Die Gefahr
deutlich riechen, die ihm von der anderen Seite des Tisches entgegenschlug. Außerdem sprachen sie mit einem leicht lallenden Tonfall und hatten einen etwas glasigen Blick, was ebenfalls darauf hindeutete, dass sie sich den einen oder anderen Cocktail zu viel genehmigt hatten.
Rapp wartete, bis sie eine Pause in ihrem Wortschwall einlegten, und fragte dann in völlig ruhigem, sachlichem Ton: »Sind Sie jetzt fertig?«
Mit seiner demonstrativen Gelassenheit stachelte er die Wut der beiden Frauen aufs Neue an. Valerie Jones zeigte mit ihrem beringten Finger auf ihn. »Jetzt reicht’s endgültig!«, rief sie außer sich und wandte sich dem Präsidenten zu. »Ich warne Sie schon seit zwei Jahren, dass man diesem Mann nicht trauen kann. Und ich habe es Ihnen gesagt, dass er noch einmal etwas tun wird, das Ihre Regierung in größte Schwierigkeiten bringt – und jetzt haben wir’s!« Sie wandte sich wieder Rapp zu. »Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was das ist, ein Gesetz? Haben Sie eine Ahnung, in was für eine Lage Sie den Präsidenten mit Ihrer Handlungsweise gebracht haben?«
Peggy Stealey musste sich wohl ein wenig übergangen fühlen, denn sie wandte sich nun McMahon zu und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Und von einem Mann, der seit dreißig Jahren beim FBI arbeitet, hätte ich auch etwas anderes erwartet. Schließlich haben Sie geschworen, die Gesetze zu achten.«
»Es ist völlig klar, was jetzt zu tun ist«, rief Valerie Jones und wandte sich Direktor Kennedy und Direktor Roach zu. »Die beiden müssen auf der Stelle gefeuert werden! Auf der Stelle!«
Irene Kennedy verfolgte das Schauspiel sehr aufmerksam. Sie hatte noch keine Möglichkeit gehabt, dem Präsidenten oder den anderen von den Ereignissen in Richmond und Atlanta zu berichten. Rapp hatte sie gebeten, damit zu warten, bis er im Weißen Haus eintraf. Direktor Roach war von McMahon mit dem gleichen Ansinnen konfrontiert worden.
Irene Kennedy wusste, dass Rapp bisweilen eigenmächtig handelte, doch das gehörte zu seinem Job. Sie wusste, dass es ihm nicht leicht fiel, Befehle zu befolgen, doch er war andererseits nicht dumm. Er musste irgendetwas in der Hand haben, denn wenn er wirklich Mist gebaut hätte, so wie die beiden Frauen es ihm vorwarfen, dann hätte er das alles nicht so ruhig über sich ergehen lassen. Nein, dann wäre er wohl überhaupt nicht erschienen. Sein Stolz hätte ihn daran gehindert, sich der Kritik von Leuten auszusetzen, die er nicht respektierte. Was noch mehr aussagte, war die Tatsache, dass sich McMahon an der Sache beteiligt hatte. Kennedy kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er niemals einen so drastischen Schritt gewagt hätte, wenn es nicht gute Gründe dafür gab.
»Also«, sagte Valerie Jones zu Roach und Dr. Kennedy. »Ich warte.«
»Okay«, sagte Rapp und blickte auf die Uhr. »Der Auftritt der Dilettanten ist vorbei. Sie beide können sich jetzt hinsetzen und den Mund halten oder gehen, ganz wie Sie möchten.«
Der Präsident schlug erbost mit der Hand auf den Tisch. »Verdammt, Mitch«, rief er, »ich habe jetzt genug von Ihren eigenmächtigen Aktionen und Ihrem rüpelhaften Benehmen! Es ist mir egal, was Sie in der Vergangenheit geleistet haben – ich kann Sie nicht länger in Schutz nehmen. Ihr verantwortungsloses Verhalten ist einfach nicht mehr tragbar!«
»Wissen Sie, was die Medien mit uns machen werden?«, fragte Jones.
»Wissen Sie, dass die Al Kaida eine zweite Bombe ins Land geschmuggelt hat?«, erwiderte Rapp, beugte sich leicht vor und legte beide Hände auf den Tisch. »Es stimmt, Mr. President. Bevor Sie mich also rauswerfen, geben Sie mir bitte die Möglichkeit, Ihre Haut ein letztes Mal zu retten. Während Sie sich das Gejammer dieser beiden ahnungslosen Tussis über den Patriot Act angehört haben«, Rapp zeigte auf Jones und Stealey, »haben wir uns den Arsch aufgerissen und herauszufinden versucht, was diese Terroristen vorhaben – und es wird Ihnen gar nicht gefallen, auf was wir dabei gestoßen sind.«
Rapp machte eine wirkungsvolle Pause. »Also, wir haben heute Abend einen Anruf vom CDC in Atlanta erhalten. Ein Krankenhaus hatte gemeldet, dass ein Lastwagenfahrer soeben an akuter Strahlenkrankheit gestorben war, einer sehr seltenen Krankheit. Das CDC, das Energieministerium und das FBI haben gemeinsam den Sattelschlepper aufgespürt und festgestellt, dass er mit Plutonium-239 verseucht ist, einem Isotop, das für die Produktion von Atomwaffen verwendet wird. Wir haben
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