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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Süden Pakistans. Der junge Mann stammte wahrscheinlich aus einer der vielen, mit saudiarabischem Geld finanzierten religiösen Schulen, wo den Kindern die radikale Lehre des wahhabitischen Islam eingetrichtert wurde.
    Rapp ging um den sitzenden Mann herum, bis er wieder vor ihm stand. »Warst du ein Waisenkind?«
    Der junge Mann nickte.
    Dieser Lebensweg kam in der Region sehr oft vor. Die Jünger Wahhabs nahmen die Waisenkinder und Straßenkinder der großen verarmten Städte auf und bläuten ihnen ihre fanatischen Lehren ein.
    Rapp verspürte ein gewisses Mitgefühl für den Menschen, der da vor ihm saß. Er sah einen Moment lang nicht mehr den jungen Mann, sondern ein kleines Kind, dem man eine Gehirnwäsche verpasst hatte. Rapp schob den Eimer ein Stück weiter vor und setzte sich wieder. Er streckte die Hand aus und hob das Gesicht des Mannes ein wenig an. »Ich bin nicht der Engel des Todes, Ahmed, und ich werde dich nicht töten.« Rapp sah ein verstehendes Leuchten in den Augen des Jungen.
    Ahmeds haselnussbraune Augen füllten sich mit Tränen, und er riss sein Kinn rasch von Rapps Hand los. »Du bist ein Lügner.« Sein Blick wanderte zu dem Toten, der auf dem schmutzigen Fußboden lag. Er schloss die Augen und schüttelte trotzig den Kopf.
    »Ich habe nicht gesagt, dass du nicht sterben wirst, aber ich werde dich jedenfalls nicht töten.« Rapp zeigte mit einem Kopfnicken auf die Tür. »Die beiden Afghanen, die dich in den Schweinestall geworfen haben … ihre Familien wurden von den Taliban ermordet. Die beiden würden dir mit größtem Vergnügen schreckliche Dinge antun. Dinge, die mir nicht im Traum einfallen würden.«
    Rapp zeigte auf die blutige Leiche am Boden. »Der hier hat noch Glück gehabt. Er wird gewiss in der Hölle ewige Qualen zu erdulden haben, aber wenigstens wurde er nicht gezwungen, seine eigenen Genitalien zu essen.«
    Der junge Mann begann zu wimmern.
    »Wenn du nicht mit mir sprichst«, fuhr Rapp fort, »dann bleibt mir nichts anderes übrig, als dich den beiden da draußen zu überlassen, und dann hast du keine Hoffnung mehr, dass du dein Leben noch in Ordnung bringen kannst, bevor du stirbst.«
    »Ich habe nichts Unrechtes getan«, erwiderte der Junge.
    »Bist du dir da so sicher? Bildest du dir ein, zu wissen, was Allah will? Bist du dir wirklich absolut sicher, dass die Männer, die dich den Islam gelehrt haben, die wahren Absichten des Propheten kennen?« Rapp hob erneut Khalilis Kinn an. »Ahmed, ich glaube, dass du klug bist … klüger als die anderen. Hast du jemals den Koran gelesen und dich gefragt, wie die Islamisten einen solchen Hass aus einem Buch ableiten können, das so voller Frieden und Schönheit ist?«
    Diesmal versuchte der Junge nicht, sich von Rapps Hand loszureißen. Rapp ließ sein Kinn los und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich kann dir helfen, wenn du es willst, Ahmed. Ich bringe dich von hier weg und sorge dafür, dass dir nichts geschieht. Du wirst anderen Moslems begegnen, die dir einiges über euren Glauben erzählen können. Sie werden dir sagen, dass die Männer, die deine Lehrer waren, krank und verblendet sind vor Hass auf ihre Mitmenschen. Nicht weit von hier steht ein Flugzeug, das dich wegbringen kann. Du kannst duschen, bekommst frische Kleider und einen Gebetsteppich, und du kannst ein ganz neues Leben beginnen. Das ist die eine Möglichkeit. Die andere ist, dass du Tage oder Wochen, vielleicht sogar Monate der größten Qualen und Erniedrigungen vor dir hast, die man sich nur vorstellen kann.«
    Rapp nahm die Hand von seiner Schulter. »Du hast die Wahl, aber du musst mir zeigen, dass du bereit bist, mit mir zusammenzuarbeiten. Wenn nicht, dann überlasse ich dich den beiden Männern da draußen.« Er musterte den Jungen, dessen Atem wieder etwas ruhiger zu werden schien. Rapp wollte ihm nicht allzu viel Zeit lassen, über seine Entscheidung nachzudenken. Er war überzeugt, dass der Junge immer noch die Stimmen seiner religiösen Lehrer in seinem Kopf hörte, die ihm sagten, dass ihre Auslegung des Islam die einzig wahre wäre.
    Rapp stand auf und wandte sich zur Tür. »Du schweigst – das heißt für mich, dass du nicht mit mir zusammenarbeiten willst«, sagte er.
    Kaum hatte er drei Schritte zur Tür gemacht, als er die verzweifelte Stimme seines Gefangenen etwas sagen hörte, das er kaum verstand. Er drehte sich betont langsam zu ihm um. »Was hast du gesagt?«
    »Sie haben vor, euren Präsidenten zu töten.«
    »Wie?«
    Er

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