Die Gefahr
Gesicht direkt vor dem von al-Din war. Dann richtete er die Pistole auf den Kopf von al-Din, von dem er sich schon gedacht hatte, dass er schwerer zu brechen sein würde. Die Gesichter der beiden Männer berührten einander, als Rapp abdrückte und al-Din das Geschoss mitten ins Gesicht jagte. Der Körper des Mannes zuckte kurz und regte sich nicht mehr. Abdullah rang nach Luft; seine Augen brannten vom Mündungsfeuer und sein Gesicht war voller Blut und Fleischfetzen.
Rapp wusste, dass al-Din in eine arme jemenitische Familie hineingeboren worden war und dass er sich im zarten Alter von fünfzehn Jahren dem Kampf gegen die Sowjets in Afghanistan angeschlossen hatte. Al-Din hatte außerdem das Trainingscamp geleitet, in dem sieben der Flugzeugentführer ausgebildet worden waren, die bei dem Anschlag am 11. September mitgewirkt hatten. Allein schon aus diesem Grund verspürte Rapp keine Schuldgefühle, weil er dem Mann eine Kugel in den Kopf gejagt hatte.
Abdullah hingegen stammte aus einer wohlhabenden saudiarabischen Familie, und nachdem er keine Begabung und auch kein Interesse an geschäftlichen Dingen zeigte, wurde er im Alter von zwölf Jahren in eine der großen wahhabitischen Koranschulen in Mekka geschickt. Abdullah war zwar ebenfalls ein radikaler Islamist, aber er verfügte wahrscheinlich nicht über die Härte seiner toten Kameraden.
»So«, begann Rapp, setzte sich auf den Mann und richtete die Pistole auf seinen Kopf. »Wir waren ja schon mitten im Gespräch. Erzähl mir alles über die Bombe.«
Abdullahs Gesicht war schmerzverzerrt, das zertrümmerte Knie musste ihm Höllenqualen bereiten. Er blickte zu seinem toten Kameraden hinüber, dessen Hand immer noch leicht zuckte. Dann schloss er die Augen und sagte: »Ich weiß nichts von einer Bombe.«
»Falsche Antwort«, sagte Rapp und hob die Pistole. Er würde Abdullah nicht töten, jedenfalls nicht sofort, doch das brauchte der Mann ja nicht zu wissen.
»Nein … nein … ich sage die Wahrheit!«, stieß Abdullah verzweifelt hervor und presste die Augen fest zu, als könnte das die Kugel aufhalten. »Das hat nicht zu meinen Aufgaben gehört.«
»Abdullah, hör mir gut zu. Wenn du mir nicht alles sagst, was ich wissen will, dann werde ich dich töten. Und danach werde ich deine Angehörigen aufspüren und alle nacheinander töten. Also, zum letzten Mal …« , fuhr Rapp fort und drückte ihm den kalten Stahl der Pistole gegen die Schläfe, sodass der Kopf des Mannes gegen den schmutzigen Boden gedrückt wurde. »Geht es um eine Atombombe?«
Abdullahs Gesicht war vor Angst verzerrt. »Ja.«
»Wie groß?«
»Ich weiß es nicht«, stieß der Mann verzweifelt hervor. »Ehrlich.«
»Quatsch!«
»Ich schwöre, ich weiß es nicht. Alles, was sie mir gesagt haben, ist, dass sie die ganze Stadt zerstören wird.«
»Welche Stadt?«
»Washington.«
Rapps Hand schloss sich noch fester um den Griff der Pistole. »Wann soll die Bombe hochgehen?«
»Irgendwann in dieser Woche … glaube ich.«
Rapp presste ihm die Waffe gegen die Schläfe. »Was heißt irgendwann ?«, brüllte er.
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es diese Woche passieren soll.«
»Wo ist die Bombe jetzt?«
»Das weiß ich nicht.«
Rapp nahm die Pistole von seiner Schläfe und drückte sie ihm zwischen die Beine. »Ich puste dir die Eier weg, Abdullah! Wo zum Teufel ist die Bombe?«
»Nicht schießen!«, flehte der Mann. »Sie sollte gestern ankommen.«
»Wo?«
Abdullah sah ihn verzweifelt an. »Das weiß ich wirklich nicht. Ich weiß nur, dass sie mit dem Flugzeug gebracht werden sollte.«
»Mit was für einem Flugzeug?«
»Einem Transportflugzeug.«
»Welche Fluggesellschaft und von wo?«
»Ich weiß es nicht.«
Rapp ließ die Pistole dort, wo sie war. Er wusste nicht, ob das, was er soeben erfahren hatte, der Wahrheit entsprach, doch er musste es in jedem Fall sofort Irene Kennedy mitteilen. Plötzlich kam ihm eine Idee, wie er weiter vorgehen könnte. Er stand auf, packte seinen Gefangenen an den Haaren und zerrte ihn über den Fußboden.
Er blickte zu Urda hinüber und sagte: »Lade die beiden anderen auf. Wir fahren zum Stützpunkt.« Als er zur Tür kam, hielt er sie mit einer Hand auf und zog den Gefangenen über die Schwelle. Einer plötzlichen Eingebung folgend, blieb er stehen und knallte die Tür zu, sodass sie genau gegen das zertrümmerte Knie des Terroristen krachte.
Abdullah schrie auf vor Schmerz. Rapp wartete ein paar Sekunden und knallte ihm die
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