Die Gefangene des Elfen 2: Insel des Vergessens (Elven Warrior Series) (German Edition)
Tunnels sind sehr schwer zu finden, sogar für einen Zauberer. Viele Male habe ich versucht, Bres sein Geheimnis zu entlocken, doch stets widerstand er meinen Reizen und äußerte sich nicht, nicht einmal im Bett."
Sie grinste niederträchtig, als sie Wut in den Augen ihres Sohnes aufflammen sah. Sie wusste, dass Ruadan sie für sich behalten wollte, und er mochte es nicht, ihre Aufmerksamkeit zu teilen. Seine Eifersucht würde ihr dieses Mal gute Dienste dabei erweisen, ihn dazu zu bringen, ihren Plan auszuführen.
"Jede Nacht schickte ich meine Waldfeen aus, um nach dem Eingang zu suchen. Auf ihre eigene Art erkennen sie Orte, an denen einst Magie genutzt wurde, sogar wenn es vor langer Zeit geschah. Erst gestern fand ich mit ihrer Hilfe schließlich doch noch einen Seitenzugang zu einem selten genutzten Korridor nahe der Küche. Ich hatte Glück. Der Zauber des Königs verbirgt die Tür nur, sodass sie unsichtbar bleibt. Offenbar hielt er es nicht für nötig, sie auch zu verschließen, sonst wäre ich nie in der Lage gewesen, mir Zutritt zu verschaffen. Ich musste lange suchen, denn die Tunnel führen in viele Richtungen, aber ich habe einen Weg zu Elathans Schlafkammer gefunden. Die Öffnung lag direkt hinter dem Wandteppich, genau, wie ich gedacht hatte.
Zunächst wusste ich nicht genau, wonach ich eigentlich suchte. Der Gedanke hatte mich nur am Rande berührt, gleich den Flügeln einer Motte. Doch dann fand ich das hier auf dem Tisch neben dem Bett." Sie zog den Dolch aus dem Mondlicht zurück und reichte ihn ihrem Sohn, legte ihn sorgsam in seine offene Handfläche. "Und augenblicklich wusste ich, was damit anzufangen war. Elathan hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, den Dolch zu verstecken. Ich frage mich, warum er ihn nicht mitgenommen hat, als er ins Exil ging."
"Ich weiß es", erwiderte Ruadan düster. "Unser edler Prinz erachtet sich nicht mehr als würdig, den Saighneán noch zu behalten, seitdem er denkt, dass Bres ihn für einen Verräter hält – genau, wie ich es ihm sagte."
"Und du hast gut daran getan, ihn zu belügen, mein Sohn. Stolz und törichtes Ehrgefühl sind seine wahren Schwächen. Hätte er nicht wirklich im Herzen geglaubt, das Vertrauen seines Vaters verloren zu haben, so wäre Elathan nie fortgegangen. Er wusste, dass er Bres ohne seinen Schutz zurückließ."
"Ohne Schutz?" entgegnete ihr Ruadan. "Oh, das bezweifle ich. Dafür gibt er zu viel auf seine verdammte Ehre. Ich bin mir sicher, dass er noch immer Spione hier hat, die jeden meiner Schritte beobachten. Er vermutet, ich könne den König in Gefahr bringen. Sobald der alte Mann tot ist, wird Elathan zurückkommen und versuchen, mich meines Rechts auf den Thron zu berauben. Und er wird versuchen, mich zu töten."
Breena streichelte seine Hand. Ihre geschmeidige Fingerspitze umkreiste den Dolch, den der Prinz hielt. Sie lächelte, als sie ihren Sohn scharf einatmen hörte. Er begehrte sie, obgleich er niemals die Grenze überschritten hatte. Sie nutzte dieses Wissen, um gelegentlich mit ihm zu spielen, genau, wie sie es mit jedem Mann tat, der ihren Weg kreuzte. Es war gerade genug, um ihn nicht zu weit von ihrer Seite weichen zu lassen.
Kindermädchen und Dienstmägde hatten Ruadan aufgezogen. Nur von Zeit zu Zeit hatte sie selbst seine Gemächer besucht oder ihm erlaubt, vom Balkon aus zuzusehen, wenn sie mit dem König Hof hielt – einem kleinen Jungen, der ihre Schönheit vergötterte. Sie wusste wohl, dass sie jeden sogleich in ihren Bann zog, der sie erblickte. Auch dass Ruadan nur Frauen als Bettgefährtinnen auswählte, die ihr ähnelten, war ihren scharfen Augen nicht entgangen. Doch sie hatte sichergestellt, dass es keine davon mit ihr aufnehmen konnte. Ruadans ungeteilte Aufmerksamkeit würde stets ihr gehören.
Tatsächlich konnte sich keine Elfenfrau mit den Reizen einer Nymphe messen, doch einige waren für ihren Geschmack zu schön, vielleicht zu unterhaltsam und raffiniert, oder sie hatten die Gemächer ihres Sohnes ein wenig zu oft besucht. Sie hatte sie aus dem Weg geräumt, bevor sie mehr für ihn werden konnten. Sie sollten lediglich dazu dienen, für eine vergnügliche Nacht zu sorgen, Anspannung und Zorn des jüngeren Prinzen abzubauen. Häufig verließen sie seine Gemächer voller Bisswunden und blauer Flecken, doch sogar ein Halbnymph konnte jede Frau über ihre wildesten Träume hinaus befriedigen. Also kehrten sie sogar dann zurück, wenn er es ihnen nicht befahl.
Das Problem löste
Weitere Kostenlose Bücher