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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Position, um eine raketengetriebene Granate abzufeuern. »Warte einen Moment, Lou.«
    Corrigan reagierte blitzschnell. Der PEQ-2 Laser Designator an seinem Gewehr markierte die Brust des Mannes mit einem leuchtend roten Punkt, und Corrigan drückte ab. Der Mann sank zu Boden. Im nächsten Augenblick kam ein zweiter Mann aus der Deckung geeilt, um das RPG-Startgerät zu holen. Corrigan zielte auf den Kopf des Mannes und streckte ihn mit einem einzigen Schuss nieder, um dann rasch wieder im Haus zu verschwinden.
    »Was gibt’s, Lou?«, fragte er über Funk.
    »Ich glaube, ich habe hier etwas gefunden.«
    Corrigan trat rasch an eines der zerbrochenen Fenster und blickte kurz hinaus. Er sah zwei Männer in etwa achtzig Metern Entfernung über die Straße laufen. Einer der beiden schaffte es, der andere nicht.
    »Hat das nicht Zeit?«, fragte er über Funk.
    Bevor der Mann antworten konnte, ertönte über dem immer stärker werdenden Gewehrfeuer das dumpfere Rattern eines schweren Maschinengewehrs. Nur einen Meter neben Corrigan wurde ein faustgroßes Loch in die Mauer geschlagen. Der Sergeant warf sich augenblicklich auf den Boden und robbte unter leisen Flüchen zur Haustür hinüber.
    Er wechselte an seinem Funkgerät auf den Kommandokanal. »Condor Five«, knurrte er verärgert, »wo bleibt meine Luftunterstützung?«
    »Ist schon unterwegs, Rattle Snake.«
    Die ruhige, professionell klingende Stimme verärgerte Corrigan nur noch mehr. Es war keine Kunst, ruhig zu bleiben, wenn man fünfzehnhundert Meter über dem Schlachtfeld kreiste. Diese Kerle sollten mal hier runterkommen und sich in den Kugelhagel hocken – dann hätte sich’s schnell mit der Gelassenheit.
    »Wir werden hier von Osten mit schweren Maschinengewehren beschossen!«
    »Ich sehe es, Rattle Snake. Raptor One ist jeden Moment bei euch.«
    Bevor Corrigan nach der genauen Ankunftszeit fragen konnte, hörte er von draußen das typische Zischen von Raketen. Im nächsten Augenblick zerriss eine Kette von Explosionen die Luft.
     
    Captain Milt Guerrero stand in seinem vorgeschobenen Befehlsstand und blickte mit seinem Nachtglas auf das freie Feld hinaus. Er und sein Kommandostab waren mit einem Black Hawk gekommen und auf dem Befehlsstand gelandet, der von einem Air-Force-STS-Team errichtet worden war. Er beobachtete, wie seine drei Platoons von 144 Mann Stärke über das freie Feld liefen. Trotz ihrer schweren Ausrüstung würden sie die Distanz bis zum Dorf in weniger als fünf Minuten zurücklegen. Wenn sie unterwegs auf Widerstand stoßen sollten, konnten sie leicht zwei- oder dreimal so lange brauchen – doch der Kompaniechef wusste schon, wie er reagieren würde, falls der Feind sie unerwartet früh in ein Gefecht verwickelte.
    General Harley hatte ursprünglich geplant, dass die Ranger unverzüglich auf die Position von Rattle Snake One zumarschieren sollten, um dort eine sichere Zone für die Ausschleusung des Delta-Teams und der Gefangenen zu schaffen. Doch nachdem er die betreffende Zone eingehender studiert hatte, entschied sich General Harley für einen kühneren Plan – einen Plan, der an die Art und Weise erinnerte, wie die Ranger im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatten. Harley hatte keine Lust, seine Männer zu gefährden, weil sie durch die eng gefassten Regeln für Kampfhandlungen eingeschränkt waren.
    Für einen amerikanischen Offizier galt es jedoch stets, den Schutz der eigenen Streitkräfte gegen das Leben von unschuldigen Zivilisten abzuwägen. Es war in keiner Schlacht einfach, hier eine klare Entscheidung zu treffen – doch hier in Südwestasien war es fast unmöglich, zwischen einem unschuldigen Zivilisten und einem Guerilla zu unterscheiden. Fast jeder war hier auf irgendeine Weise bewaffnet. Ein Bauer war fast immer mehr als nur ein einfacher Bauer. Dieses Dorf war eine Hochburg der Al Kaida und der Taliban, aus der regelmäßig Männer und Ausrüstung über die Grenze nach Afghanistan befördert wurden. Zweck dieses Unterfangens war es nicht zuletzt, amerikanische Soldaten zu töten. Es gab keinen Erwachsenen im Dorf, der nicht gewusst hätte, was da vor sich ging.
    Die brutale Realität des Krieges in dieser fanatisierten Region war, dass sogar zehnjährige Kinder oder ihre Mütter eine potenzielle Bedrohung darstellten. Wenn man hier nicht entschlossen vorging, um den Feind zu überrumpeln, konnte es sein, dass man in einen Häuserkampf verwickelt wurde, in dem die zahlenmäßige Überlegenheit des Feindes den Ausschlag

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