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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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nichts Ernstes passiert sei. Seine MG-Schützen forderten Munition an für ihre M240B-Maschinengewehre. Corrigan wusste, dass die Munition nicht wirklich knapp war, aber es war dennoch vorgesehen, dass die Desert Patrol Vehicles Nachschub sowie zwei zusätzliche MGs bringen sollten – für den Fall, dass die Ranger aufgehalten wurden und sie sich länger verteidigen mussten.
    Als Corrigan wieder auf die Straße hinausblickte, sah er bereits die beiden DPVs mit quietschenden Reifen um die Ecke biegen. Die Besatzungen der Fahrzeuge beharkten mit ihren schweren MGs im Kaliber .50 die Dächer zu beiden Seiten der Straße.
    Das erste Fahrzeug hielt direkt vor der Haustür an; seine dicken Reifen krallten sich förmlich in die Schotterstraße. Der zweite Wagen fuhr am Haus vorbei, bog rechts ab und hielt schließlich ebenfalls an. Die Crews in beiden Fahrzeugen feuerten wild auf alles, was sich bewegte. Corrigan legte seine Waffe beiseite, holte rasch zwei Taschen mit Munition aus dem Wagen und warf sie ins Haus.
    Der Fahrzeugkommandant, ein notorischer Klugscheißer, rief Corrigan über dem Donnern der Gewehre zu: »Die Navy hilft euch mal wieder aus der Patsche, stimmt’s?«
    Corrigan griff nach seiner Waffe und rief zurück: »Wenn ihr wirklich helfen wollt, dann könnt ihr ja mit uns tauschen!«
    Der Navy SEAL schüttelte energisch den Kopf. »Nein, danke! Ich sitze nicht gern irgendwo fest, wenn es nicht unbedingt sein muss.« Mit der linken Hand gab er seinem Fahrer das Signal zum Losfahren. Dann wandte er sich noch einmal Corrigan zu und lächelte, während der Fahrer mit quietschenden Reifen losfuhr. »Wir bleiben ja in der Gegend! Ruft uns einfach, wenn ihr uns braucht!«
    Die beiden Crews standen in ständigem Funkkontakt, und sobald das erste Fahrzeug losfuhr, brauste auch das andere, das an der nächsten Ecke stand, davon. Laut Plan würden sie nun zur Hinterseite des Hauses fahren und dort weitere Munition und noch ein MG abliefern. Gleichzeitig würden sie mithelfen, den Feind ein Stück weit zurückzudrängen. Danach würden sie sich zum westlichen Rand des Dorfes begeben und nach weiteren Zielen Ausschau halten. Notfalls standen sie auch bereit, um schwer Verwundete aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich zu bergen. Die sechs SEALs wussten genau, dass sie schnell zuschlagen und ebenso schnell wieder verschwinden konnten, und genau darin bestand ihre Schlagkraft. Wenn sie jedoch zu lange an einem Fleck blieben, bestand die Gefahr, dass sie geborgen werden mussten.

12
    Rapp verfolgte das Kampfgeschehen auf dem Bildschirm, während er in dreitausend Metern Höhe über dem Dorf kreiste. Er unterdrückte den Wunsch, bei Rattle Snake One nachzufragen, wer die Gefangenen waren. Im Moment mussten die Delta-Boys ihr Bestes geben, um zu verhindern, dass die Operation für sie zur Katastrophe wurde. Die Sache verlief durchaus so, wie General Harley es geplant hatte, doch in der Hitze des Gefechts konnte es schnell passieren, dass sich das Blatt wendete. Wenn es dem Feind gelang, sich besser zu organisieren, bestand immer noch die Gefahr, dass Rattle Snake One und seine Männer überrannt wurden – doch Harley war felsenfest davon überzeugt, dass der Feind eine andere Strategie wählen würde.
    Jahrhunderte lang hatten sich diese Menschen stets in die Berge geflüchtet, um Angreifern fürs Erste auszuweichen. Sie waren Meister des Guerillakriegs. Blitzschnell zuschlagen und sich dann ebenso schnell in die Berge zurückziehen – das war ihre Strategie. In diese unwirtlichen Gebirge konnte ihnen keine Armee der Welt folgen. In jüngster Vergangenheit hatte auch die sowjetische Armee diese Lektion lernen müssen; es war stets verhängnisvoll, konventionelle Streitkräfte in einem Guerillakrieg einzusetzen. Es gab jedoch einen großen Unterschied zwischen dem Krieg, den die Sowjets hier geführt hatten, und dem, was heute geschah. In den achtziger Jahren lieferten CIA und U.S. Special Forces den Einheimischen jene Unterstützung, die sie brauchten, um die kommunistischen Aggressoren zu besiegen. Von besonderer Bedeutung war dabei, dass die Mudschaheddin die überaus wirksamen Stinger-Boden-Luft-Raketen bekamen.
    Die Taliban und Al Kaida hatten das Pech, dass sie nun ihre einstigen Helfer zum Feind hatten. Die damals hochmodernen Stinger-Raketen waren mittlerweile längst überholt. Alle Flugzeuge und Hubschrauber unter Harleys Kommando waren mit modernsten Abwehrsystemen gegen feindliche Flugkörper ausgerüstet. Sie

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