Die Gefahr
dem Justizministerium genauso. Nicht einmal eure Chefs klingen so, als stünden sie voll hinter euch, und der Präsident … na ja, sagen wir mal, ich habe ihn lang nicht mehr so wütend erlebt.«
»Gut«, sagte Rapp überzeugt. »Ist der Präsident im Situation Room?«
»Er ist schon auf dem Weg.«
Rapp blickte auf die Uhr. »Könnten Sie mir bitte einen Gefallen tun, Jack? Irene hat mir gesagt, dass Marine One hier ist.«
»Das stimmt.«
»Wie lange dauert es, bis er startklar ist?«
»Fünf Minuten.«
»Und wie lange bleibt der Präsident normalerweise bei solchen Banketts?«
»Normalerweise höchstens bis Mitternacht, aber das hier ist eine wirklich große Sache. Was zum Teufel haben Sie jetzt wieder im Sinn, Mitch?«
»In ungefähr fünf bis zehn Minuten wird der Präsident aus der Sitzung kommen. Er wird Ihnen sagen, dass er jetzt sofort nach Camp David möchte, weil er morgen früh aufstehen und mit dem britischen Premierminister und dem russischen Präsidenten Golf spielen möchte«
»Der russische Präsident spielt nicht Golf.«
»Dann schiebt er eben das Golf-Cart. Es ist mir scheißegal, was er macht. Was ich Ihnen sagen will, ist, dass in einer Viertelstunde alle drei mit ihren Frauen im Hubschrauber sitzen müssen. Ich will, dass sie aus der Stadt draußen sind, und die Medien dürfen nicht mitbekommen, weshalb sie so eilig verschwinden. Verstehen Sie, was ich meine?«
Der Chef des Sonderkommandos zum Schutz des Präsidenten nickte langsam. »Ich denke schon.«
»Gut, und noch etwas, Jack: Sie haben das nicht von mir, okay? Das war die Idee des Präsidenten. Er will einfach ein bisschen mit den beiden Staatsmännern allein sein. Erzählen Sie das Ihren Leuten, damit sie nichts anderes sagen können, wenn sie von den Medien bestürmt werden.«
Rapp sah dem Special Agent an, dass er gerade an etwas ganz Bestimmtes dachte. »Machen Sie sich keine Sorgen«, fügte er hinzu, um Warch zu beruhigen. »Sie wohnen in Rockville, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ihre Familie ist in Sicherheit. Sie sollen nur morgen nicht in die Stadt kommen.«
Rapps Telefon klingelte. Er sah nach, wer anrief, und meldete sich. »Was gibt’s?« Er hörte etwa zwanzig Sekunden zu. »Danke«, sagte er schließlich und beendete das Gespräch.
Rapp wandte sich McMahon zu. »Sie sind gerade mit dem Lügendetektortest fertig geworden. Es stimmt alles, was er gesagt hat.«
»Kann es nicht sein, dass er den Detektor überlistet hat?«, gab McMahon zu bedenken.
»Bestimmt nicht. Ich glaube, nicht einmal ich könnte diese Jungs überlisten.«
Warch hob eine Hand an den Knopf im Ohr. McMahon und Rapp wussten, dass er gerade eine Meldung von einem seiner Leute erhielt. »Gehen wir«, sagte Warch schließlich. »Der Präsident ist im Situation Room.«
Sie folgten ihm durch die Tür hinein, vorbei an dem uniformierten Secret-Service-Mann, der hier Wache stand, und weiter über den Flur. Schließlich kamen sie zu einer Tür, an der zwei Agenten im Smoking standen, und traten in den Situation Room ein. Für einen kurzen Moment wurde es still im Raum, dann schlug ihnen ein ganzer Schwall von Vorwürfen und Drohungen entgegen.
81
WASHINGTON D.C.
So wie sie es vereinbart hatten, standen McMahon und Rapp zunächst einmal still da und ließen die Anschuldigungen über sich ergehen. In dem Raum befanden sich ihre Vorgesetzten, außerdem Sicherheitsberater Haik, Justizminister Stokes, der Präsident, Stabschefin Jones und Peggy Stealey. Alle Anwesenden saßen, mit Ausnahme von Rapp und McMahon sowie den beiden Leuten, die am meisten redeten, oder vielmehr schrien.
Sicherheitsberater Haik sagte kein Wort, und ihre Vorgesetzten schwiegen ebenfalls, doch nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen hatten sie sich bereits einiges anhören müssen. Justizminister Stokes saß an der Seite des Präsidenten, und obwohl er nichts sagte, sah man ihm doch an, dass er das eigenmächtige Vorgehen der beiden Agenten ganz und gar nicht billigte. Der Präsident selbst war sichtlich wütend. Sein angespanntes Gesicht sowie die Tatsache, dass er keinerlei Anstalten machte, die beiden aufgebrachten Frauen zu bremsen, waren unmissverständliche Zeichen.
Rapp genoss die Szene geradezu, weil er genau wusste, was noch kommen würde. Was die ganze Sache noch interessanter machte, war die Tatsache, dass sowohl Valerie Jones als auch Peggy Stealey anscheinend nicht ganz nüchtern waren. Der Situation Room war nicht allzu groß, und Rapp konnte die Alkoholfahne
Weitere Kostenlose Bücher