Die Gefahr
der Welt macht ein Metro-Cab hier draußen in Plum Point? Und: Warum fährt mein Sohn wie die Feuerwehr hinter dem Taxi her? Es stellte sich heraus, dass ihr Sohn auch einen grünbraunen Ford F-150 Pickup fuhr.
McMahon rief die Frau, eine gewisse Molly Stark, persönlich an, um mit ihr zu sprechen. Nachdem er sich ihre Geschichte angehört hatte, fragte er, ob er ihren Sohn sprechen könne. Nachdem er sich zwei Minuten mit ihr und eine Minute mit ihrem Sohn unterhalten hatte, war sich McMahon seiner Sache sicher. So wie viele seiner Kollegen brauchte er keinen Lügendetektor, um zu wissen, ob jemand log oder nicht. Ein paar gezielte Fragen und ein geschultes Ohr genügten in der Regel.
Die jüngste Entwicklung wurde mit allgemeiner Erleichterung aufgenommen. Die Terroristen flüchteten also Richtung Osten – weg von der Hauptstadt. Eine kurze Rückfrage bei der Virginia State Police ergab, dass man auch eine eventuelle Flucht auf dem Interstate-Highway 64 von Richmond nach Norfolk ausschließen konnte. Nachdem die Chesapeake Bay und ihre Zuflüsse eine natürliche Sperre im Osten bildeten, war es nun schon viel leichter, die Suche einzugrenzen. Es sah immer mehr danach aus, dass sich die Terroristen irgendwo versteckt hatten.
Das Hostage Rescue Team des FBI in Quantico war längst in Alarmbereitschaft. Weil sie auf ihre Hubschrauber zurückgreifen konnten, waren sie nur eine halbe Stunde von der Gegend entfernt. Rapp wies darauf hin, dass das SEAL Team 6 in Little Creek, Virginia, sogar noch näher wäre. Hätte jemand anders als Rapp es gewagt, diese Bemerkung zu machen, so hätten ihm die FBI-Leute heftig widersprochen; auf amerikanischem Boden war das FBI zuständig, und nicht das Militär. Ende der Debatte.
Während sie vor der Karte von Virginia standen und überlegten, beschloss McMahon, einen Schritt weiter zu gehen. Er wies eine seiner Stellvertreterinnen an, eine Pressemeldung zu verfassen. Er wollte, dass die jüngsten Zeugenaussagen darin zitiert wurden, und es sollte auch darauf hingewiesen werden, dass die gesuchten Personen bewaffnet und gefährlich seien. McMahon trug der Frau auf, die Mitteilung an alle Medien zwischen Washington und Virginia Beach zu schicken.
71
WASHINGTON D.C.
Rapp ging kurz hinaus, um mit Irene Kennedy zu telefonieren. Sie hatte die Stadt gegen vier Uhr zusammen mit ihrem Sohn und ihrer Mutter verlassen, um das Wochenende in einem gemieteten Haus am Strand von Ocean City, Maryland, zu verbringen. Sie war dort ganz in der Nähe ihrer Cousine, die eine ganze Schar von Kindern hatte, sodass Tommy jede Menge Spielgefährten haben würde. Irene Kennedy ließ es sich zwar nicht anmerken, aber Rapp wusste, dass die Situation nicht einfach für sie war. Sie hatte dieses Familienwochenende seit einem Jahr geplant. Irenes Cousine hatte sie zu sich nach Hause eingeladen, doch das war kaum machbar; Irene wurde von einem Team von Sicherheitsleuten begleitet – breitschultrigen bewaffneten Männern, die einen gesunden Appetit an den Tag legten und die irgendwo untergebracht und versorgt werden mussten.
Irene Kennedy hatte Rapp zu überreden versucht, nach Wisconsin zu fahren; sie hatte gemeint, dass sie ihre Reise verschieben und die Entwicklung in Richmond selbst im Auge behalten konnte. Rapp hatte bei dem Vorschlag sofort an ihren Sohn denken müssen. Der Junge hatte in seinem Leben schon mehr als genug Enttäuschungen hinnehmen müssen. Seine Mutter arbeitete sechzig Stunden die Woche, und sein Vater lebte am anderen Ende der Vereinigten Staaten. Tommy sprach seit drei Monaten von dieser Reise. Rapp hielt das alles in seiner typischen unverblümten Art seiner Vorgesetzten vor, sodass sie schließlich doch bereit war, zu ihrem kleinen Wochenendausflug aufzubrechen.
Als Rapp sie nun anrief, meldete sich einer ihrer Bodyguards an ihrem abhörsicheren Telefon, und wenig später hatte er Irene Kennedy selbst in der Leitung.
»Wie geht’s Tommy?«, fragte Rapp zuerst.
»Großartig. Er ist total aufgeregt und läuft mit den anderen Kindern am Strand herum, um Holz für ein Lagerfeuer zu sammeln.«
Rapp erkannte an ihrer Stimme, dass sie sich bereits ein wenig entspannte. »Gut. Grüß ihn bitte von mir.«
»Mach ich gern. Wie sieht’s aus?«, fragte sie.
Rapp berichtete ihr das Neueste von der Fahndung und erzählte ihr auch von Reimers Gespräch mit seinem russischen Amtskollegen. Beide Informationen schienen sie ein wenig zu beruhigen. Es waren die ersten guten Neuigkeiten, seit
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