Die Gefahr
ihm mitgegeben hatten. Er hatte die Pillen am Flughafen von Sydney weggeworfen, weil es bestimmt nicht im Sinne Allahs war, bewusstseinsverändernde Drogen zu nehmen. Jetzt bereute er zutiefst, dass er die kleinen Pillen nicht behalten hatte, die ihm vielleicht geholfen hätten, diese schwierige Situation durchzustehen.
Als er aus dem Tunnel heraus in die Halle trat, fühlte er sich zumindest für den Augenblick etwas besser. Im Flughafengebäude war es kühler und nicht mehr so bedrückend eng. Die Menschenmenge strömte eine Treppe hinunter und teilte sich in mehrere Reihen auf, um Reisepässe, Einreiseformulare und Zollerklärungen vorzuweisen. Zubair stellte sich in einer Schlange an, die von einem Mann abgefertigt wurde. Wenn er es sich aussuchen konnte, zog er es vor, Frauen aus dem Weg zu gehen.
Als er an der Reihe war, trat er mit seinem Handgepäck zu dem Beamten vor und überreichte ihm Reisepass und Papiere. Der Mann blätterte zuerst den Pass durch, um zu sehen, wo sich Zubair in den vergangenen Jahren aufgehalten hatte.
»Sind Sie zum ersten Mal in Amerika?«
»Ja«, antwortete Zubair auf Englisch.
»Wie lange sind Sie schon australischer Staatsbürger?«
»Seit drei Jahren.«
»Und Ihr Beruf?«, fragte der Beamte und blätterte die Papiere durch, um es schwarz auf weiß zu sehen.
»Ich bin Programmierer.«
»Der Zweck Ihres Besuchs?«, fragte der Mann in ernstem Ton.
Zubair konnte sein Glück gar nicht fassen. Bis jetzt hatte ihn der Mann noch nicht einmal angesehen. »Ich bin geschäftlich hier.«
»Reisen Sie allein?«
»Ja.«
Der Mann stempelte den Pass ab und gab ihn Zubair zurück. Dabei sah er ihn zum ersten Mal richtig an und bemerkte die Schweißperlen auf seiner Stirn. »Fühlen Sie sich nicht wohl?«, fragte er.
»Äh … doch«, antwortete Zubair und wischte sich mit dem Taschentuch über die Stirn. »Ich fliege nur nicht besonders gern.«
Der Zollbeamte musterte ihn noch einen Augenblick und reichte ihm mit der rechten Hand den Pass, während er mit der linken auf einen Knopf drückte, um seinen Kollegen mitzuteilen, dass er da jemanden hatte, den sie mit Hilfe des Gesichtserkennungssystems genauer unter die Lupe nehmen sollten. Es handelte sich um eine ganz normale Vorsichtsmaßnahme, die noch keinen Anlass zur Beunruhigung gab.
Zubair nahm seine Dokumente entgegen und ging zur Gepäckausgabe, wo ihn seine Reisetasche mit dem leuchtend orangefarbenen Businessclass-Anhänger bereits auf dem Laufband erwartete. Er nahm die Tasche und ging zum nächsten Kontrollpunkt weiter, wo er auf eine Frau traf, die einen halben Kopf größer war als er.
Sie gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er nach rechts treten solle. »Stellen Sie Ihre Taschen bitte hier auf den Tisch und öffnen Sie sie.«
Zubair tat, was sie von ihm verlangte, und hatte dabei das unangenehme Gefühl, dass sie ihn gleich ertappen würden. Man hatte ihm schon gesagt, dass er möglicherweise seine Taschen würde aufmachen müssen, doch es gab auch viele Reisende, von denen man das nicht verlangte. Warum konnte er nicht einer von ihnen sein?
Nervös stand er da, während die Frau seine beiden Reisetaschen sorgfältig durchsah. Er rief sich in Erinnerung, dass sie nichts finden würde. Das Einzige, was ihm zum Verhängnis werden konnte, waren einige verschlüsselte Dateien auf seinem Laptop, doch sie würden schon jemanden von ihrer berüchtigten National Security Agency schicken müssen, um sie zu entschlüsseln. Nach einigen Minuten schloss die Frau die beiden Taschen wieder und teilte Zubair mit, dass er weitergehen könne.
Leicht erstaunt nahm er seine Taschen und reichte seine Papiere einem weiteren Beamten, der ihn aber sofort wieder entließ. Zubair steckte den Reisepass ein und blickte den langen Gang entlang, der vor ihm lag und an dessen Ende er das Tageslicht sah. Während er mit seinem Gepäck den Gang entlangging, konnte er es immer noch nicht fassen, dass er problemlos durch den Zoll gekommen war. Ihm war ganz schwindlig vor Aufregung, und er beschleunigte seine Schritte, um möglichst rasch hinauszukommen. Er hatte das amerikanische Sicherheitssystem überwunden; nun konnte ihn nichts mehr aufhalten. Er konnte sich frei im Land bewegen und seine Aufgabe erfüllen. Der Tag des Gerichts war nicht mehr fern, und Zubair würde dem Feind im Namen des Islam einen schweren Schlag versetzen.
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PAKISTAN
Vier superleise Hubschrauber vom Typ MH-6 Little Bird schlängelten sich bei fast völliger
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