Die Gefangene des Elfen 2: Insel des Vergessens (Elven Warrior Series) (German Edition)
sterben kann, ist entweder das Schlachtfeld oder durch die Hand eines Ebenbürtigen – eines Erbens, in dessen Adern dasselbe königliche Blut fließt."
"Aber er ist der Erbe", antwortete Ruadan düster, ohne die Augen zu öffnen. "Elathan." Es kostete ihn Mühe, den Namen des Bruders auszusprechen, den er von frühester Kindheit an zu hassen gelernt hatte. "Auch wenn er ein Verräter ist und eine Armee versammelt hat, um den Thron für sich selbst zu beanspruchen. Und das Schlimmste ist, dass Bres ihn noch immer liebt. Er hat ihn immer mehr geliebt als mich - sogar mehr als dich, seine eigene Gemahlin."
"Du sprichst die Wahrheit, mein Sohn", antwortete Breena ruhig. Nur für einen kurzen Moment flackerte grenzenloser Hass in ihren Augen auf. Es war eine Seite, die sie nur ihrem Sohn zeigte. Am Hofe oder in Gegenwart des Königs hielt sie es für weise, den Anschein weiblicher Sanftmut aufrechtzuerhalten. Ruadan fühlte plötzlich, wie sich Kälte in seiner Brust ausbreitete. Er wusste, dass sein Schicksal bereits besiegelt war, als seine Mutter einen Dolch aus einer versteckten Tasche ihres weiten, wallenden Gewandes zog.
Ruadan setzte sich auf und starrte die schlanke, elegante Waffe an. Ihre Klinge war mit Runen überzogen, und ein großer, ovaler Smaragd war am Ende des Griffes eingearbeitet. Der Dolch war so selten und kostbar, dass er nur einem Mitglied der Königsfamilie gehören konnte. Jeder am Hofe kannte diese Waffe. Sie war dafür bekannt, niemals ihr Ziel zu verfehlen.
"Saighneán" , sagte er ehrfürchtig. Silberblitz. Der wahre Eigentümer des Dolches hatte ihm einen treffenden Namen gegeben. "Das ist Elathans Dolch."
Breena lächelte zuckersüß. "Ich weiß."
"Aber das ist nicht möglich. Der König verschloss Elathans Gemächer, als er ins Exil ging. Er nutzte seine Magie, um alle Türen und Fenster zu versiegeln. So würde niemand eindringen können, bis sein geliebter Sohn sich eines Tages zur Rückkehr entschied. Deine eigenen Kräfte wären nie stark genug, seinen Zauber zu brechen, Mutter. Nur der König selbst oder Elathan könnten diese Gemächer betreten. Verrate mir dein Geheimnis. Wie hast du das geschafft?"
Die Nymphe begann, mit der Waffe in ihren Händen zu spielen, drehte die Klinge in einen Strahl des Mondlichts, das durch die bogenförmigen Fenster fiel. Sie schimmerte und blitzte auf, so wunderschön und erbarmungslos wie der Prinz, dem sie gehörte.
Der Dolch besaß seinen ganz eigenen Zauber. Vor langer Zeit war er von Elfenschmieden hergestellt worden, als Geschenk des Königs an seinen neugeborenen Sohn. Das Silber war von den Minen der Riesen in den nördlichen Bergen herbeigebracht worden. Die Klinge des Dolches hatten die Schmiede im Feuer der Höhlen unter dem Schloss unzählige Male gehärtet, bis sie scharf genug war, reibungslos durch Haut und Knochen zu schneiden. Wer von Saighneán getötet wurde, würde so schnell sterben, dass er keinen Schmerz spürte. Zumindest war es das, was die Geschichtenerzähler behaupteten. In Wahrheit hatte niemand, der Elathan bedroht und den tödlichen Kuss seines Dolches gespürt hatte, lange genug gelebt, um davon zu berichten.
"Es war nicht einfach", sagte sie leise. "Aber ich war wachsam und schlich unbemerkt dazu, wann immer einigen Dienern Einlass in Elathans Gemächer gewährt wurde, um sie zu reinigen. Der König beaufsichtigte sie persönlich, und eines Tages bemerkte ich, dass er stets am selben Fleck stand, seinen Rücken der Wand mit dem großen Bildteppich zugewandt. Erst, wenn der letzte Diener verschwunden war, ging er und verschloß die Tür hinter sich."
Ruadan riss die Augen auf. "Versuchte er, etwas zu verstecken?"
"Oh, ja. Einen Zugang zu einem Geheimgang, der direkt in die eigenen Gemächer des Königs und in die Eingeweide des Berges unter dem Schloss führt. Bres kann ihn nicht für immer abriegeln, denn er widersteht allen Arten der Magie. So kann kein Feind ein Mitglied der königlichen Familie gefangen halten und daran hindern, während einer Belagerung das Schloss zu verlassen. Er selbst hat vor langer Zeit den Kobolden befohlen, den Tunnel in den Berg zu schlagen, und sie versprachen, das Geheimnis zu bewahren.
Doch es gab Gerüchte unter den Dienstboten. Ich hörte sie nachts flüstern oder gegen die Mauern klopfen, auf der Suche nach den vergessenen Geheimtüren. Vielleicht hofften sie, sie würden Bres' geheime Schatzkammer finden. Aber der König hat sie durch Magie geschützt. Die Zugänge des
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