Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
die Begründung dafür genannt hatte. Sein Vater, der Erzbischof Friedrich von Saarwerden, hatte Hagan um Verzeihung dafür gebeten. Er halte ihn zwar für den besseren Kandidaten für dieses Amt als Dietrich. Aber wenn er ihn vorschlüge, hätte sein Berater Gunnar von Erpelenz dafür gesorgt, dass Wilhelm von Berg zum Erzbischof gewählt würde, weil Gunnar den Bastardsohn, legitimiert oder nicht, nie akzeptiert hatte. Und als allerletzte Botschaft hatte sein Vater ihm noch ausrichten lassen, dass er Gunnar im Auge behalten solle, denn dem sei nur an Macht gelegen.
    Ja, er hätte sicher früher Verdacht geschöpft, vermutlich schon in Straßburg, wo er den erzbischöf­lichen Berater so eilig hatte aufbrechen sehen.
    Warum hatte sein Vater sich seines Beraters nur nicht schon früher entledigt? Und warum hatte Dietrich ihn übernommen?
    Nun, diese Frage würde sein Vetter ihm in Kürze beantworten.
    Hagan war nicht zu seiner Wanderung durch den Wald aufgebrochen, ohne vorher Erkundigungen eingezogen zu haben. Dietrich war tatsächlich zur Jagd gegangen. Großspurig, wie er war, natürlich alleine und nur mit einer Saufeder bewaffnet.
    Ob er ein Wildschwein erlegen würde, war eine andere Sache.
    Immerhin, Hagan kannte die Stellen so gut wie Dietrich, wo die beste Möglichkeit bestand, eine Wildsau aufzustöbern.
    Er hob den Kopf.
    Es kam jemand näher. Vorsichtig zwar und gewandt, aber dennoch war das Rascheln im Laub anders geworden.
    Und schon kam er in Sicht, in braunem Wams, hohen Stiefeln, ein Barett mit einer langen Fasanenfeder auf den Haaren. Den langen Spieß trug er in der Hand, einen kurzen Dolch am Gürtel. Er achtete auf die Spuren am Boden und bemerkte ihn nicht. Als er an der Eiche vorbeigegangen war, machte Hagan einen großen Schritt vor und drückte Dietrich den aus einem Keilerzahn gefertigten Dolch in die Nieren.
    »Hab ich dir früher nicht immer gesagt, du sollst aufpassen, wer hinter deinem Rücken lauert?«
    Dietrich wirbelte herum, die Saufeder gesenkt. Doch Hagan war bereits zur Seite gesprungen und hatte sie am Schaft gepackt. Mit einer harten Drehung entwand er sie ihm.
    Sein Vetter starrte ihn fassungslos an. »Hagan?«
    »In Person.«
    »Wiederauferstanden von den Toten?«
    »Mein Ableben war zeitlich begrenzt.«
    »Man berichtete mir, du seiest in Konstanz ersoffen. Besser, du hättest dich aus Gram ersäuft. Ich wollte es nicht ganz glauben.«
    »Klug von dir.«
    »Aber aus Speyer meldete man, dass du in der Tat nicht zurückgekehrt seiest.«
    »Man hat es nur nicht bemerkt.«
    »Aha. Und nun?«
    »Nun bin ich hier, um Antworten von dir zu erlangen.«
    »Wozu du mich mit diesem kleinen Spielzeug kitzeln willst?«
    »Es kann ganz schön tief kitzeln, und es wird aussehen, als habe dich ein Keiler gekitzelt.«
    »Was habe ich dir getan, Hagan, dass du mir ans Leben willst? Glaub mir, mein Amt brauchst du mir nicht zu neiden.«
    »Nein, das tue ich auch nicht. Aber es gibt da ein paar Ungereimtheiten, die einen Reim finden sollten.«
    »Wo reimt es sich nicht?«
    »An ein paar unschönen Stellen. Es wäre nützlich, wenn du mir etwas Zeit opfern würdest. In zivilisierter Umgebung, vielleicht bei einem Pokal Rheinwein. Dann könnte ich mich entschließen, dieses Spielzeug wegzustecken.«
    »Wir könnten auch kämpfen.«
    »Könnten wir.«
    »Verflucht, du meinst das ernst.«
    »So wie du auch.«
    »Lassen wir es. Komm mit, wir kümmern uns um den Wein.«
    Hagan rechnete es Dietrich hoch an, dass er den Spieß auf dem Waldboden liegen ließ. Immerhin waren sie jetzt gleich bewaffnet. Oder besser, Hagan etwas mehr, denn in seinem Stiefel steckte auch noch ein dünner Dolch.
    Auf dem Weg durch den Wald erzählte Hagan von seinem Sprung in den Rhein und seiner Reise mit den Vaganten. Dietrich gab das eine oder andere Lachen von sich.
    »Und mir sagt man einen Drang zum Abenteuer nach. So weit habe ich es noch nicht kommen lassen. Aber«, und damit wurde sein Ton ernst, »du erzählst mir das nicht, um mich zu belustigen. Was steckt dahinter?«
    »Eine verdammt üble Angelegenheit, Dietrich, die dich höchstpersönlich betrifft.«
    »Mich?«
    »Es waren erzbischöf­liche Söldner, die Hanna umbrachten und auch mich zu töten beabsichtigten. Ich habe sie erkannt. Vor sechs Jahren versuchten sie es schon einmal. Gobel und Coen hießen die Gesellen.«
    »Sie versuchten es schon einmal?«
    »Auf dem Turnier in Heilbronn, kurz bevor du im Auftrag meines Vaters nach Pisa aufgebrochen

Weitere Kostenlose Bücher