Die Gefahr
Washington sind?«
»Sie haben sofort nach der Meldung begonnen, die Highways mit dem Flugzeug abzusuchen, und sie hatten binnen fünfzehn Minuten einen Hubschrauber über Richmond. Außerdem patrouillieren über hundert Deputys und Polizisten allein zwischen Washington und Richmond. Sie gehen davon aus, dass sich die Kerle irgendwo versteckt haben, und ich finde das ziemlich plausibel.«
»Oder sie haben das Fahrzeug gewechselt.«
»Vielleicht hat sich der Deputy, der während der Verkehrskontrolle angefahren wurde, das Ganze auch nur eingebildet.«
Rapp blickte von der Karte zu McMahon auf. »Warum haben Sie mich dann angerufen und mein Wochenende ruiniert?«
»Weil ich nicht an Zufall glaube. Ich habe so das Gefühl, dass ich Sie noch heute Abend dringend brauchen werde, damit Sie etwas tun, was … nun, sagen wir so … was ich nicht tun kann.«
»Würden Sie mir vielleicht verraten, worum es geht?«
»Noch nicht, aber Sie werden es früh genug erfahren.«
»Haben Sie sich deswegen schon mit dem Weißen Haus in Verbindung gesetzt?«
McMahon schüttelte den Kopf. »Ich habe mit Brian darüber gesprochen, aber mit sonst keinem.« McMahon meinte damit seinen Chef, FBI-Direktor Brian Roach.
Rapp sah ihn überrascht an.
»Hören Sie«, fuhr McMahon fort, »ich lasse jeden verfügbaren Cop nach diesen Komikern suchen. Wenn ich dort anrufe«, McMahon zeigte zur Decke hinauf, »dann muss ich hier alles stehen und liegen lassen und ins Weiße Haus fahren, um dem ganzen verdammten Kabinett Bericht zu erstatten – und danach wird das Heimatschutzministerium versuchen, das Ruder zu übernehmen, und am Ende werden wir uns alle gegenseitig im Weg stehen.«
Rapp nickte zustimmend. »Was haben Sie also vor?«
»Das Video von der Verkehrskontrolle ist auf dem Weg hierher. Ich will es mir ansehen, und ich will mit diesem Deputy sprechen, sobald er aufwacht. Ansonsten werde ich den Leuten vor Ort nicht im Weg herumstehen, damit sie die Kerle fassen können.«
»Und würden Sie mir dann bitte noch einmal erklären, warum ich meinen Flug habe verpassen müssen?«
»Ich habe es Ihnen ja schon gesagt. Glauben Sie mir, wenn wir diese Kerle nicht sehr bald schnappen, dann werden Ihre Fähigkeiten hier dringend gebraucht.«
69
VIRGINIA
Mrs. Julia Hansen war, wie sich herausstellte, Mutter von vier Kindern, die jedoch nicht hier in der Gegend lebten. Als ihr Ehemann Tom nach Hause kam, waren die Fahrzeuge bereits in der Garage, und er selbst wurde im Haus erwartet. Das Taxi stand an dem Platz, der normalerweise Mr. Hansens Wagen vorbehalten war; außerdem wurden ein Rasenmäher und einige Fahrräder aus dem Weg geräumt, um Platz für den Pickup zu schaffen. Der Anhänger wurde hinter der Garage abgestellt.
Es war nicht schwer gewesen, Tom Hansen zu überwältigen. Der Mann war siebzig Jahre alt, und er war es nicht gewohnt, sein Haus gegen Fremde verteidigen zu müssen. Schließlich lebte man ja nicht mehr im Wilden Westen. Er war in seinem großen Cadillac vom Baumarkt zurückgekehrt, wo er ein paar Schrauben besorgt hatte, um eine schadhafte Stelle an seinem Bootssteg zu reparieren. Tom Hansen wollte, dass alles in tadellosem Zustand war, wenn ihn morgen seine Enkelkinder besuchten.
Sie erwischten ihn, als er das Garagentor öffnete – in dem Augenblick, wo er entgeistert dastand und sich fragte, was ein Taxi in seiner Garage machte. Sie waren rasch bei ihm – ein Mann auf jeder Seite des Cadillacs. Die Türen wurden aufgerissen, und er wurde aus dem Wagen gezerrt, bevor er sich wehren konnte. Nicht gerade sanft schleppten sie ihn zum Haus und befahlen ihm, den Mund zu halten.
Als sie zur Haustür kamen, hatte Tom Hansen einen Herzstillstand. Er hatte seinen ersten Herzinfarkt mit zweiundfünfzig gehabt. Zu viele Zigaretten und zu fettreiche Kost, hatte sein Arzt zu ihm gesagt. Er hörte mit dem Rauchen auf, die etwas ungesunde Ernährung konnte er jedoch nicht ganz lassen. Acht Jahre später ließ er eine operative Gefäßplastik durchführen, und erst kürzlich hatte ihm sein Kardiologe gesagt, dass es Zeit wäre, eine Bypassoperation ins Auge zu fassen, solange er noch jung genug war, um sich vollständig davon zu erholen. Dazu würde es nicht mehr kommen.
Sie legten ihn in der Küche vor seine gefesselte und geknebelte Frau. Tom Hansen blickte verzweifelt zu ihr auf und fasste sich ans Herz. Hinter ihr auf dem Kühlschrank sah er die Bilder seiner Enkelkinder stehen – neun kleine Gesichter –, die für
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