Die Gefahr
stimmte der Special Agent schließlich zu.
72
Peggy Stealey kam zusammen mit dem Vorsitzenden des DNC Holmes in einer schwarzen Limousine zu dem Bankett. Als sie aus dem Wagen stieg, trat in dem Schlitz ihres Abendkleids ihr nacktes Bein zutage, was sogar den Männern der Ehrengarde nicht verborgen blieb. Sie nahm Holmes’ Arm und schritt mit ihm die Stufen zum Weißen Haus hinauf. Die Pressefotografen zückten ihre Kameras, um die atemberaubende Blondine nicht zu verpassen, die mehr zu einer Oscar-Verleihung zu passen schien als zu einem Bankett im Weißen Haus.
Als die beiden ins Weiße Haus eintraten, bot man ihnen sofort ein Glas Champagner an. Peggy nahm ein Glas, während Holmes verzichtete. Er hatte ihr bereits zuvor mitgeteilt, dass er das Abwaschwasser, das bei solchen Anlässen serviert wurde, grundsätzlich nicht anrührte. Stattdessen hielt er sich lieber an Belvedere-Wodka, was andererseits hieß, dass er um spätestens zehn Uhr ziemlich voll sein würde. Für Holmes war Wein oder Champagner nur dann genießbar, wenn der Preis für eine Flasche mindestens dreistellig war. Für einen Abend wie diesen fand er einen vierstelligen Preis angemessen, aber ihn hatte man ja nicht gefragt. Und wenn man ihn gefragt hätte, so hätte man wohl gleichzeitig erwartet, dass er das Ganze bezahlte, oder, noch schlimmer, dass er ein Dutzend Kisten aus seiner Privatsammlung spendierte. Dazu würde es jedoch niemals kommen. Die einzige Sünde, die noch schlimmer war, als billigen Wein zu trinken, war, einen guten Wein an Leute zu verschwenden, die ihn nicht zu schätzen wussten.
Holmes sah aus wie ein Footballspieler, als er sich seinen Weg durch die Cross Hall zum East Room und zur Bar bahnte. Er und Peggy erregten einiges Aufsehen unter den Anwesenden; die einen kamen auf Holmes zu, um ihn um einen Gefallen zu bitten, die anderen interessierten sich mehr für seine weibliche Begleitung. Holmes ließ sich jedoch von niemandem in ein Gespräch verwickeln.
»Sie kennen die Spielregeln«, sagte er mehrere Male. »Nicht bevor ich einen Drink in der Hand habe.« Als Vorsitzender des DNC war er für die Finanzen der Partei zuständig, und es war nie genug Geld vorhanden, um alle zufrieden zu stellen.
Holmes trat an die Bar – aber nicht von vorne, wo die Leute geduldig Schlange standen, um zu ihren Drinks zu kommen, sondern von der Seite, wo er den Barkeeper zu sich winkte. Er hatte grundsätzlich wenig Lust, sich irgendwo anzustellen – umso weniger, wenn er Durst hatte. Einige der Wartenden raunten einander zu, dass sich so etwas nicht gehöre.
Der Barkeeper kam herbei, und Holmes drückte ihm einen zusammengefalteten Hundert-Dollar-Schein in die Hand, während er ihm zuflüsterte: »Einen doppelten Belvedere on the rocks und einen doppelten Wodka-Tonic.«
Der Mann betrachtete den Geldschein und sagte: »Sir, wir haben Open Bar. Die Getränke sind frei.«
»Ich weiß«, erwiderte Holmes. »Das ist Ihr Trinkgeld.«
»Aber das kann ich nicht …«
»Doch, Sie können«, fiel ihm Holmes ungeduldig ins Wort. »Und jetzt beeilen Sie sich, ich bin durstig.«
Der Barkeeper ging los, um die Drinks zu holen.
Peggy Stealey wandte den Wartenden ihren nackten Rücken zu. »Manche hier sehen Sie ziemlich böse an, Mr. Chairman.«
»Mich sehen sie doch gar nicht«, erwiderte Holmes mit einem schelmischen Lächeln. »Sie sehen alle nur dich an. Sie halten dich für einen Filmstar.«
Peggy sah ihn mit einem warmen Lächeln an. »Das ist aber ein schönes Kompliment, Pat.«
»Ja, für einen Filmstar oder ein teures Callgirl.«
Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht.
»Du solltest dich geschmeichelt fühlen. Hast du schon mal gesehen, wie toll manche Callgirls in dieser Stadt aussehen?« Peggys Gesichtsausdruck war immer noch ziemlich finster, deshalb versuchte er es noch einmal. »Ich will damit nur sagen, dass du eine wunderschöne Frau bist. Du siehst heute Abend einfach umwerfend aus.«
Peggy Stealey schüttelte seufzend den Kopf. »Weißt du, Patrick, das kann man bedeutend netter sagen, als mich mit Edelnutten zu vergleichen.«
Holmes war erleichtert, dass die Drinks kamen. Er verstand nicht, warum sie sich so aufregte. Schließlich hatte er nicht Edelnutte , sondern Callgirl gesagt, und in seinen Augen, und in dieser Stadt, war das ein großer Unterschied.
Er nahm die Drinks entgegen und sagte dem Barkeeper, dass er in zehn Minuten zum Nachtanken zurückkomme. Er reichte Peggy ihren Drink und sagte: »Habe ich
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