Die Gefahr
hatte daran ebenfalls schon gedacht, doch er wollte damit noch warten. Schließlich konnte man nicht wissen, ob die Einweihung des Denkmals wegen des Regens verschoben wurde. »Weiß man schon, wie sich das Wetter entwickeln wird?«, fragte er.
Den Blick auf das Wasser gerichtet, zeigte Hasan auf das Radio. »Sie wissen noch nicht, ob der Regen aufhört oder nicht. Für heute Nachmittag stehen die Chancen fünfzig zu fünfzig, meinen sie.«
Eine Minute später erreichten sie die Mündung des Potomac. Sie waren in der Nacht langsamer vorangekommen als vorgesehen, was sie mit einem etwas höheren Tempo in der Bucht wettgemacht hatten. Hasan nahm die Leistungshebel zurück, bis die Geschwindigkeit des Bootes von knapp 50 km/h auf 8 km/h zurückgegangen war. Es war weit und breit kein anderes Boot zu sehen.
Die beiden Männer lächelten. »Wie lange dauert es, bis wir die Stadt vor uns sehen?«, fragte al-Yamani.
»Wir werden gegen Mittag dort sein. Eine ganze Stunde, bevor die Feierlichkeiten beginnen.«
»Gut«, sagte al-Yamani und lächelte zufrieden.
83
WASHINGTON D.C.
Es war eine lange Nacht, und der Morgen brachte mehr Fragen als Antworten. Der Präsident war zusammen mit seiner Frau und seinen ausländischen Gästen nach Camp David geflogen. Irene Kennedy, Sicherheitsberater Haik, Außenministerin Berg und Stabschefin Valerie Jones waren mit einem zweiten Helikopter vom Pentagon aus gestartet, um mit dem Präsidenten im unterirdischen Bunker von Site R zusammenzutreffen, wo sie nun gemeinsam die Lage verfolgten. Zuvor im Situation Room hatte Rapp noch vorsichtshalber Valerie Jones das Handy abgenommen.
Bei Tagesanbruch schickte Rapp dann auch Verteidigungsminister Culbertson nach Site R, damit er den Einfluss von Irene Kennedy und Sicherheitsberater Haik auf den Präsidenten stärkte und jenen der Außenministerin und der Stabschefin schwächte. Obwohl die nächtliche Sitzung für Valerie Jones mit einer schmerzlichen Niederlage geendet hatte, war sie nicht bereit, sich so einfach geschlagen zu geben. Rapp hatte das Gefühl, dass sie bald einen weiteren Versuch starten würde, dem Präsidenten ihre Ratschläge einzuflüstern. Rapp teilte dem Verteidigungsminister diese Befürchtung mit, worauf Culbertson ihm sein Wort gab, dass er jede weitere Einmischung von ihr strikt unterbinden würde. Er versprach außerdem, dass seine Leute alle Anrufe überwachen würden, die sie von Site R aus tätigen oder empfangen würde.
Die restlichen Teilnehmer der nächtlichen Sitzung im Situation Room, FBI-Direktor Roach, Justizminister Stokes, Peggy Stealey, McMahon und Rapp, brachen allesamt zum Joint Counterterrorism Center auf. Rapp machte allen klar, dass auf keinen Fall nach außen dringen durfte, weshalb der Präsident und seine ausländischen Gäste in Wirklichkeit nach Camp David aufgebrochen waren. Wenn die Medien davon Wind bekamen, was los war, würde sich sofort wieder das Gleiche abspielen wie einige Tage zuvor. Nur würde es diesmal möglicherweise die frühzeitige Detonation einer Atombombe zur Folge haben. Aus diesem Grund nahm Rapp auch Peggy Stealey das Handy ab.
Nachdem der Präsident sicher in Camp David angekommen war, erläuterte ihm Rapp, was er herausgefunden hatte. Der Terrorist, der in Charleston gefasst worden war, hatte gestanden, dass die Bombe kommenden Dienstag in New York City, und nicht in Washington, hätte hochgehen sollen. Es sollte dies der zweite Terroranschlag gegen Amerika innerhalb von wenigen Tagen sein; der erste sollte heute um ein Uhr nachmittags während der Einweihung des Weltkriegsdenkmals stattfinden. Dieser Anschlag sollte nicht nur die Hauptstadt zerstören, sondern auch die führenden Repräsentanten des Landes töten. Die ausländischen Staatsmänner, die ebenfalls an den Feierlichkeiten teilnahmen, waren sozusagen eine Dreingabe. Der zweite Schlag am Dienstag sollte bewirken, dass die amerikanische Wirtschaft in eine tiefe Depression stürzte.
Rapp, McMahon und Reimer betonten, dass es die Suche nach der Atomwaffe stark behindern und möglicherweise zu einer frühzeitigen Detonation führen würde, wenn man die Stadt evakuierte. Als der Morgen kam, stellten die Russen fest, dass entgegen ihrer früheren Zusicherung doch eine zweite Atomwaffe fehlte – und zwar in einem Abschnitt des Testgeländes, in dem Sprengköpfe für die russischen Seestreitkräfte getestet worden waren. Es stellte sich heraus, dass ein Fünfzehn-Kilotonnen-Sprengkopf fehlte, der für einen
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