Die gefangene Braut
Fragen zu stellen – das ist alles. Ich war die ganze Zeit über in dieser Wanne, Tommy. Er hat mich erst in dem Moment gesehen, in dem du mich durch deine Dummheit gezwungen hast, aufzuspringen.«
»Aber er hat kein Recht darauf, hier zu sein, verdammt noch mal!«
»Wenn du deine Stimme nicht senkst, Tommy, wirst du John noch wecken!« fauchte Christina.
»John wecken – genau das habe ich vor. Sie werden nicht mehr lange hier sein, Mr. Caxton.« Tommy lachte bitter und eilte aus dem Zimmer.
»Jetzt sieh dir nur an, was du angerichtet hast!« schrie Christina. »Warum konntest du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Jetzt ist John gezwungen, dich aufzufordern, daß du sein Haus verläßt. Das hast du absichtlich getan, oder etwa nicht?«
»Es lag nicht in meiner Absicht, hier entdeckt zu werden, Christina«, sagte Philip ruhig. »Dieses Haus ist ebenso sehr dein Haus wie Johns Haus. Ich brauche also nicht zu gehen, es sei denn, du wünscht auch, daß ich gehe. Wenn du willst, daß unser Sohn aufwächst, ohne seinen richtigen Vater zu kennen, liegt das ganz bei dir.«
Es war das erste Mal, daß Philip von ›unserem Sohn‹ gesprochen hatte. Christina war überrascht und gleichzeitig erfreut, als sie es hörte.
»Schnell – reich mir meinen Hausmantel, bevor John kommt!« sagte sie eilig. »Und dreh dich um, verdammt noch mal!«
- »Um Gottes willen, Christina!« Aber er drehte sich um und entfernte sich weit von ihr. Er blieb am Fenster stehen.
Christina stieg aus der Wanne, und es gelang ihr, das Gewand über ihren nassen Körper zu ziehen und es in der Taille zu schnüren, als John mit Tommy auf den Fersen in ihr Zimmer stürzte.
»Was zum Teufel geht hier vor, Christina?« fragte John.
Philip wandte sich den beiden zu, und Tommy funkelte ihn wütend an.
»Ich habe dir doch gesagt, daß es die heilige Wahrheit ist, John. Das ist empörend, und ich fordere, daß Caxton augenblicklich dieses Haus verläßt!« brauste Tommy auf.
»Es reicht, Tommy. Ich muß dich jetzt bitten, nach Hause zu gehen. Ich werde diese Angelegenheit regeln«, erwiderte John.
»Ich gehe nicht!«
»Tommy – du gehst, und zwar gleich! Ich will allein mit Christina reden. Ich werde tun, was nötig ist.«
Tommy drehte sich um und stürmte aus dem Zimmer.
»Ich ziehe mich ebenfalls zurück, wenn Sie sich allein mit Christina unterhalten wollen«, sagte Philip.
»Ja, bitte«, erwiderte John barsch. »Ich werde Sie morgen früh von meiner Entscheidung unterrichten.«
»Dann bis morgen. Gute Nacht, Tina.« Philip schloß die Tür hinter sich.
Christina wußte, daß er sie bitten wollte, sich für ihn einzusetzen, damit er in der Nähe seines Sohnes bleiben konnte. Sie entspannte sich ein wenig und setzte sich auf ihr Bett.
»Crissy, wie kommst du dazu, Philip zu dieser nachtschlafenden Zeit in dein Zimmer zu lassen?« fragte John. »Habt ihr die Dinge endlich unter euch geregelt? Ist es das?«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst, John. Zwischen uns gibt es nichts zu regeln. Was zwischen uns war, ist vorbei – und es läßt sich nichts daran ändern. Außerdem habe ich Philip nicht gebeten, in mein Zimmer zu kommen. Er ist einfach reingekommen und nicht mehr gegangen.«
»Hat er … «
Christina lächelte schwach. »Philip hat die ganze Zeit über, die er hier war, in der Ecke gesessen, aber ich wußte, daß er mich begehrt hat. Und ich weiß, daß ich dich nicht noch mehr schockieren kann, als ich dich ohnehin schon schockiert habe, wenn ich dir jetzt sage, daß ich ihn auch wollte, mehr als alles auf der Welt«, flüsterte sie, denn sie fürchtete, daß Philip sie in seinem Zimmer hören konnte. »Aber ich habe ihm widerstanden, weil ich wußte, daß er mich nur für diese eine Nacht haben will. Morgen hätte er mich wieder gehaßt.«
»Aber, Crissy, Philip hat nie aufgehört, dich zu begehren.«
»Oh, doch, das hat er!« fauchte sie.
Es war zwecklos, mit ihr zu diskutieren, wenn sie auf stur schaltete. John schüttelte den Kopf. »Dann werde ich ihn wohl bitten müssen zu gehen, Crissy. Wäre dieser Mann nicht ausgerechnet Philip gewesen, dann wäre er jetzt tot.«
»Ich will nicht, daß er fortgeht, John.«
»Das kann doch nicht dein Ernst sein! Gerade eben hast du mir noch erzählt, daß du ihm nicht widerstehen kannst, wenn er- Crissy, es wird wieder passieren, wenn er hierbleibt.«
»Es wird nicht wieder passieren, John, ich weiß, daß es nicht dazu kommen wird. Und außerdem werde ich meine Tür von jetzt an
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