Die Gefahr
bekommen.
Khalili verriet Rapp auch, dass sie eine ähnliche Low-Tech-Strategie nun auch schon im Internet anwandten. Anstatt hochmoderne Verschlüsselungssoftware einzusetzen, die gegen die Supercomputer der National Security Agency ohnehin oft nutzlos war, kommunizierten sie mit ihren amerikanischen Zellen nun immer häufiger über ganz gewöhnliche Chatrooms, wie sie von Teenagern benutzt wurden. Auf diese Idee war Khalili selbst gekommen. Er war davon ausgegangen, dass solche Chatrooms so ziemlich der letzte Ort waren, wo die amerikanischen Superschnüffler suchen würden. Nach einem Anruf im CTC stellte sich heraus, dass Khalilis Aussage der Wahrheit entsprach.
Rapp blickte auf seine Autoschlüssel hinunter und sagte schließlich: »Ich will, dass sich Marcus gleich morgen früh mit ihm unterhält.« Rapp sprach von Marcus Dumond, dem Computergenie der CIA. »Ich verstehe höchstens ein Viertel von dem, was er sagt, darum könnte er mir auch lauter Schwachsinn erzählt haben.«
»Aber du gehst davon aus, dass es nicht so ist?«
»Nein … aber was weiß ich schon?«, erwiderte Rapp achselzuckend.
»Du hast einen sehr guten Instinkt«, stellte Akram fest. »Und nach allem, was du mir gesagt hast, denke ich, dass dich dein Instinkt nicht getäuscht hat.«
Abdullah wurde von zwei Männern aus dem Flugzeug getragen. An der Tatsache, dass er nicht schrie, erkannte Rapp, dass das Morphium noch wirkte. »Ich habe ihm vor ungefähr einer halben Stunde wieder eine Spritze verpasst«, sagte er und holte ein Blatt Papier aus seiner Jackentasche, das er Akram reichte. »So wie du es wolltest … Ich habe die genaue Dosis und die Zeit notiert.«
Akram warf einen Blick auf den Bericht. Es war kein Wunder, dass Rapp nicht geschlafen hatte; er hatte dem Mann mindestens alle eineinhalb Stunden eine Dosis Morphium verabreicht.
»Viel Glück mit ihm«, sagte Rapp. »Es könnte sein, dass er ein notorischer Lügner ist.«
Akram verzog das Gesicht zu einem Lächeln. Er betrachtete schwierige Fälle stets als besondere Herausforderung.
Mit dem Autoschlüssel in der Hand zeigte Rapp auf seinen pakistanischen Freund. »Wenn du mit den beiden hier fertig bist, möchte ich, dass du dir auch die Kerle ansiehst, die sie in Charleston geschnappt haben. Wenn die Jungs vom FBI Schwierigkeiten machen, ruf mich an, dann rede ich mal Klartext mit ihnen.«
Akram nickte. Er war ein Meister in der Kunst, seine Gedanken und Gefühle zu verbergen – und Irene Kennedy hatte ihm gesagt, dass er Rapp unter keinen Umständen von den Unstimmigkeiten erzählen solle, die zwischen dem Justizministerium und dem Weißen Haus aufgetreten waren. Hätte Rapp zu so später Stunde davon erfahren, so hätte er nicht nur die ganze Nacht kein Auge zugemacht, sondern wahrscheinlich auch noch andere Personen aus dem Bett geholt.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Akram. »Fahr jetzt erst einmal nach Hause und schlaf ein bisschen. Du siehst wirklich furchtbar aus.«
52
ATLANTA
Es war stockdunkle Nacht, als das Taxi am Turner-Field-Baseballstadion vorüberfuhr. Es folgte noch einen Kilometer der Atlanta Avenue, bevor es zum Parkplatz eines unauffälligen Motels einbog. Das Neonschild, das stets leuchtete, wenn Zimmer frei waren, blieb dunkel, und auch im Büro des Geschäftsführers brannte kein Licht mehr. Ein paar Autos standen auf dem kleinen Parkplatz, doch ansonsten machte das Haus einen verlassenen Eindruck.
Der Fahrer des Taxis drehte sich um und sah seinen Fahrgast durch die schmutzige Plexiglasscheibe an. »Sind Sie sicher, dass Sie hier aussteigen möchten?«, fragte er.
Imtaz Zubair schluckte nervös und nickte. Er stieg nicht gern hier aus, aber der Mann, der ihm seine Anweisungen gab, hatte ihn angerufen und ihm genau gesagt, was er zu tun hatte.
»Doch, das stimmt schon«, antwortete der pakistanische Wissenschaftler mit mehr Zuversicht, als er tatsächlich hegte.
Der Fahrer zuckte mit den Schultern und hielt den Wagen an. Die meisten seiner Fuhren konnte er irgendwie nachvollziehen – diese hier jedoch überhaupt nicht. Es ergab einfach keinen Sinn, dass jemand nach Mitternacht im Ritz in Buckhead abgeholt und zu einem billigen Motel beim Baseballstadion gebracht werden wollte. Aber solange der Kerl bezahlte, sollte es ihm recht sein.
Der Fahrer holte den großen Koffer aus dem Kofferraum und nahm das Fahrgeld in Empfang, ehe er wieder in den Wagen stieg und losfuhr.
Zubair stand nervös vor dem Motel und sah dem Taxi nach. Er stellte
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