Die Gefahr
konnten Boden-Luft-Raketen, die nicht dem neuesten Stand der Technik entsprachen, zuverlässig abschießen. Die wenigen Stinger-Raketen, die die Taliban noch in ihrem Arsenal hatten, waren inzwischen wertlose Waffen.
Deshalb musste der Feind versuchen, die amerikanischen Helikopter mit geradezu altertümlichen Waffen auszuschalten, nämlich mit Flugabwehrkanonen und raketengetriebenen Granaten. Diese Waffen waren jedoch ziemlich wirkungslos gegen die amerikanischen Hubschrauber – es sei denn, die Maschinen befanden sich gerade im niedrigen Schwebeflug; aber auch dann wäre es angesichts der Feuerkraft der Helikopter ein Selbstmordkommando für den Mann gewesen, der die Waffe abfeuerte. Harley hatte nicht vor, auch nur einen der Vögel zu verlieren, deshalb änderte er ständig seine Taktik und ließ die Hubschrauber stets ü ber sechshundert Metern Höhe bleiben und in relativ hohem Tempo fliegen, wann immer es möglich war.
Der General und seine Task Force wollten die Taliban mit ihren eigenen Waffen schlagen. Sie setzten Methoden der Guerilla-Kriegführung ein – in Verbindung mit Luftunterstützung und entsprechender Feuerkraft, sodass sie stets Zeit und Ort der Kampfhandlungen bestimmen konnten. Sie versetzten dem Feind immer wieder empfindliche Schläge und kehrten sofort wieder zu ihrer Basis zurück. Auf diese Weise würde man den Feind nach und nach zermürben.
Rapp lauschte den Gesprächen der Offiziere im Befehls- und Führungshubschrauber, die das Geschehen am Boden lenkten. Der Apache, der zur Deckung der eigenen Leute unterwegs war, hatte ein weiteres schweres MG ausgeschaltet und mehrere Gebäude am anderen Ende des Dorfes zerstört. Außerdem hatte vor kurzem das Mörser-Sperrfeuer der Ranger begonnen, das, ausgehend vom südlichen Rand, immer größere Teile des Dorfes treffen würde. Zweck dieses Sperrfeuers war es, dem Feind nur noch einen Fluchtweg offen zu lassen – den in die Berge. Schließlich würden die Ranger in das Dorf vorstoßen und ein Gebäude nach dem anderen einnehmen. General Harley wollte, dass man, wenn irgend möglich, Terroristen und Taliban-Kämpfer von harmlosen Zivilisten trennte und die Wohnhäuser der Leute verschonte.
Harley kannte seinen Gegner und hatte Rapp versichert, dass die Leute das tun würden, was sie auch in vergangenen Jahrhunderten immer wieder getan hatten – sie würden in die Berge fliehen, und dort hatte der General eine weitere Überraschung für sie vorbereitet. Rapp verspürte selbst eine gewisse Genugtuung darüber, dass er an dieser Operation teilnehmen konnte. Sie hatten es hier mit Kämpfern zu tun, die ständig Waffen und frische Rekruten über die Grenze schmuggelten. Diese Leute griffen immer wieder amerikanische Soldaten an, die Straßen und Krankenhäuser bauten und die dafür sorgten, dass die Menschen in der Region zum ersten Mal in ihrem Leben sauberes Trinkwasser bekamen. Es waren Fanatiker, die Amerika hassten und die gegen jede Art von Freiheit waren, sei es religiöser, politischer oder persönlicher Art.
Doch sie hatten sich getäuscht, wenn sie glaubten, sie wären auf der pakistanischen Seite der Grenze in Sicherheit. Sie hatten ihren Feind wieder einmal unterschätzt. Sie dachten, Amerika würde niemals den Mut und die Entschlossenheit aufbringen, um es mit ihnen aufzunehmen. Sie waren Fanatiker, die ihre Ziele mit brutaler Gewalt durchzusetzen versuchten – doch sie standen einem Feind gegenüber, der imstande und gewillt war, ihnen das Handwerk zu legen.
Das Steilfeuer begann. Die erste 60-mm-Mörsergranate kam mit dem charakteristischen Pfeifen herunter, das jedem mit genügend Kampferfahrung ein, zwei Sekunden Zeit gab, um in Deckung zu gehen. Corrigan verfügte über die nötige Erfahrung, und so warf er sich rasch auf den Boden und rollte sich zusammen. Die Mörserteams der Ranger waren gut, aber es konnte durchaus passieren, dass die eine oder andere Granate ihr Ziel verfehlte. Es kam auch in den amerikanischen Streitkräften immer wieder vor, dass versehentlich eine Einheit, die man eigentlich unterstützen wollte, beschossen wurde.
Zum Glück explodierte die Granate ungefähr drei Straßen entfernt. Es folgte eine kurze Pause, ehe eine zweite Granate durch die Luft pfiff, die schon recht nahe bei ihrer Stellung explodierte. Wenige Sekunden später folgte ein weiteres Geschoss. Corrigan erhob sich auf ein Knie und blickte aus dem Fenster; draußen kam das Feuerwerk jetzt so richtig in Gang. Die Mörserteams
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