige Jungfrau Maria, es übersteigt meine Vorstellung. Ich weiß, dass Söldner harte Kerle sind, ich weiß, dass sie für Sold und Lohn kämpfen. Aber das, was hier geschieht, sind keine Kämpfe, sondern

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