Die Gefahr
Limonade und blickte zu den Fenstern des Motels auf. Nur in zwei Zimmern brannte noch Licht, ansonsten schien bereits alles zu schlafen. So wie man es ihm befohlen hatte, warf der pakistanische Wissenschaftler den Rest der Dose in den Mülleimer und blickte auf die Nummer auf seinem Schlüssel. Zu seinem Pech lag das Zimmer auch noch im ersten Stock, und so zerrte er seinen großen Koffer eine Stufe nach der anderen die Treppe hinauf. Als er im ersten Stock ankam, blieb er etwas außer Atem stehen und blickte um sich, um zu prüfen, ob ihn jemand beobachtete.
Zimmer 212 lag am Ende des Ganges. Zubair steckte den Schlüssel ins Schloss und hielt den Atem an. Vielleicht wartete sein Befehlsgeber im Dunkeln auf ihn, oder vielleicht war das Spiel aus und er lief der Polizei direkt in die Arme. Er öffnete die Tür und schaltete das Licht ein. Das Zimmer war in keiner Hinsicht mit dem Zimmer im Ritz zu vergleichen, das er hatte räumen müssen, doch es war immer noch besser als fast alles, was man daheim in Pakistan finden konnte. Der Wissenschaftler verschloss die Tür und vergewisserte sich zuerst einmal, dass auch im Badezimmer niemand lauerte. Dann setzte er sich erleichtert auf das Bett, schaltete den Fernseher ein und wartete.
53
Mustafa al-Yamani wartete über eine Stunde im Wagen. Obwohl die Strahlenkrankheit immer schlimmer wurde, war sein Überlebensinstinkt noch genauso wach wie eh und je. Er hatte so viel für seine Ziele geopfert, dass er jetzt ganz einfach nicht versagen durfte. Dennoch war ganz offensichtlich etwas schief gelaufen. Er hatte die Fernsehberichte über die Schiffe gesehen und war schockiert, wie gründlich die Amerikaner seinen Plan durchkreuzt hatten. Es gab immer zwei Möglichkeiten, wie es dazu kommen konnte, dass ein solcher Plan vereitelt wurde; entweder hatte es der Feind geschafft, in das Informationsnetzwerk einzudringen, oder jemand aus den eigenen Reihen hatte bewusst oder unbewusst etwas ausgeplaudert.
Al-Yamani hatte die Sache aus allen möglichen Blickwinkeln betrachtet und war zu dem Schluss gekommen, dass ein Verräter im Spiel sein musste. Es war undenkbar, dass die Amerikaner die Al Kaida ausspioniert haben könnten. Viel wahrscheinlicher war es, dass irgendjemand allzu freimütig über den Plan gesprochen hatte und dass die amerikanischen Spionagesatelliten es aufschnappen konnten. Al-Yamani hatte seine Kameraden immer wieder vor dieser Möglichkeit gewarnt, doch er wusste, dass sie nicht auf ihn hörten. Sie pochten darauf, dass auch finanzielle Aspekte zu berücksichtigen seien. Man müsse all jene warnen, die die Al Kaida finanziell unterstützten, damit sie ihr Geld rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Immerhin würden, wenn der Plan aufging, die Aktienkurse weltweit sinken. Al-Yamanis Kameraden hatten ihm versichert, dass man diese Leute warnen könne, ohne dass die Amerikaner dies bemerkten, doch er war immer skeptisch gewesen.
Al-Yamani wusste um die aufgeblasenen Egos seiner Landsleute. Allen ging es um Ansehen und Prestige, und die Verlockung, damit zu prahlen, dass bald etwas Großes geschehen werde, war für manchen sicher überwältigend. Als Gegenmaßnahme hatte al-Yamani gezielt Fehlinformationen verbreitet, um die Amerikaner in die Irre zu führen – doch offensichtlich war irgendetwas schief gegangen und die Amerikaner hatten herausgefunden, dass ihnen Gefahr drohte. In der Folge musste es ihnen gelungen sein, ein hochrangiges Mitglied der Organisation in ihre Gewalt zu bekommen. Ja, so musste es gewesen sein. Wenn die Amerikaner alle vier Schiffe erwischt hatten, mussten sie auf der Grundlage von präzisen Informationen gehandelt haben.
Alles, was al-Yamani ausgearbeitet und vorbereitet hatte, war in Gefahr, aber er war wenigstens vorsichtig genug gewesen, die Aufgaben dieser Mission auf viele Schultern zu verteilen. Die linke Hand brauchte nicht zu wissen, was die rechte tat. Die Amerikaner hatten ihm einen schweren Schlag versetzt, doch er hatte zum Glück nicht nur dieses eine Eisen im Feuer. Er war ein Stratege, und oft war es die beste Taktik, einen Zangenangriff zu führen.
Nachdem er Charleston verlassen hatte, war al-Yamani zum Flughafen von Columbia, South Carolina, gefahren, wo er den Ford Taurus stehen ließ und sich einen Mietwagen nahm. Von Columbia fuhr er sofort nach Atlanta weiter. Auf dem Weg dorthin hörte er, dass der Präsident und einige andere hochrangige Persönlichkeiten aus Washington evakuiert worden waren. Wenig
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