Die Gefahr
später hörte er dann von dem Missgeschick mit den vier Schiffen.
Er hatte die Adresse der Speditionsfirma im Kopf, die seine Leute als Tarnung benutzten, und als er in Atlanta ankam, näherte er sich dem Stadtviertel mit großer Vorsicht. Als er einen Block von dem Gebäude entfernt an einer Ampel anhielt, blickte er nach rechts und sah, dass die Straße vor dem Firmengelände von Polizeiautos abgesperrt wurde. Al-Yamani nahm den Fuß von der Bremse und trat aufs Gaspedal, ohne noch einmal zurückzublicken. Hier war nichts mehr zu machen. Ein ganzes Jahr Arbeit und der Tod vieler tapferer Moslems – alles war vergeblich gewesen.
Al-Yamani unterdrückte die Wut, die in ihm hochkam. Irgendjemand hatte ihn verraten, doch er fand sich rasch mit der Tatsache ab, dass er nie herausfinden würde, wer der Verräter war. Sein verseuchter Körper würde ihm nicht mehr lange genug dienen, um ihm zu ermöglichen, dieser Frage nachzugehen. Nein, er war nach Amerika gekommen, um zu sterben, und er würde so viele Ungläubige wie möglich mit in den Tod nehmen.
Es war Donnerstag, zwei Uhr nachts. Al-Yamani hatte sein Treffen mit dem pakistanischen Wissenschaftler mit allergrößter Vorsicht arrangiert. Er brauchte diesen Mann, wenn er seine Pläne trotz all der Rückschläge doch noch verwirklichen wollte. Er hatte bereits zwei Stunden damit zugebracht, die Umgebung des Ritz-Carlton-Hotels in Buckhead zu beobachten, um sicherzugehen, dass der Pakistani nicht beschattet wurde. Er gab ihm telefonisch seine neuen Anweisungen und folgte dann dem Taxi in sicherer Entfernung, um zu klären, ob ihnen jemand auf den Fersen war.
Al-Yamani blickte durch das Fenster seines Mietwagens und beschloss, dass es Zeit war. Er griff nach dem Handy, das er am Vormittag gekauft hatte, und wählte die Nummer. Der nervöse kleine Pakistani meldete sich noch vor dem zweiten Klingeln.
»Hallo.«
»Ich will, dass du den großen Koffer zurücklässt«, wies ihn al-Yamani an. »Nimm nur das mit, was du brauchst, und geh in fünf Minuten zum Coca-Cola-Automaten hinunter.« Vier Minuten später verließ Zubair mit seiner Umhängetasche das Zimmer und eilte die Treppe hinunter. Als er beim Automaten ankam, beobachtete al-Yamani ihn einige Minuten und fuhr dann los. Er hielt vor dem Hotel an und ließ das Fenster herunter.
»Imtaz, komm schnell und steig ein.« Al-Yamani erkannte am Blick des Wissenschaftlers, dass er ihn ohne Bart nicht erkannte. »Ich bin es, Mustafa«, sagte er und fügte in etwas strengerem Ton hinzu: »Steig ein, du Narr.«
Zubair erkannte schließlich die Augen des Mannes, der ihn rekrutiert hatte. Er setzte sich hastig auf den Beifahrersitz und starrte den Araber ungläubig an. »Du hast nie davon gesprochen, dass du nach Amerika willst.«
Al-Yamani blickte in den Rückspiegel, um nach etwaigen Autos Ausschau zu halten. »Sehr wenige Leute wissen von meinen Plänen.«
»Was ist heute passiert?«, fragte der entmutigte Wissenschaftler. »Wie haben sie das nur herausbekommen?«
Der Araber schüttelte den Kopf. »Ich weiß keine Antwort.« Wenn er auch nur einen Moment lang angenommen hätte, dass ihn der Pakistani verraten haben könnte, so hätte er ihn auf der Stelle getötet, doch das war ausge schlossen. Zubair kannte überhaupt keine Einzelheiten ü ber die vier Schiffe, die von den Amerikanern abgefangen worden waren.
»Was machen wir jetzt?«, fragte der Pakistani. »Kehren wir nach Hause zurück?«
Al-Yamani sah den jungen Wissenschaftler lächelnd an. »Nein, wir kehren nicht um, Imtaz. Allah hat noch viel Arbeit für uns. Die Amerikaner haben vielleicht eine Schlacht gewonnen, aber wir sind noch lange nicht am Ende.«
Zubair war ziemlich überrascht, das zu hören. »Was hast du vor?«, fragte er.
Al-Yamani schüttelte den Kopf. »Ich werde nicht mehr über meine Pläne sprechen. Allzu viele gute Moslems sind bei der Beschaffung dieser verfluchten Waffe gestorben. Ich hätte es nie zulassen dürfen, dass es so viele Mitwisser gab.« Er schüttelte erneut den Kopf. »Nein … du wirst es früh genug begreifen, und bis dahin musst du mir einfach vertrauen.«
54
WASHINGTON D.C.
Rapp hatte nicht besonders gut geschlafen, und er glaubte zu wissen, warum. Nachdem er sich den Großteil der kurzen Nacht hin und her gewälzt hatte, stand er schließlich um sechs Uhr auf. Seine Gedanken wollten einfach nicht zur Ruhe kommen, und sein Körper, der es gewohnt war, mindestens sechsmal die Woche im Training gefordert zu
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