Die Gefahr
schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht.«
Rapp betrachtete die zusammengesunkene Gestalt einige Augenblicke. »Ahmed, wenn du willst, dass ich dir helfe, dann musst du mir alles sagen.«
»Ich weiß nicht, wie sie es machen wollen«, beharrte er mit etwas festerer Stimme.
»Mit einer Bombe.«
»Es wurde von einer Bombe gesprochen, ja.«
Rapp spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. »Von einer Atombombe?«
Der Junge blickte zu ihm auf. »Ich habe nichts von einer Atombombe gehört.«
»Ahmed, du darfst mich nicht belügen.«
»Ich bin erst vorgestern in das Dorf gekommen. Von diesem Teil der Operation weiß ich nichts.«
Rapp ging zu seinem Eimer zurück und setzte sich wieder. »Was haben sie noch über die Bombe gesagt? Erzähl mir alles, was du weißt.«
»Ich habe gehört, dass es eine sehr große Bombe sein soll«, antwortete Ahmed und senkte den Blick, als würde er sich schämen. »Sie haben gesagt, dass diese Bombe unzählige Menschen töten würde. Alle eure Politiker und Generäle in einer großen Stadt.«
Rapp sah ihn einen Moment lang mit offenem Mund an. Es gab nur eine Art von Bombe, mit der man so viele Menschen auf einen Schlag töten konnte. »Ahmed, wie viele Moslems leben in Washington?«
»Tausende.«
»Diese Bomben töten nicht nur Politiker und Generäle. Glaubst du, Allah würde einem Menschen vergeben, der so viele seiner Kinder tötet?«
»Ich weiß es nicht.«
»Oh doch, du weißt es sehr wohl, Ahmed«, entgegnete Rapp. Das Vorhaben dieser Kerle war derart wahnsinnig, dass er einen Moment lang nicht wusste, was er sagen sollte.
»Wann soll der Anschlag stattfinden?«
»Ich weiß es nicht.«
»Komm schon, du musst doch irgendetwas gehört haben.«
»Ich weiß nur, dass es bald passieren soll.«
»Wie bald?«, drängte Rapp.
»Das weiß ich nicht.«
Rapp sah seinen Gefangenen drohend an.
»Ich schwöre, ich weiß es nicht! Ich tu nur das, was sie mir sagen. Vergangenen Freitag hat uns Wahid Abdullah gesagt, dass wir aus Karatschi wegmüssen und dass wir in die Berge gehen werden.«
»Warum?«
»Sie rechnen mit einem Vergeltungsschlag, nachdem die Bombe explodiert ist.«
Rapp schlug die Hände vors Gesicht. Diese Idioten hatten überhaupt keine Ahnung, was für Kräfte sie da entfesselten. Er glaubte Ahmed, aber er musste noch mit den anderen sprechen, um herauszufinden, ob sie seine Aussagen bestätigten. Vor allem aber musste er herausfinden, ob die anderen mehr wussten als Ahmed. Er war sich fast sicher, dass zwei von ihnen erheblich mehr wissen mussten.
Rapp fasste Ahmed unter dem Arm und zog ihn hoch. »Gehen wir – und ich will nicht, dass du mit den anderen sprichst oder sie auch nur ansiehst!« Rapp zog den gefesselten Gefangenen mit sich zur Tür und drückte sie auf, sodass sie von der hellen Vormittagssonne geblendet wurden. Rapp schirmte seine Augen mit einer Hand ab und schob Ahmed zu Urda hinüber.
»Knebeln Sie ihn und setzen Sie ihn dort drüben zu den Wagen.«
Urda telefonierte gerade mit seinem Handy. Er hielt einen Finger hoch, um Rapp zu signalisieren, dass er noch eine Minute brauche. Er trat ein paar Schritte zur Seite, während er seinem Gesprächspartner zuhörte. »Gut. Danke für die Infos. Ruf mich wieder an, sobald sich etwas Neues ergibt.«
Urda klappte das Handy zu und kam auf Rapp zu. Die drei anderen Gefangenen knieten etwa fünfzehn Meter entfernt gefesselt und geknebelt am Boden. Urda nahm Ahmed am Arm und sagte zu Rapp: »Kommen Sie mit.«
Die drei gingen zu den Geländewagen hinüber, wo Urda den Gefangenen aufforderte, sich auf den Boden zu setzen. Er befestigte den Knebel über dem Mund und nahm eine schmutzige Kapuze, um sie ihm über den Kopf zu ziehen.
»Die Kapuze ist nicht nötig«, knurrte Rapp.
Urda warf die Kapuze auf den Boden und signalisierte Rapp, dass er mitkommen solle. Nachdem sie um die Hausecke gebogen waren, sagte Urda so leise, dass Rapp ihn kaum verstehen konnte: »Einer meiner Jungs hat vom Stützpunkt aus angerufen. Sie haben interessantes Material über ein paar Leute gefunden, hinter denen wir her sind. Kennen Sie diese verschwundenen pakistanischen Atomphysiker, die wir schon seit einiger Zeit suchen?«
Rapp schüttelte entsetzt den Kopf. »Das wird ja immer schlimmer.«
»Das Material ist ziemlich detailliert. Wir wissen jetzt über ihre Aktivitäten in den vergangenen fünf Jahren Bescheid. Sie wurden von Agenten direkt in der Moschee rekrutiert – jeder in der Gegend, wo er
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