Die Gefahr
mehr sein musste, wenn Rapp sie eigens anrief.
Rapp schwieg einige Augenblicke, dann fuhr er fort, »Da war auch ein Stadtplan von Washington, und auf dem war die Wirkung einer Atombombe dargestellt.«
»Großer Gott.« Irene Kennedy setzte sich, während sich in ihren Gedanken ein albtraumhaftes Szenario entfaltete.
»Irene, tu, was du tun musst, um dich abzusichern, aber gib mir ein paar Stunden, damit ich mir das alles genauer ansehen kann, bevor alle ihren Senf dazugeben und mich an meiner Arbeit hindern.«
In Irenes Kopf schwirrten alle möglichen Gedanken herum, die allesamt ziemlich unerfreulich waren. Da waren die Bewegungen auf den Finanzmärkten vom vergangenen Freitag, die Besorgnis erregenden Telefongespräche und E - Mails, und jetzt auch noch das. »Ich weiß nicht, ob ich es mir leisten kann, so lange zu warten.«
»Ich will nur ein paar Stunden.« Rapp wusste, was ihr gerade durch den Kopf ging. In Krisensituationen mussten schon in der ersten Stunde tausende Leute verständigt werden. »Wenn wir diesen Geist aus der Flasche lassen, dann gibt es kein Halten mehr. Ich brauche nur ein klein wenig Zeit, um das Material zu studieren und festzustellen, ob die Kerle bloß fantasieren oder ob sie wirklich dazu in der Lage wären.«
Irene Kennedy hörte nicht mehr richtig zu. Sie beschäftigte sich in Gedanken mit der Tatsache, dass nicht nur der Präsident und der Vizepräsident, sondern auch die Sprecher von Senat und Repräsentantenhaus, der Außenminister und der Finanzminister in der Stadt waren. Es war unerlässlich, einige Personen in Sicherheit zu bringen.
»Irene, heute ist Dienstag, und es ist Nacht. Du weißt, wie diese Kerle vorgehen. Sie wollen den größtmöglichen Effekt. Wenn sie tatsächlich so etwas machen, dann am helllichten Tag, wenn die Stadt voller Menschen ist.«
»Du magst recht haben, aber das Risiko kann ich nicht eingehen«, erwiderte Irene nachdenklich. Es gab ganz genaue Vorschriften, wie in Krisensituationen vorzugehen war.
»Wenn sie eine Bombe haben, dann müssen wir vor allem verhindern, dass sie die Bombe zünden. Dafür brauche ich ein wenig Zeit. Alles, worum ich dich bitte, ist, dass du ein paar Stunden abwartest, bevor du irgendwelche Maßnahmen triffst.«
Sie vernahm seine Stimme nur undeutlich, doch sein eindringlicher Ton war nicht zu überhören. »Du bekommst alles, was du brauchst, Mitch«, sagte sie schließlich. »Aber mach schnell, und ruf mich an, sobald du mehr weißt. Ich muss jetzt ein paar Dinge erledigen.«
Als sie den Hörer auflegte, dachte sie bereits fieberhaft nach, wie diese neuen Informationen in das Bild passten, das sie schon hatte. Sie erinnerte sich an eine ähnliche Situation, in der mächtige Leute in Washington alle Anzeichen für einen bevorstehenden Angriff ignoriert hatten, was Tausende Menschen das Leben gekostet hatte. Die Direktorin der CIA entschied sich schließlich für eine reichlich riskante Gratwanderung, doch angesichts der Umstände sah sie keinen anderen Weg.
16
Das private Arbeitszimmer des Präsidenten befand sich im ersten Stock des Haupthauses. Präsident Hayes hatte die Schuhe ausgezogen und die Füße hochgelegt. In der einen Hand hatte er einen Drink, in der anderen ein Buch. Als Frühaufsteher wollte er nur noch sein Glas austrinken und dann sofort zu Bett gehen.
Es klopfte an der Tür, doch bevor Hayes etwas sagen konnte, ging sie bereits auf und Beth Jorgenson, die Secret-Service-Agentin, die an diesem Abend für das Sicherheitsteam des Präsidenten verantwortlich war, trat ein.
»Entschuldigen Sie die Störung, Sir, aber es ist wirklich dringend«, sagte die Frau und trat entschlossen an seinen Schreibtisch. Sie griff nach dem abhörsicheren Telefon des Präsidenten und reichte ihm den Hörer. »Direktor Kennedy muss Sie sofort sprechen.«
Hayes hatte immer noch das Buch und das Glas in der Hand, obwohl er bereits spürte, dass etwas Außergewöhnliches passiert sein musste – und höchstwahrscheinlich nichts Gutes. Er stellte langsam das Glas auf den Tisch und nahm das Telefon. »Irene?«, meldete er sich.
»Mr. President, wir haben eine Situation, über die Sie unbedingt im Bilde sein müssen.« Sie teilte ihm mit, was Rapp ihr berichtet hatte, und wiederholte auch die Informationen, die sie ihm bereits am Tag zuvor übermittelt hatte.
Als sie fertig war, schwieg Hayes zuerst einmal. »Das klingt gar nicht gut«, sagte er nach einigem Zögern.
»Ja, Sir«, sagte Kennedy und schwieg einige
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