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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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werden, schrie förmlich nach Bewegung. Also verließ er sein klimatisiertes Haus an der Chesapeake Bay und nahm seine gewohnte Laufstrecke in Angriff.
    Seine Muskeln lockerten sich in der feuchten Morgenluft rasch, während er seinen Rhythmus fand, der mehr ein Sprint denn ein Dauerlauf war. Der Schweiß strömte ihm über die nackte Brust, und er spürte förmlich, wie all die Schadstoffe aus dem Körper geschwemmt wurden. Bevor er losgelaufen war, hatte er kurz überlegt, ob er nicht lieber schwimmen sollte. Das war schonender für die Gelenke, zumal er vor kurzem festgestellt hatte, dass sein Körper gewisse Abnützungserscheinungen zeigte. Die Jahre als Weltklasse-Triathlet und seine Arbeit für die CIA forderten offenbar ihren Tribut.
    Nun war er aber froh, dass er sich für das Laufen entschieden hatte. Als er die Hälfte der Distanz zurückgelegt hatte, fühlte er sich gestärkt. Er blickte auf seine Uhr und stellte fest, dass er die Strecke in sechs Minuten geschafft hatte – und das trotz der anstrengenden Reise und des Schlafmangels. Früher hatte er die Strecke in fünf Minuten bewältigt, aber diese Zeiten waren endgültig vorbei. Ein solches Tempo war etwas für jüngere Lungen, jüngere Herzen und vor allem jüngere Kniegelenke als die seinen.
    In der zweiten Hälfte der Strecke ging es ihm nicht mehr ganz so gut; seine Kräfte ließen nach und er wurde immer langsamer, sodass er auf der sechsten Meile bereits zweiundzwanzig Sekunden hinter seiner gewohnten Zeit zurückblieb. Zum Abschluss sprintete er bis zur Ziellinie an der Zufahrt zu seinem Haus, um dann weitere fünfzig Meter locker auszulaufen. Während er die Zufahrt entlangging, machte er sich Vorwürfe, weil er allmählich deutlich nachließ.
    Rapp ging zum Pier, zog Schuhe und Socken aus und legte auch die Gürteltasche ab, in der er eine Wasserflasche und eine Glock 30 im Kaliber .45 mit sich trug. Er sprang ins Wasser, und nachdem er sich gut fünf Minuten lang entspannt und abgekühlt hatte, beschloss er, vor der Sitzung im Weißen Haus noch das Joint Counterterrorism Center aufzusuchen. Er kehrte zum Haus zurück, duschte, rasierte sich, frühstückte rasch und füllte seinen Reisebecher randvoll mit heißem schwarzem Kaffee.
    Um halb acht Uhr stand er bereits im Büro des Leiters der FBI-Abteilung für Terrorbekämpfung, mit dem er recht gut auskam. Rapp kannte McMahon immerhin gut genug, um zu spüren, dass der Mann irgendwie anders war als sonst.
    Er nahm auf einem der unscheinbaren Stühle vor McMahons Schreibtisch Platz. In dem Büro roch es nach frischer Farbe und neuem Teppich. Rapp war nicht wirklich überrascht, als er McMahon in einem kurzärmeligen weißen Hemd und einer locker gebundenen Krawatte sah. Zum Glück hatte sein Geschmack, was Kleidung betraf, keinerlei Auswirkung auf seine Fähigkeiten als FBI-Agent.
    »Sie sind also wieder zurück«, stellte McMahon knapp fest.
    Rapp nickte und nahm noch einen Schluck Kaffee. Ihm fiel auf, dass der FBI-Mann einen ungewöhnlich nervösen Ausdruck auf dem Gesicht hatte. Etwas stimmte nicht, und Rapp glaubte auch zu wissen, was es war – doch zuerst mussten noch, wie üblich, ein paar scherzhafte Bemerkungen gewechselt werden. Rapp erinnerte sich an das, was Akram ihm gleich nach seiner Ankunft mitgeteilt hatte.
    »Skip, Sie sehen heute echt beschissen aus.«
    »Na ja, es kann eben nicht jeder ein hübscher Junge sein.«
    Rapp lachte. »Ja, stimmt.« Der Antiterror-Spezialist drehte den Kopf zur Seite und zeigte mit dem Finger auf die senkrechte Narbe an seiner Wange.
    »Jammern Sie immer noch über den kleinen Kratzer?« McMahon schüttelte gespielt vorwurfsvoll den Kopf. »Das ist gar nichts. Sie sollten mal die Narbe von meiner Sterilisation sehen. Die ist mindestens dreißig Zentimeter lang.«
    Rapp lachte. »Ist eigentlich an dem Gerücht was dran, dass Sie uns bald verlassen werden?«
    »Wo haben Sie das denn her?«, fragte McMahon.
    »Wir hören alle Ihre Telefone ab«, antwortete Rapp mit undurchdringlicher Miene. »Das mit Ihrer Sterilisation weiß ich schon seit Jahren.«
    McMahon lächelte kurz, wurde aber gleich wieder ernst. »Woher wissen Sie es wirklich?«
    »Irene hat’s mir gesagt.«
    McMahon drehte sich zur Seite und blickte auf die weiße Wand. Es war offensichtlich, dass er sie gebeten hatte, niemandem von seinen Zukunftsplänen zu erzählen.
    »Keine Sorge«, sagte Rapp. »Sie hat es erwähnt, weil ich gehört habe, dass Reimer vom Energieministerium

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