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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hinunterlief.
    Sie wollte ihm folgen, aber Martine hielt sie am Arm fest und deutete auf das Fenster. Sie sahen hinaus.
    Das Hoftor war aufgebrochen worden, Männer kamen hereingeströmt.
    Wieder einer schrie und stürzte.
    Zwei versuchten, in das Gasthaus zu gelangen. Ein Handgemenge entstand. Plötzlich flammte eine Fackel auf. Dann noch eine. Sie wurde geworfen. Fiel auf das ­Holzschindeldach der Werkstatt. Jemand trat sie nach unten.
    Mehr Fackeln brannten nun.
    Das war also ihre Absicht – Hauptmann Upladhin hatte sie gewarnt. Man würde versuchen, sie durch Feuer aus den Häusern zu vertreiben.
    Laure und Martine schlossen das Fenster, damit keine der Fackeln in das Zimmer fiel. Die Dächer des Wohn- und des Gasthauses waren mit Schieferleyen belegt. Sie würden nicht brennen, aber die Stallungen, die Scheune und die Werkstatt …
    »Bleib bei Hemma!«, befahl Laure und lief nach unten, einen schweren Grillspieß in der Hand.
    Upladhin, mit dem Schwert in der Faust, kämpfte gegen einen der schwarz gewandeten Ritter. Stahl schlug auf Stahl, Laure vermeinte Funken stieben zu sehen. Der alte Hauptmann schien gewandt, der Ritter jedoch jünger und stärker. Laure drückte sich an die Wand, um ihnen nicht in den Weg zu geraten. Kurz bemerkte sie Upladhins Blick. Er musste sie gesehen haben, denn mit einem plötz­lichen Ausfall trieb er den Ritter von dem Haus fort. Und plötzlich sackte der Mann zusammen. Upladhin hob das Schwert wie zum Gruß nach oben.
    Laure folgte seinem Blick.
    Einer seiner Mannen saß auf dem Werkstattdach, die Armbrust gespannt. Es mochte schwierig sein, im Dämmerlicht Freund und Feind auseinanderzuhalten, aber sein Schuss hatte den Ritter gefällt. Der Hauptmann sah sich nach dem nächsten Gegner um. Er eilte Richtung Werkstatt. Dort rang Jochen mit einem der Söldner, ein anderer lag blutend am Boden. Laures Blick aber wurde von Rufen und einem hellen Widerschein abgelenkt. Das Dach der Scheune hatte an einer Stelle Feuer gefangen. Elseken und eine Magd schwangen Wassereimer. Sie meinte auch ihre Kinder und Melle zu sehen, die mit feuchten Decken die Flammen zu löschen versuchten. Es würde wenig helfen. Der Brunnen mitten im Hof war nicht zu erreichen. Hier kämpften die Männer erbittert miteinander.
    Auf der Weide hinter der Scheune wieherten Pferde voller Panik. Laure wollte zur Scheune laufen, helfen, die Brände zu ersticken. Doch kaum hatte sie einen Schritt nach vorne getan, stieß Upladhin einen wilden Schrei aus, und ein weiterer Söldner fiel auf die Knie.
    »Ins Haus, Laure!«, fauchte der Hauptmann sie an, aber schon stürzte sich der nächste Kerl auf ihn.
    Sie konnte nicht weggehen.
    So grauenvoll und so gefährlich es war, sie konnte nicht ins Haus flüchten.
    Wo war Hagan?
    Ein Armbrustbolzen schlug neben ihr in die Wand ein. Sie schrie leise auf.
    Einer der Lehrjungen stolperte an ihr vorbei, fiel nieder. Einer der Söldner hob den Dolch, um ihn niederzumachen. Wutentbrannt stieß Laure ihm den Grillspieß in die Rippen. Er grunzte und knickte ein. Das Messer flog ihm aus der Hand. Der Junge krabbelte dorthin und hob es auf. Blut rann ihm aus den Haaren, aber er rannte sofort weiter, um seinem Freund zu helfen. Et­liche Männer lagen auf dem Hof, manche vielleicht tot, andere ohne Besinnung oder verwundet. Upladhin kämpfte noch, drei seiner Mannen ebenfalls. Immer wieder surrte ein Armbrustbolzen über den Hof.
    Wo war Hagan?
    Sie trat einen Schritt aus der Tür hinaus. Ein Fehler. Ein Mann packte sie, zerrte sie mit sich zum Tor. Der Grillspieß fiel ihr aus der Hand. Sie schrie.
    Keiner achtete auf sie.
    Sie fuhr dem Mann mit den zu Krallen gebogenen Fingern ins Gesicht. Er wich aus. Sie trat um sich. Er schien es nicht zu bemerken. Packte sie nur noch fester und hob sie an. Machte einen großen Satz über einen Gefällten. Erreichte das Tor.
    Entführt.
    Verdammt! Sie war eine Geisel.
    Sie schrie aus voller Lunge um Hilfe.
    Der Mann schleppte sie durch das Tor auf die Straße.
    Etwas flirrte durch die Luft.
    Der Griff löste sich, sie fiel auf das Pflaster.
    »Habt Ihr zum Tanz eingeladen, Frau Laure?«, fragte Piet, ein weiteres Messer wurfbereit in der Hand.
    »Söldner und Ritter. Upladhin ist hier«, keuchte sie und rappelte sich auf. Dem Mann, der sie gepackt hatte, steckte ein Messer im Auge.
    Sie sah weg.
    »Im Hof? Wo ist Hagan?«
    »Weiß nicht. Hab nach ihm Ausschau gehalten.« Sie schluchzte fast.
    »Sind alle durch das Tor gekommen?«
    »Weiß

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