Die Gefahr
herausgefunden, dass der Lastwagenfahrer eine Fracht in Mexiko abgeholt hat und Mittwoch früh die Grenze überquert hat, um nach Atlanta zu fahren.«
Rapp wandte sich Peggy Stealey zu. »Atlanta war, wie Sie sich vielleicht erinnern werden, auch das Ziel von Imtaz Zubair, dem verschollenen pakistanischen Atomphysiker. Zufällig ist auch Ahmed al-Adel dort zu Hause, der diese Woche in Charleston festgenommen wurde und den Sie partout nicht der CIA übergeben wollten.«
Peggy Stealey stand auf, damit sie Rapp Aug in Auge gegenüberstand, und begann zu dozieren. »Sie haben ja keine Ahnung, wovon Sie da sprechen. Wir können doch nicht einfach amerikanische Staatsbürger der CIA übergeben, um sie foltern zu lassen.«
Rapp fiel ihr mit donnernder Stimme ins Wort. »Jetzt ist aber Schluss mit den Diskussionen! Ich kann Ihren Unsinn nicht mehr hören! Sie haben keinen blassen Schimmer davon, was notwendig ist, um diesen Krieg zu führen. Und jetzt setzen Sie sich gefälligst hin und unterbrechen Sie mich nicht noch einmal, sonst werfe ich Sie eigenhändig hinaus.« Rapp zeigte mit dem Finger auf die Stabschefin des Präsidenten. »Und das gilt für Sie genauso, Valerie.«
Peggy Stealey setzte sich langsam, und Rapp fuhr fort. »Wie gesagt … angesichts der bedrohlichen Situation habe ich mich dazu entschlossen, Ahmed al-Adel zu verhören, der sich bis dahin geweigert hat, mit jemand anderem als seinem Anwalt zu sprechen, und der immer verkündet hat, dass er ein amerikanischer Patriot sei. Bevor sich hier wieder irgendjemand auf das hohe Ross setzt und von der Verfassung quasselt, möchte ich Sie alle daran erinnern, dass das der Mann war, der eine Zwanzig-Kilotonnen-Atombombe abholen wollte, die mindestens hunderttausend Menschen getötet hätte und die nicht nur dieses Haus hier, sondern auch den Großteil der Stadt dem Erdboden gleichgemacht hätte.«
Rapp hatte nun ungeteilte Aufmerksamkeit, als er fortfuhr. »Nachdem ich ihn etwa fünf Minuten mit ein wenig Nachdruck verhört hatte, gab Mr. al-Adel zu, dass er in der Tat einer Terrorzelle angehört, die die Absicht hatte, eine Atomwaffe auf amerikanischem Boden zu zünden. Die Sache hat jedoch einen Haken. Die Bombe, die al-Adel abholen wollte, war gar nicht für Washington bestimmt, sondern für New York City. Dafür soll die zweite Bombe in Washington hochgehen – jene Bombe, die Mittwoch früh via Mexiko ins Land gebracht wurde.«
Mindestens fünf Sekunden lang war es totenstill im Raum, ehe der Präsident peinlich berührt und gleichzeitig besorgt fragte: »Haben wir schon eine Ahnung, wo sich diese zweite Bombe im Augenblick befindet?«
»Ja«, antwortete Rapp, »aber ich werde es Ihnen erst sagen, wenn Sie zusammen mit dem britischen Premier und dem russischen Präsidenten samt Ehefrauen im Hubschrauber nach Camp David sitzen.«
Der Präsident wollte etwas einwenden, doch Rapp schüttelte unnachgiebig den Kopf. »Nicht bevor Sie in Camp David sind. Ich kenne den Zeitpunkt und das genaue Ziel des Angriffs. Wir können die Kerle aber nur aufhalten, wenn wir den Anschein wahren, als würde hier alles seinen gewohnten Gang gehen. Deshalb muss Ihr Pressesprecher verkünden, dass Sie zusammen mit den beiden anderen Staatsmännern nach Camp David geflogen sind, um gleich morgen früh eine Partie Golf spielen zu können, bevor Sie dann am Nachmittag wieder in die Stadt kommen, um an den Einweihungsfeierlichkeiten teilzunehmen.«
Der Präsident sah Rapp missbilligend an. Er war es nicht gewohnt, dass man ihm Befehle gab, doch er wusste, dass er sich selbst in diese Situation gebracht hatte, weil er Irene Kennedys Rat nicht beherzigt hatte. Er wandte sich der Direktorin der Central Intelligence Agency zu. »Was meinen Sie dazu?«, fragte er.
»Ich finde, Sie sollten nach Camp David fliegen«, antwortete sie.
»Was ist mit Operation Ark?«
Irene Kennedy hielt es für keine gute Idee, die wichtigsten Amtsträger zu evakuieren, beschloss aber, das im Moment für sich zu behalten. »Ich denke, dass es jetzt vor allem darauf ankommt. Sie und Ihre Amtskollegen aus der Stadt zu bringen. Wenn Sie erst in Camp David sind, können wir alles Weitere besprechen.«
82
AUF DEM POTOMAC
Der Samstagmorgen begann mit einem bewölkten Himmel und einem Regen, der gleichmäßig auf das ruhige Wasser der Bucht niederprasselte. Die hypnotische Wirkung des Regens bot den idealen Hintergrund für das Morgengebet. Sie waren im Schutze der Nacht den York River hinunter und weiter
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